Diabetesmanager auf Dienstreise

4 Minuten

Community-Beitrag
Diabetesmanager auf Dienstreise

„Und was macht man damit?“ – Diese Frage muss jeder Geschichtsstudent über sich ergehen lassen. Ich kann sie nun nach meinem Studium beantworten: Ich reise! Historiker haben den Ruf, kurzsichtige Bücherwürmer zu sein, die selten Tageslicht sehen. Tatsächlich müssen wir für unsere Arbeit in Archive, wunderschöne Bibliotheken und auf Kongresse fahren. Man kommt ganz schön rum. Im September 2016 standen Essen, Münster, Hamburg, Düsseldorf und Florenz auf meiner Dienstreiseroute. In Italien werde ich sogar einen sechswöchigen Aufenthalt haben. Dieses Mal ein recht kurzer Besuch in der schönen Toskana. Es ist die letzte Dienstreise für meine Doktorarbeit.

IMG_0365

Zweitausbildung als Diabetesmanager

Viele Blogger berichten über ihre Reisen. Dienstreisen haben aber nochmals einen ganz anderen Anspruch an den Diabetiker. Man darf keinen schlechten Tag haben, da die Zeit im Ausland kostbar ist und man immer möglichst viel schaffen muss.

Jeder weiß, dass das mit dem Dia-Monster aber eher Wunschdenken ist. Nur mit sehr viel Planung, Vorbereitung und einer Menge Selbstkenntnis hat man eine Chance. Dies fängt schon bei den Vorbereitungen an. Aufenthaltslänge, Arbeitsbelastung und auch der Ort haben Einfluss auf die Planung. Es gilt einiges zu beachten, um das Dia-Monster in Schach zu halten und für (fast) alle Szenarien gewappnet zu sein. Ich kann behaupten, über die Jahre zu einer richtigen Diabetesmanagerin geworden zu sein.

Vorbereitung ist alles!

Einen längeren Auslandsaufenthalt – egal ob dienstlich oder privat – kann man nur mit einem guten Diabetologen planen und schaffen. Ich bespreche meine Dienstreisen immer sofort mit meiner innig geliebten Diabetesberaterin und dem Arzt. Bedarf und Sicherheitsvorkehrungen, z.B. Ersatzpens, falls die Pumpe ausfällt, werden genau besprochen. Dies ist zum Beispiel ein wichtiger Punkt für Pumpenträger: Liefert der Hersteller in das jeweilige Land, wenn ein Austausch nötig wird? Roche schließt eine Lieferung nach Italien beispielsweise aus, obwohl es sich um ein EU-Land handelt. Dafür bietet der Kundenservice jedoch an, dass man eine Ersatzpumpe direkt ausgeliehen bekommen kann.

Puh, also noch mehr im Gepäck. Da kommt ganz schön was zusammen. Insulin, Katheter und Messstreifen wollen auch noch mit in den Koffer. Als Faustregel nehme ich immer die 1,5-fache Menge des eigentlichen Bedarfs für die Länge des jeweiligen Auslandsaufenthaltes mit. Diesen Berg an Diabetes-Equipment teile ich zur Sicherheit auf Koffer und Handgepäck auf, wenn ich fliege. Im Koffer? Ja! Ich habe es noch nicht erlebt, dass mein Gepäck und Insulin eingefroren sind, aber um sicherzugehen rate ich, genauere Informationen bei der jeweiligen Fluggesellschaft abzufragen. Zusätzlich empfiehlt es sich, das Insulin sehr mittig im Koffer zu platzieren und durch eine isolierte Tasche zu schützen.

Nun die entscheidende Frage: Wie kommt man an die 1,5-fache Menge, wenn man zum Beispiel sechs Monate ins Ausland geht?

Es gibt folgende Varianten:

  1. Hamstervorräte
  2. den Auslandsaufenthalt unterbrechen, um Nachschub zu holen
  3. mit Krankenkasse und Arzt sprechen, um den gesamten Bedarf vorab zu erhalten
  4. Versorgung vor Ort (nicht in jedem Land möglich)

Alle Varianten habe ich durch. Ich persönlich bevorzuge die Splittung von längeren Dienstreisen. Wie so oft muss da wohl jeder seine eigene Entscheidung treffen. Wichtig ist nur, dass man sich frühzeitig entscheidet und rechtzeitig mit allen Vorbereitungen beginnt. Ein guter Diabetesmanager sollte da auch so etwas wie Haltbarkeitsdaten im Auge behalten. Gerade bei Insulin, das auf der Reise zusätzlich Temperaturschwankungen ausgesetzt ist, sollte die Haltbarkeit nicht überschritten werden.

IMG_0379

Auslandskrankenversicherung – rausgeschmissenes Geld?

Kurz und knapp: Ich schließe nie eine Auslandskrankenversicherung ab. Die meisten Versicherungsmodelle gelten für Unfälle und schließen bestehende Erkrankungen aus. Also kann man den Diabetes nicht „mitversichern“, und der Rest wird in meinem Fall bereits durch eine andere Versicherung, die ich bei einem Automobilclub habe, gedeckt.

Wer über eine Auslandskrankenversicherung nachdenkt, sollte mehrere Angebote einholen und diese vergleichen. Insbesondere bei Aufenthalten außerhalb der Europäischen Union (EU) sollte über Zusatzversicherungen nachgedacht werden. Innerhalb der EU gibt es jedoch ein Abkommen zur Versorgung von Patienten. Die Krankenkassen im Gastland holen sich das Geld aus dem deutschen System zurück, wenn sie beansprucht wurden.

Wer eine Versorgung vor Ort anstrebt, muss sich erkundigen, ob er dafür in seinem Ankunftsland in eine Krankenkasse muss. Italien hat beispielsweise eine eigene Krankenkasse für Gastwissenschaftler, wodurch die Versorgung für mich vollkommen unproblematisch ist.

Stress, gutes Essen und ein launisches Dia-Monster

Hat die Vorbereitung gut geklappt, wartet eine spannende Zeit auf einen. Dienstreisen haben aber noch ganz andere Herausforderungen. Sie sind in erster Linie stressig. Aber wenn man hochkonzentriert arbeiten muss, darf der Zucker nicht rumzicken. Und das, obwohl Hektik, unbekanntes Essen zu unmöglichen Zeiten und manchmal auch eine Zeitverschiebung Partei für einen launischen Blutzucker ergreifen. Hier hat sich die temporäre Basalrate der Pumpe als Goldschatz erwiesen. Ist es sehr stressig, läuft sie bei mir auf 120 Prozent.

IMG_0361

Mittlerweile habe ich das sehr gut raus. Das war aber nicht immer so: Zu Beginn habe ich viel mehr gemessen, wenn ich auf Kongressen oder im Ausland war. Ich musste erst herausfinden, wie mein Körper auf Stress, anderes Klima, einen veränderten Tagesrhythmus und unbekanntes Essen reagiert. Hier muss man sich sehr genau beobachten. Die Erfahrung machte es einem beim nächsten Mal leichter, und man kann die Dienstreise schneller genießen. Und genau das mache ich jetzt die nächsten sechs Wochen im wunderschönen Florenz…

Drei-Phasen-Checkliste

  1. Die ersten Schritte
  • Wohin geht es? Einreisebestimmungen?
  • Gesprächt mit dem Diabetologen
  • Welche Versorgungsvariante wähle ich?
  1. Vorbereitungen
  • Klärung Krankenversicherung
  • 1,5-fache Menge an Medikamenten und Zubehör sichern
  • Impfungen und Reiseapotheke (variiert von Ort zu Ort)
  • Ersatzpumpe/Ersatzpen
  1. Auf Reisen
  • Insulin und Material gut im Gepäck verstauen
  • Im neuen Land: messen, messen, messen und beobachten!

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast – Höhen & Tiefen: Was die Diagnose Doppel-Diabetes bedeutet – im Gespräch mit Katharina und Daniel

In dieser Folge unseres Podcast-Community-Formats „Höhen & Tiefen“ sprechen wir über das Thema Doppel-Diabetes – einer Kombination aus Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Unsere Gäste, Katharina und Daniel, teilen ihre persönlichen Geschichten über ihre Erfahrungen mit dieser Diagnose und wie sie sich auf ihr Diabetes-Management auswirkt.
Diabetes-Anker-Podcast – Höhen & Tiefen: Was die Diagnose Doppel-Diabetes bedeutet – im Gespräch mit Katharina und Daniel | Foto: privat/MedTriX

2 Minuten

Diabetes-Anker-Podcast – „Höhen & Tiefen“: Welche Technologie hilft bei welchem Diabetes-Typen?

Im Community-Format „Höhen & Tiefen” lernt ihr auch dieses Mal wieder zwei Menschen mit Diabetes kennen: Hört zu, wie sich Kathi Korn und Ümit Sahin zusammen mit Moderatorin Stephanie Haack im Diabetes-Anker-Podcast über Diabetes-Technologie für verschiedene Diabetes-Typen austauschen.
Diabetes-Anker-Podcast – Höhen & Tiefen: Welche Technologie hilft bei welchem Diabetes-Typen? | Foto: MedTriX/privat

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände