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Das Blut – ein ganz besonderer Saft. Meist wird uns dies erst im Kranheitsfall bewusst. Alles, was im Blut gelöst ist, Gesundes wie Ungesundes, erreicht noch den letzten Winkel im Körper – daran sollte man immer wieder einmal denken.
Glücklicherweise gab es keinen Hinweis auf eine Tumorerkrankung, an die man bei einer Blutarmut auch denken muss! Ein Blutverlust aus dem Magen oder Darm konnte durch eine Spiegelung der Organe ausgeschlossen werden.Nachdem sie einige Wochen Eisentabletten eingenommen hatte und der Aufforderung des Hausarztes nachgekommen war, doch wenigstens 1 x pro Woche Fleisch zu essen, ging es Frau M. deutlich besser. Im Blut zeigte sich wieder ein Anstieg des Blutfarbstoffes (Hämoglobin) und auch der Eisenkonzentration.
Im Fall von Marianne M. hatte eine einseitige Ernährung mit wenig rotem Fleisch, das ein wichtiger Eisenlieferant ist, zu einem Eisenmangel mit nachfolgender Anämie geführt. Auch ein Mangel an Folsäure und Vitamin B12 ist nicht selten die Ursache, denn blutbildende Zellen benötigen diese drei Zutaten.
Wird Fleisch z. B. bei älteren Menschen in Seniorenheimen nicht bedarfsgerecht zubereitet, wird es wegen der oft mangelnden Kaufähigkeit häufig nicht gegessen – ein Eisenmangel kann die Folge sein. Bei älteren Menschen mit Blutarmut muss natürlich auch nach anderen häufigen Ursachen gefahndet werden wie einem Krebsleiden, einer Herzschwäche oder auch einer gestörten Nierenfunktion.
Eine Untersuchung des Blutes erfolgt im Alltag meist im Zusammenhang mit negativen Umständen oder Begebenheiten wie
Dann wird in der Regel das Blutbild bestimmt oder es erfolgen Zusatzuntersuchungen wie die Bestimmung der Schilddrüsenwerte, der Blutfette (Cholesterin u. a.), von Tumormarkern etc. Im Blut scheint man vieles ablesen zu können (Bestehen Hinweise auf eine Erkrankung?) – aber nicht alles ist im Blut erkennbar.
Dass Blut ein besonderer Saft ist, konnte man schon von Fausts Mephisto erfahren. Wenn man Blut mit bloßem Auge betrachtet, sieht es eigentlich unscheinbar und homogen aus. Fasst man es an, so bemerkt man schon nach kurzer Zeit, dass es klebrig wird und sich ganz schnell an der Luft verändert.
Wenn man Blut in einer Art Schleuder (Zentrifuge) im Labor behandelt, so findet man, dass es aus festen und flüssigen Anteilen besteht:
Wenn man aus dem Plasma einen für die Blutgerinnung wichtigen Faktor, das Fibrinogen entfernt, dann bleibt das Serum zurück.
Merke: Blutplasma ist also Serum mit Fibrinogen.
Lässt man Blut, das man in einem Röhrchen abgenommen hat, stehen, dann bildet sich nach kurzer Zeit ein fester Bodensatz mit einem flüssigen Überstand, dies ist das Serum. Die im Herzen und den Blutgefäßen zirkulierende Blutmenge beträgt etwa 5 bis 6 Liter (ca. 7 Prozent des Körpergewichts; Frauen haben etwas weniger Blut als Männer). Blut ist aber auch deshalb ein besonderer Saft, da es im Krankheitsfall Erreger enthalten kann, die sich bei Kontakt auf andere Menschen übertragen können.
Merke: Vorsicht bei Blutkontakt durch offene Wunden! Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen (z. B. Handschuhe) sind dringend zu empfehlen!
Die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) enthalten den eisenhaltigen Blutfarbstoff, das Hämoglobin, welches während der Lungenpassage des Blutes Sauerstoff bindet und später wieder an die Zellen der verschiedenen Organe abgibt (Leber, Haut, Nieren, Hirn etc.). Sie sind auch die Träger unser Blutgruppen-Eigenschaften (A, B, AB, 0), die verschiedenen Substanzen (Moleküle) an deren Oberfläche entsprechen, sowie auch des Rhesus-Systems.
Als HbA1c bezeichnet man den Anteil des menschlichen Hämoglobins, der sich mit dem Blutzucker dauerhaft verbunden hat. Bei Nichtdiabetikern liegt der Wert bei maximal 5,5 Prozent des Gesamt-Hämoglobins des Blutes. Rote Blutzellen leben etwa 120 Tage (daher Langzeitgedächtnis), ihr Abbau erfolgt hauptsächlich in der Milz – dort wird auch das freiwerdende Eisen gespeichert!
Diabetiker wissen, dass die Bestimmung des HbA1c-Wertes einen wichtigen Hinweis auf die Blutzuckerwerte der letzten 6 bis 8 Wochen gibt und somit indirekt ein Indikator für die Wahrscheinlichkeit des Entstehens von Diabetes-Folgeerkrankungen ist: Ein hoher HbA1c-Wert signalisiert langfristig ein deutlich erhöhtes Risiko.
Den größten Anteil der Leukozyten machen die Granulozyten aus, die vor allem der Abwehr von Bakterien dienen. Die Monozyten sind Zellen, die in verschiedene Gewebe einwandern können, um dort als Fresszellen (Makrophagen) bestimmte Krankheitserreger (Bakterien, Viren) zu vernichten, sie zu fressen – aber auch z. B. das schlechte Cholesterin (LDL-Cholesterin), das für das Entstehen der Arteriosklerose an den Gefäßwänden verantwortlich ist.
Weiterhin sind die Leukozyten auch Bestandteil des Immunsystems, vor allem in Form von B- und T-Lymphozyten. B-Lymphozyten produzieren besondere Eiweiße (Immunglobuline); T-Lymphozyten greifen z. B. als Killerzellen bestimmte Krebszellen an und vernichten sie. Aids-Patienten z. B. haben ein gestörtes Immunsystem und sind so häufig schon bei ansonsten harmlosen Infekten gefährdet!
Die Thrombozyten sind maßgeblich beteiligt an der vorläufigen Blutstillung nach einer Verletzung, indem sie miteinander und auch mit anderen Zellen und Gewebeteilen verkleben und so an der Schnittstelle z. B. einen Pfropf bilden. Erst später wird durch Faktoren im Blut (Gerinnungsfaktoren) ein dauerhafter Verschluss z. B. eines Blutgefäßes nach einer Verletzung möglich.
Überschießende Gerinnselbildungen (Thromben) können aber auch zu Thrombosen führen, die Blutgefäße verstopfen und schwerwiegende Veränderungen wie eine Lungenembolie (oft tödlich) auslösen.
Über das Blutgefäßsystem erreicht das Blut jeden Winkel unseres Körpers mit allen darin befindlichen guten, aber auch vermeintlich schlechten Bestandteilen, z. B. überschüssigem LDL-Cholesterin mit der Gefahr der Entwicklung einer Arteriosklerose der Blutgefäßwände, Blutgerinnseln oder Krankheitserregern.
Von den Zellen des Blutes können im Fall einer Entartung bösartige Erkrankungen ausgehen: zum Beispiel eine akute und eine chronische Leukämie (Erkrankung der weißen Blutkörperchen). Eine ledigliche Verminderung der roten Blutkörperchen hat aber auch oft schon enorme Bedeutung im Alltag:
Eine Verminderung der roten Blutkörperchen führt wegen der geringeren Anzahl an sauerstoffbindenden Zellen oft zu Müdigkeit und Schlappheit bis hin zur völligen Leistungsminderung. Beispiel: Frauen mit starken oder gehäuften Regelblutungen haben oft eine niedrigere Anzahl roter Blutzellen und einen niedrigen Hämoglobin-Wert (Hb) mit einem nachfolgenden Sauerstoffmangel – durch die Zufuhr von Eisen könnte dieser Mangel rasch ausgeglichen werden und sich so die Müdigkeit schnell wieder bessern.
Umgekehrt haben Raucher oft eine Polyglobulie (zu viele rote Blutkörperchen), verursacht durch eine Art innerer Vergiftung durch CO2 (Kohlendioxid) des Tabakrauchens und eine kompensatorische Mehrbildung an Blutfarbstoff mit der Gefahr der Eindickung (Viskositätszunahme) und Verschlechterung der Durchblutung!
Das Blut stellt tatsächlich einen ganz besonderen Saft dar! Dies wird uns meist erst im Krankheitsfall bewusst. Es ist sicherlich zum besseren Verständnis mancher Erkrankungen gut, sich nochmals bewusst zu machen, dass auf dem Blutwege alles, was darin gelöst ist, in die letzten Winkel unseres Körpers gelangt. So lässt sich dann auch besser verstehen, dass eine positivere Lebensweise einen Schutz wichtiger Organe darstellt – mit zum Beispiel weniger Alkohol, Nikotin, auch Zucker und Fett, verbunden mit einer besseren Durchblutung zum Beispiel durch regelmäßige Bewegung.
Regelmäßige Blutuntersuchungen (im Rahmen von Routine-Untersuchungen etc.) können helfen, rechtzeitig Gefahren zu erkennen – ebenso wie bei Menschen mit Diabetes der HbA1c-Wert einen wichtigen Beitrag leistet, eine bessere Blutzuckereinstellung langfristig zu erreichen.
Aber nicht alle Erkrankungen lassen sich durch eine Blutuntersuchung nachweisen. So kann auch eine Leberschädigung vorliegen trotz völlig normaler Leberwerte! Man darf sich also nicht automatisch bei normalen Blutwerten in Sicherheit wiegen. Ein Hausarzt wird seinen Patienten im Einzelfall sicher den Sinn und Nutzen einer derartigen Untersuchung darlegen und mit ihnen auch die Befunde besprechen.
von Dr. Gerhard-W. Schmeisl
Internist/Angiologe/Diabetologe, Chefarzt Deegenbergklinik sowie Chefarzt Diabetologie Klinik Saale (DRV-Bund)
Kontakt:
Deegenbergklinik, Burgstraße 21, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71/8 21-0
sowie Klinik Saale, Pfaffstraße 10, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71/8 5-01
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (2) Seite 32-37
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