Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #6 | Warum sollte ich mich für meinen Diabetes schämen? (1)

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Warum sollte ich mich für meinen Diabetes schämen Hin unmd zurück – bis ans Ende der Dia-Welt
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Community-Beitrag
Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #6 | Warum sollte ich mich für meinen Diabetes schämen? (1)

Du sitzt beim Arzt und bekommst eine Diagnose. In dem Fall Typ-2-Diabetes. Eine chronische Erkrankung mit der Du bisher wenig bis kaum Kontaktpunkte hattest. Und jetzt hat es Dich einfach erwischt. Du bist geschockt und weißt nicht, wie Du reagieren sollst. In Dir steigt ein totales Gefühlschaos auf und alles, was Du in diesem Moment einfach nur denkst, ist: „F*ck! Was jetzt?“ Was war Dein erster Impuls nach der Diagnose, als Du die Praxis verlassen hattest? Hast Du vielleicht direkt eine Nachricht an Deine Partnerin bzw. Deinen Partner oder Deinen Freundeskreis geschrieben? Deinen Eltern oder Kindern? Oder hast Du die Diagnose (erstmal) für Dich behalten?

Jeder Mensch geht mit Schocknachrichten – in dem Fall eine medizinische Diagnose – anders um. Es gibt die einen, die direkt den Kontakt zu ihren Liebsten suchen, um sich jemandem anzuvertrauen. Und dann gibt es die anderen, die etwas verhalteneren Personen, die private oder auch unangenehme Dinge lieber für sich behalten. Doch egal, zu welcher Art „Verhaltenstyp“ Du gehören magst, jede Person mit Diabetes wird früher oder später am selben Punkt stehen. Dem Punkt zu entscheiden, wie offen man im Umgang mit seinem Diabetes umgeht und wem man davon erzählt.

Foto: privat

Kurz bevor ich diesen Beitrag geschrieben habe, startete ich eine kleine Umfrage innerhalb meiner Instagram-Community, die genau diese Frage beantworten sollte. Und tatsächlich war ich sehr überrascht, wie viele meiner Follower offen mit ihrer Diagnose bzw. Diabetes-Erkrankung in ihrem Umfeld umgehen. Natürlich kann ich nicht alle Menschen mit Diabetes über einen Kamm scheren, doch ich finde, dass solche Umfragen immer einen guten Richtwert bieten.

Jetzt fragst Du dich bestimmt, warum ich über das Ergebnis und somit dem offenen Umgang überrascht war. Wie schon in einem meiner vorherigen Beiträgen erwähnt, empfinde ich, dass Typ-2-Diabetes in unserer Gesellschaft einen eher schlechten Ruf genießt. Dass alle chronischen Erkrankungen sche*ße sind, ist keine Frage. Doch gerade Typ-2-Diabetes hat etwas an sich, was Leute oft dazu veranlasst, die Betroffenen zu stigmatisieren und Finger-Pointing zu betreiben. Meines Erachtens ist der Grund hierfür die Unwissenheit. Unwissenheit über das Krankheitsbild, die Entstehung, Behandlung oder auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Diabetes-Typen. Weshalb ich es umso wichtiger finde, entsprechend Aufklärung zu betreiben.

Doch genau aufgrund dieser Stigmatisierung, die uns Menschen mit (Typ-2-)Diabetes oftmals entgegengebracht wird, war meine Vermutung, dass viele Betroffene doch eher einen „stillen“ Umgang mit ihrem Diabetes pflegen. Doch ganz im Gegenteil! In meinen eingegangenen Nachrichten auf Instagram habe ich oft den Satz gelesen „Warum sollte ich mich für meinen Diabetes schämen?“. Diese Aussage trotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Gerne hätte ich mir früher hiervon eine Scheibe abgeschnitten. Denn ja, auch wenn ich über Instagram einen sehr offenen Umgang mit meinem Diabetes teile, so ist bzw. war es in meinem „Real Life“ nicht immer so gewesen…

zu Caros Instagram-Profil

Typ-2-Diabetes ist in unserer Gesellschaft bislang mehr oder weniger immer noch als Altersdiabetes bekannt und wird oftmals auch als „Begleiterscheinung des hohen Alters“ abgestempelt. Das aber auch immer mehr junge Menschen an dem Krankheitsbild erkranken, wissen tatsächlich die Wenigsten. Auch viele Ärztinnen und Ärzte sind da keine Ausnahme…

Foto: Dev Asangbam – unsplash.com

Mit 27 Jahren so eine Diagnose zu erhalten, die meist ältere Menschen bekommen, ist um einiges schwerer zu realisieren und anzunehmen. Man fragt sich oft, wie das passieren konnte. Man gibt sich selber die Schuld und schämt sich, es überhaupt soweit kommen lassen zu haben. Doch im Endeffekt sind das alles Schuldzuweisungen u. a. aufgrund von dämlichen Vorurteilen und Unwissenheit. Dass Diabetes die Folge einer jahrelangen Insulinresistenz ist und viele Einflussfaktoren neben Ernährung und Sport auch eine wichtige Rolle spielen, ist vielen nicht bewusst, weshalb es ja auch u. a. zu Stigmatisierungen kommt. Den krassesten Kommentar von einem Fitness-Influencer, den ich mal unter einem „Diabetes-Aufklärungsvideo“ auf Instagram gelesen habe, war: „Die Situation (Typ-2-Diabetes) hast Du Dir selber eingebrockt.“ Verrückt, oder? Wie sollte man sich bei solchen Aussagen denn nicht für seinen Diabetes schämen?

All diese bisherigen aufgezählten Gründe, sprich, die frühe Erkrankung an einem Krankheitsbild, was eigentlich meist nur ältere Leute bekommen, die Unwissenheit, das Finger-Pointing sowie die Scham, mit nur 27 Jahren an Typ-2-Diabetes erkrankt zu sein, sind alles Einflussfaktoren, warum ich mich manchmal schwer damit tue, Menschen aus meinem Umfeld von meinem Diabetes zu erzählen. Plus natürlich die Tatsache, dass ich schon immer ein paar Kilos zu viel und schon immer gerne Zucker gegessen habe…

Caros Kolumne

Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt

Caros Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“

Hallo, mein Name ist Caro! Ich wurde als 27-Jährige mit einem Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Erfahrt in meiner Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“ alles über meine außergewöhnliche Reise als junge Frau mit Diabetes. Viel Spaß beim Lesen!

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von Caro

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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