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„Und was macht man damit?“ – Diese Frage muss jeder Geschichtsstudent über sich ergehen lassen. Ich kann sie nun nach meinem Studium beantworten: Ich reise! Historiker haben den Ruf, kurzsichtige Bücherwürmer zu sein, die selten Tageslicht sehen. Tatsächlich müssen wir für unsere Arbeit in Archive, wunderschöne Bibliotheken und auf Kongresse fahren. Man kommt ganz schön rum. Im September 2016 standen Essen, Münster, Hamburg, Düsseldorf und Florenz auf meiner Dienstreiseroute. In Italien werde ich sogar einen sechswöchigen Aufenthalt haben. Dieses Mal ein recht kurzer Besuch in der schönen Toskana. Es ist die letzte Dienstreise für meine Doktorarbeit.
Viele Blogger berichten über ihre Reisen. Dienstreisen haben aber nochmals einen ganz anderen Anspruch an den Diabetiker. Man darf keinen schlechten Tag haben, da die Zeit im Ausland kostbar ist und man immer möglichst viel schaffen muss.
Jeder weiß, dass das mit dem Dia-Monster aber eher Wunschdenken ist. Nur mit sehr viel Planung, Vorbereitung und einer Menge Selbstkenntnis hat man eine Chance. Dies fängt schon bei den Vorbereitungen an. Aufenthaltslänge, Arbeitsbelastung und auch der Ort haben Einfluss auf die Planung. Es gilt einiges zu beachten, um das Dia-Monster in Schach zu halten und für (fast) alle Szenarien gewappnet zu sein. Ich kann behaupten, über die Jahre zu einer richtigen Diabetesmanagerin geworden zu sein.
Einen längeren Auslandsaufenthalt – egal ob dienstlich oder privat – kann man nur mit einem guten Diabetologen planen und schaffen. Ich bespreche meine Dienstreisen immer sofort mit meiner innig geliebten Diabetesberaterin und dem Arzt. Bedarf und Sicherheitsvorkehrungen, z.B. Ersatzpens, falls die Pumpe ausfällt, werden genau besprochen. Dies ist zum Beispiel ein wichtiger Punkt für Pumpenträger: Liefert der Hersteller in das jeweilige Land, wenn ein Austausch nötig wird? Roche schließt eine Lieferung nach Italien beispielsweise aus, obwohl es sich um ein EU-Land handelt. Dafür bietet der Kundenservice jedoch an, dass man eine Ersatzpumpe direkt ausgeliehen bekommen kann.
Puh, also noch mehr im Gepäck. Da kommt ganz schön was zusammen. Insulin, Katheter und Messstreifen wollen auch noch mit in den Koffer. Als Faustregel nehme ich immer die 1,5-fache Menge des eigentlichen Bedarfs für die Länge des jeweiligen Auslandsaufenthaltes mit. Diesen Berg an Diabetes-Equipment teile ich zur Sicherheit auf Koffer und Handgepäck auf, wenn ich fliege. Im Koffer? Ja! Ich habe es noch nicht erlebt, dass mein Gepäck und Insulin eingefroren sind, aber um sicherzugehen rate ich, genauere Informationen bei der jeweiligen Fluggesellschaft abzufragen. Zusätzlich empfiehlt es sich, das Insulin sehr mittig im Koffer zu platzieren und durch eine isolierte Tasche zu schützen.
Nun die entscheidende Frage: Wie kommt man an die 1,5-fache Menge, wenn man zum Beispiel sechs Monate ins Ausland geht?
Es gibt folgende Varianten:
Alle Varianten habe ich durch. Ich persönlich bevorzuge die Splittung von längeren Dienstreisen. Wie so oft muss da wohl jeder seine eigene Entscheidung treffen. Wichtig ist nur, dass man sich frühzeitig entscheidet und rechtzeitig mit allen Vorbereitungen beginnt. Ein guter Diabetesmanager sollte da auch so etwas wie Haltbarkeitsdaten im Auge behalten. Gerade bei Insulin, das auf der Reise zusätzlich Temperaturschwankungen ausgesetzt ist, sollte die Haltbarkeit nicht überschritten werden.
Kurz und knapp: Ich schließe nie eine Auslandskrankenversicherung ab. Die meisten Versicherungsmodelle gelten für Unfälle und schließen bestehende Erkrankungen aus. Also kann man den Diabetes nicht „mitversichern“, und der Rest wird in meinem Fall bereits durch eine andere Versicherung, die ich bei einem Automobilclub habe, gedeckt.
Wer über eine Auslandskrankenversicherung nachdenkt, sollte mehrere Angebote einholen und diese vergleichen. Insbesondere bei Aufenthalten außerhalb der Europäischen Union (EU) sollte über Zusatzversicherungen nachgedacht werden. Innerhalb der EU gibt es jedoch ein Abkommen zur Versorgung von Patienten. Die Krankenkassen im Gastland holen sich das Geld aus dem deutschen System zurück, wenn sie beansprucht wurden.
Wer eine Versorgung vor Ort anstrebt, muss sich erkundigen, ob er dafür in seinem Ankunftsland in eine Krankenkasse muss. Italien hat beispielsweise eine eigene Krankenkasse für Gastwissenschaftler, wodurch die Versorgung für mich vollkommen unproblematisch ist.
Stress, gutes Essen und ein launisches Dia-Monster
Hat die Vorbereitung gut geklappt, wartet eine spannende Zeit auf einen. Dienstreisen haben aber noch ganz andere Herausforderungen. Sie sind in erster Linie stressig. Aber wenn man hochkonzentriert arbeiten muss, darf der Zucker nicht rumzicken. Und das, obwohl Hektik, unbekanntes Essen zu unmöglichen Zeiten und manchmal auch eine Zeitverschiebung Partei für einen launischen Blutzucker ergreifen. Hier hat sich die temporäre Basalrate der Pumpe als Goldschatz erwiesen. Ist es sehr stressig, läuft sie bei mir auf 120 Prozent.
Mittlerweile habe ich das sehr gut raus. Das war aber nicht immer so: Zu Beginn habe ich viel mehr gemessen, wenn ich auf Kongressen oder im Ausland war. Ich musste erst herausfinden, wie mein Körper auf Stress, anderes Klima, einen veränderten Tagesrhythmus und unbekanntes Essen reagiert. Hier muss man sich sehr genau beobachten. Die Erfahrung machte es einem beim nächsten Mal leichter, und man kann die Dienstreise schneller genießen. Und genau das mache ich jetzt die nächsten sechs Wochen im wunderschönen Florenz…
Drei-Phasen-Checkliste
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