Wie baue ich eine Diabetiker-Community auf?

3 Minuten

Community-Beitrag
Wie baue ich eine Diabetiker-Community auf?

Ende 2013 gründete ich bei Facebook die Gruppe „Diabetes Typ 1 – Ruhrpott“. Ich kann behaupten, dass wir mit über 400 Mitgliedern eine der größten regionalen Gruppen sind. Seit vier Jahren gibt es kontinuierlich Gruppentreffen. Dabei kommen zwischen 10 und 20 Diabetiker (auch Typ-2er dürfen sich dazumogeln) und ihre Typ-Fler an einen Tisch und verbringen einen lustigen Abend zusammen inklusive Blutzucker-Bingo nach den üppigen Mahlzeiten. Ich bin auch in vielen anderen Gruppen bei Facebook, die immer wieder versuchen, Stammtische oder Treffen zu organisieren. Leider scheitern diese, obwohl die Nachfrage sehr groß ist. Also, was machen die Ruhrpott-Diabetiker anders?

Wie gründet man eine Community?

Ich entschied mich für das Medium Facebook, um mein Vorhaben anzugehen. Im Winter 2013/14 schrieb ich Marcel Courtial (ishnne-diabetes.de) an, den ich nur online aus einer anderen Diabetiker-Gruppe kannte. Ich wusste, dass er ebenfalls aus dem Ruhrgebiet kommt, und fragte ihn, ob er Lust hätte, mit mir gemeinsam Treffen für Diabetiker zu organisieren. Denn die erste Regel für Facebook-Gruppen und ehrenamtliche Projekte ist, dass man so etwas nicht alleine realisieren kann. Mit den Admin-Aufgaben einer Facebook-Gruppe und der Organisation von Veranstaltungen gehen auch einige Pflichten einher: Man muss darauf achten, dass nichts Unpassendes gepostet wird, Diskussionen müssen moderiert werden, Fragen beantwortet und gerade die Organisation der Treffen muss gepflegt werden.

Klare Strukturen und Durchhaltevermögen

Es gibt viele dieser Gruppen bei Facebook, und viele scheitern an einer klaren Linie. Gruppenregeln und auch eine klare Struktur bei der Planung der Treffen sind das A und O. Wir legten fest, dass wir uns alle zwei Monate am 3. Samstag treffen. Das ergab sich durch Zufall durch den ersten Termin, aber wir haben es bis heute beibehalten. Denn nach und nach blieb der Termin auch in den Köpfen der interessierten Gruppenmitglieder hängen.

Beim ersten Treffen waren wir schon acht junge Diabetiker, die sich rege austauschten. Aber nicht jedes Treffen lief so gut. Da heißt es dann durchhalten! Es musste dennoch stattfinden und so auch gegenüber allen in der Gruppe kommuniziert werden. Denn es musste klar sein: Auf uns kann man sich verlassen!

Kein Überangebot schaffen und Sonderwünsche höflich ablehnen

Alle schreien immer sofort „Ja!“, wenn nach einem Treffen gefragt wird. Es wird umgehend beschlossen, dass man sich doch jede Woche auf ein Lightgetränk treffen könne. Das ist schlicht und einfach ein Überangebot. Sind Treffen nicht so häufig, entfällt der Gedanke: „Ach, dann gehe ich halt nächste Woche.“ Man entscheidet bewusster, ob man hingehen möchte oder nicht.

Eine langfristige Terminankündigung erleichtert zusätzlich die Planung. Das beinhaltet aber auch, dass man hart bleibt, wenn jemand Sonderwünsche äußert. Oft erreichen mich Anfragen, ob ich das Treffen nicht um eine Woche verschieben könnte oder man nicht in ein anderes Restaurant könnte. Da muss ich immer klar, aber höflich, Nein sagen, denn bei über 400 Mitgliedern werde ich nie alle unter einen Hut kriegen. Aber durch die klare Struktur, die Zuverlässigkeit und Regelmäßigkeit wird es bei jedem, der kommen will, irgendwann klappen.

Groß denken!

Ja, wir sind ein paar Millionen Diabetiker in Deutschland. Und ja, viele davon sind auch über solche Facebook-Gruppen erreichbar. Aber dennoch sollte man sein Einzugsgebiet durchaus größer planen, wenn man nicht gerade in einer Stadt wie Berlin wohnt. Das Ruhrgebiet ist da eine sehr dankbare Region. Viele Diabetiker sind hier auf einem überschaubaren Raum verteilt, und auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind gegeben. Wir treffen uns jedes Mal in einer anderen Stadt, so dass jeder mal eine kurze Anreise hat: Hagen, Dortmund, Bochum, Essen, Oberhausen und Duisburg.

Und wie überlebt eine solche Community?

Fast vier Jahre liegen nun hinter uns. Mittlerweile hat sich Marcel aufgrund seines Studiums als Admin zurückgezogen, und die liebe Saskia Kaup (diafeelings.com) ist eingesprungen. Es ist kein Zufall, dass meine Co-Admins generell aktiv in der Diabetiker-Blogger-Szene sind. Nur Menschen, die sich engagieren, können solche Projekte aufbauen und am Leben erhalten.

Auch müssen es Personen sein, die auf andere zugehen. Man begegnet vielen Fremden, und man sollte neuen Leuten helfen, in die Gruppe hineinzufinden. Dazu muss man als Organisator sehr kommunikativ sein. Mittlerweile gibt es einen harten Kern von 30 bis 40 Leuten, die immer mal wieder zu Treffen kommen und sich über die Diabetessau, den neusten technischen Kram oder unberechenbare Kohlenhydrate unterhalten. Der Austausch hilft vielen, neue Informationen und Erfahrungsaustausch mischen sich mit dem Gefühl, nicht alleine zu sein.

Hier meine Tipps für den erfolgreichen Aufbau einer Diabetiker-Community:

  1. Bilde ein kommunikatives Team!
  2. Werde Dir über Deine Zielgruppe und Dein Einzugsgebiet klar!
  3. Überlege Dir klare Strukturen und Angebote, schaffe aber kein Überangebot!
  4. Sei zuverlässig!
  5. Habe Spaß an dem, was Du machst!

Sucht ihr eine Gruppe in Eurer Nähe? Ich habe auf meinem Blog diapolitan.com mal eine Liste der regionalen Facebook-Gruppen zusammengestellt.

 

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

DiaNet(t)-Treffen: Aktiv, laut, solidarisch mit der Diabetes-Community

Etwa 50 Engagierte aus der Diabetes-Community trafen sich beim DiaNet(t)-Treffen der Social-Media-Kampagne #SagEsLaut #SagEsSolidarisch in Berlin. Das Thema des Zusammenkommens war dieses Mal „Stärke“.
DiaNet(t)-Treffen: Aktiv, laut, solidarisch mit der Diabetes-Community | Foto: diabetesDE

3 Minuten

Diabetes-Anker-Podcast – „Höhen & Tiefen“: Welche Technologie hilft bei welchem Diabetes-Typen?

Im Community-Format „Höhen & Tiefen” lernt ihr auch dieses Mal wieder zwei Menschen mit Diabetes kennen: Hört zu, wie sich Kathi Korn und Ümit Sahin zusammen mit Moderatorin Stephanie Haack im Diabetes-Anker-Podcast über Diabetes-Technologie für verschiedene Diabetes-Typen austauschen.
Diabetes-Anker-Podcast – Höhen & Tiefen: Welche Technologie hilft bei welchem Diabetes-Typen? | Foto: MedTriX/privat

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände