- Behandlung
Fettstoffwechselstörungen
4 Minuten
Unter Fettstoffwechselstörungen versteht man krankhafte Veränderungen der Fettzusammensetzung mit einem Zuviel oder einem Zuwenig einzelner Fettbestandteile im Blut. Wir sagen Ihnen, wodurch die Störungen entstehen, welche Bedeutung sie im Zusammenhang mit Diabetes haben und wie man sie behandeln kann.
Erst jetzt wurde im Rahmen der stationären Behandlung des Infarktes ein Fettsenker eingesetzt, obwohl der Vater von Petra M.s Mutter ebenfalls schon früh (mit 48 Jahren) einen Herzinfarkt hatte und auch daran verstarb!
Petra M. (28 Jahre) ließ sich deshalb daraufhin bei ihrem Hausarzt untersuchen – und es bestätigte sich bei ihr eine “familiäre Hypercholesterinämie”!
In den letzten Jahren konnten Studien eindeutig bestätigen, dass ein Zusammenhang besteht zwischen einer Fettstoffwechselstörung, vor allem zwischen einem zu hohen Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie), und Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen der Beine. Vor allem das Senken des schlechten Cholesterins (LDL-Cholesterin) führt zu einer Reduktion dieser Folgeerkrankungen.
Es gibt jedoch auch Menschen, die trotz erhöhter Fette keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden: Also ist die Hypercholesterinämie (mit hohem LDL-Cholesterin) zwar der wichtigste Risikofaktor – bei einer Bewertung des Gesamtrisikos müssen jedoch auch Begleiterkrankungen berücksichtigt werden wie die Schlafapnoe (Atemstörungen während des Schlafs), der Diabetes, die Gicht und der Bluthochdruck, das Metabolische Syndrom sowie übermäßiger Genuss von Alkohol und Zigaretten.
- LDL: Low Density Lipoprotein: geringe Dichte der Fettpartikel; ungesund
- HDL:High Density Lipoprotein: hohe Dichte der Fettpartikel; gesund
- pAVK:periphere arterielle Verschlusskrankheit; Störung der Durchblutung der arteriellen Gefäße
- CSE-Hemmer: Cholesterinsenker (vor allem Statine)
- PCSK9-Hemmer: der Abbau von LDL-Cholesterin über die LDL-Rezeptoren wird durch sie gesteigert
Geschätzt die Hälfte aller Menschen im Alter von über 40 Jahrenin den westlichen Industrienationen hat erhöhte Blutfette, speziell der Typ-2-Diabetes ist jedoch ein Hochrisikozustand für die Entwicklung von Herzinfarkt, Schlaganfall und Komplikationen an den Beinen (wie eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK). So liegt das Risiko, innerhalb der nächsten 10 Jahre eine koronare Herzkrankheit zu erleiden und einen Infarkt zu bekommen, bei nahezu 20 Prozent. Die Gesamtsterblichkeit bei Diabetikern ist doppelt so hoch wie bei Nichtdiabetikern, die Häufigkeit der koronaren Herzkrankheit ist bei Männern 2-mal, bei Frauen 3-mal höher als bei Nichtdiabetikern.
Wir sprechen heute von primären Fettstoffwechselstörungen, wenn diese genetisch (vererbt) bedingt sind – sie treten jedoch nicht bei jedem Vorbelasteten auf und werden durch den Lebensstil und die Ernährung verändert.
Sekundäre Fettstoffwechselstörungen …
… das sind Fettstoffwechselstörungen, die begleitend zu anderen Grundkrankheiten auftreten: z. B. gehören dazu der Diabetes, Übergewicht, eine Schilddrüsenunterfunktion, Gallen- und Nierenerkrankungen und hoher Alkoholkonsum.
Besonderheiten beim Typ-2-Diabetes
Typ-2-Diabetiker haben in der Regel eine gemischte Fettstoffwechselstörung mit einer leichten Erhöhung der Neutralfette (Hypertriglyzeridämie) sowie einer Verminderung des guten Cholesterins (HDL-Cholesterin), was sich in der Regel durch ein Optimieren der Blutzuckereinstellung wieder normalisieren lässt.
Mit zunehmendem Übergewicht besonders am Bauch kommt es wegen der Insulinresistenz von Muskulatur und Fettgewebe und der damit verbundenen hohen Insulinspiegel zu einer vermehrten Produktion von Neutralfetten – vor allem bei schlechter Blutzuckereinstellung kommt es deshalb neben der Anhäufung von LDL-Partikeln auch zu einer Erhöhung des Gesamtcholesterins im Blut.
Und beim Typ-1-Diabetes? Meist findet man Fettstoffwechselstörungen, gerade Hypertriglyzeridämien, nur im Rahmen von Stoffwechselentgleisungen, also z. B. im Rahmen einer Ketoazidose. Ursache ist eine Verminderung eines bestimmten Enzyms, der Lipoproteinlipase, die praktisch nur beim absoluten Insulinmangel auftritt.
