Diskriminiert oder nicht? Das ist die Frage!

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Diskriminiert oder nicht? Das ist die Frage!

Rechts-Experte Oliver Ebert wirft einen Blick auf potentielle rechtliche Diskriminierungen gegenüber Diabetikern.

Es wird immer wieder beklagt, dass Menschen mit Diabetes diskriminiert bzw. ungerecht behandelt würden. Nehmen wir das Beispiel eines Kindes mit Diabetes, bei dem der Lehrer die Durchführung von Blutzuckermessungen bzw. das Insulinspritzen verweigert. Eine schwierige Situation, vor allem auch für alleinerziehende Eltern. Aber muss man gleich von Diskriminierung sprechen, wenn ein Lehrer ausnahmsweise nicht bereit ist, freiwillig und auf eigenes Risiko medizinische Leistungen zu erbringen? Für die er zudem weder zuständig noch ausgebildet ist?

Oder im Straßenverkehr: Manche Führerscheinbewerber mit Diabetes müssen ein Gutachten bringen, andere nicht. Auf den ersten Blick scheint das ungerecht – aber tatsächlich haben Letztere einfach Glück gehabt! Denn die Behörde darf ein solches Gutachten fordern bzw. Auflagen erteilen. Ist das wenigstens deswegen diskriminierend, weil man ohne Diabetes ja schließlich kein Gutachten bringen müsste? Auch hier: aus meinem Blickwinkel nein! Denn der Diabetes – genauso wie zum Beispiel Epilepsie oder Schlafkrankheit – kann die Fahreignung beeinträchtigen.

Natürlich ist das für die Betroffenen eine (finanzielle) Belastung – aber es ist doch viel wichtiger, dass eine Gefährdung (auch des Betroffenen selbst!) erkannt und vermieden wird. Und wenn es aus ärztlicher Sicht keine Bedenken gibt, dann darf man ja fahren. Nicht jede Belastung ist eine Ungleichbehandlung.

Folgendes leuchtet wohl nur Juristen ein – mit ihrer teils verqueren Logik: Wer Diabetes und einen Schwerbehindertenausweis hat, wird bei gleicher Eignung bevorzugt verbeamtet! Hätte derselbe Betroffene dagegen keinen Ausweis, könnte er nach aktueller Rechtsprechung womöglich als nicht dienstfähig angesehen werden… man dürfte ihn dann ablehnen!

Selbst dies müsste dann aber nicht zwingend eine Diskriminierung sein (auch wenn ich selbst das als solche sehe); es gibt nämlich durchaus Argumente dafür, dass der Staat die im Grundgesetz vorgeschriebene Förderung behinderter Menschen nur denen gewähren will, welche auch ein entsprechendes Schutzbedürfnis nachweisen (können).

Selbstverständlich gibt es auch Fälle, die deutlich diskriminierend scheinen – zum Beispiel wenn Stellenbewerber nur aufgrund des Diabetes abgelehnt werden. Als diskriminierend sehe ich auch die (uralten) Tauglichkeitsvorschriften bei Polizei und Bundeswehr, die insulinpflichtigen Diabetikern pauschal den Dienst an der Waffe untersagen.

Ebenfalls für problematisch halte ich, dass Menschen mit chronischer Krankheit keine vernünftige Berufsunfähigkeits- oder Lebensversicherung abschließen können. Es wäre schön, wenn die Patientenverbände und Fachgesellschaften hier in Zukunft mehr Druck machen würden, um solche Ungerechtigkeiten endlich abzustellen.

Insgesamt kann man aber sagen, dass es aufgrund des Diabetes nur selten zu wirklichen Diskriminierungen kommt – und das ist für uns alle doch eine sehr erfreuliche Botschaft. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes Fest und ein glückliches, gesundes neues Jahr,


Autor:
© Oliver Ebert
Autor: RA Oliver Ebert, Stuttgart/Balingen
Kontakt:
REK Rechtsanwälte, Nägelestraße 6A, 70597 Stuttgart, Friedrichstraße 49, 72336 Balingen, E-Mail: ebert@diabetes-und-recht.de
, Internet: www.diabetes-und-recht.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (12) Seite 19

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  • gingergirl postete ein Update vor 4 Tagen, 8 Stunden

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

  • hexle postete ein Update vor 5 Tagen, 12 Stunden

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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