Gefahr: schlecht eingestellter Diabetes!
Vor allem bei schlecht eingestelltem Diabetes treten sehr kleine, dichte LDL-Partikel auf, die rasch verstoffwechselt (oxidiert) werden und bei Anhäufung die Arteriosklerose fördern. Außerdem können bei einem sehr schlecht eingestellten Diabetes insbesondere die stark angehäuften Triglyzeride im Blut eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis) auslösen.
- niedriger Anteil gesättigter Fettsäuren und Cholesterin
- hoher Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren
- Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl sind eher günstig
- Alkoholkonsum minimieren, max. 1 – 2 Gläser Bier oder Wein pro Tag
- dazu: regelmäßige körperliche Aktivität
Das Lipoprotein (a) ähnelt dem LDL-Cholesterin und wirkt im menschlichen Körper thrombosefördernd, weshalb es zusammen mit den Fettstoffwechselstörungen zu den Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gerechnet wird. Die Konzentration an Lipoprotein (a) ist in der Allgemeinbevölkerung sehr niedrig, es gibt jedoch Menschen mit erhöhten Werten, die durch eine normale Ernährung und gute Blutzuckereinstellung nicht wesentlich beeinflussbar sind.
Bei Werten ab etwa 25 mg/dl verdoppelt sich jedoch das Risiko für Folgeschäden. Eine wesentliche Beeinflussung ist nur durch die in der Therapie der familiären Fettstoffwechselstörung neu eingesetzten PCSK9-Hemmer möglich.
Die Therapiemöglichkeiten
Basismaßnahmen gerade bei Fettstoffwechselstörungen im Rahmen eines Diabetes sind:
- Optimieren der Blutzuckereinstellung,
- Gewichtsreduktion bei gleichzeitiger Änderung der Ernährung mit mehr Ballaststoffen und weniger Kalorien,
- regelmäßige körperliche Aktivität,
- das Meiden größerer Mengen Alkohol,
- aufhören zu rauchen.
Eine Gewichtsreduktion von etwa 10 Prozent– wie sie realistischerweise innerhalb eines Jahres möglich ist, kann zu einer massiven Reduktion der Fettstoffwechselstörungen führen.
Merke: Früh verstorbene Angehörige (z. B. durch Herzinfarkt, Schlaganfall), extrem hohe LDL-Cholesterin-Werte und fehlende Senkung trotz gesunder Ernährung und Bewegung sollten unbedingt an eine “familiäre Hypercholesterinämie” denken lassen und behandelt werden!
Und neue Medikamente?
Aktuell sollte bei Typ-2-Diabetikern, die als Hochrisikopatienten gelten, das LDL-Cholesterin auf unter 70 mg/dl, bei Typ-1-Diabetikern auf unter 100 mg/dl gesenkt werden. Dies ist durch eine Ernährungsumstellung, regelmäßige Bewegung etc. in der Regel nicht möglich! Deshalb werden CSE-Hemmer eingesetzt (meist Statine, gerade bei schon vorhandenen Gefäßschäden). Dadurch lässt sich das Risiko für eine koronare Herzkrankheit z. B. um etwa ein Drittel senken.
Mit der Hemmung der Synthese von Fett in der Leber wird jedoch häufig gleichzeitig die Aufnahme von Fett aus dem Darm gesteigert – und umgekehrt. Deshalb werden heute meist zwei Medikamente eingesetzt, nämlich ein Fettsenker(z. B. Atorvastatin, Simvastatin) und ein Resorptionshemmer (z. B. Ezetrol), der die Fettaufnahme aus dem Darm verlangsamt.
Fibrate sind bei einer isolierten Erhöhung der Neutralfette manchmal sinnvoll – die Kombination mit CSE-Hemmern kann (z. B. wegen Muskelschäden) problematisch werden. Fischöle, die mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren enthalten, scheinen ebenfalls mäßig effektiv zu sein, ebenso Leinöl, Walnuss, Rapsöl, fettreiche Fischsorten wie Hering, Makrele und Lachs. Menschen, die trotz aller Maßnahmen ihr LDL-Cholesterin nicht weiter senken können, haben, wie schon gesagt, womöglich eine angeborene familiäre Hypercholesterinämie.
Zusammenfassung
Fettstoffwechselstörungen sind gerade bei Diabetikern ein Risikofaktor für das Entstehen von Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Durchblutungsstörungen. Die Behandlung der Fettstoffwechselstörung kann – wie eine optimale Blutzuckereinstellung und die Behandlung von Begleiterkrankungen – helfen, schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.
Autor:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (8) Seite 30-32
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig