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Ein Arzt, der einen wirklich ansieht, wirklich sieht, der einfühlsam ist und nachfragt, sich Zeit nimmt – und sich nicht nur in die Laborwerte vertieft und danach eine Entscheidung trifft: Wünschen sich das nicht alle Patienten? Natürlich. Aber die Realität ist oft eine andere. Wie sich die Medizin in den letzten Jahren zur „Gesundheitsdienstleistung“ entwickelt hat, wie es aber auch anders gehen kann und gehen müsste, beschreibt Dr. Victoria Sweet in ihrem neuen Buch „Slow Medicine“. Was steckt hinter dem Konzept der „langsamen Medizin“? Und wie hat Dr. Sweet eine Patientin mit Typ-2-Diabetes “slow” behandelt?
Die Zeit ist oft knapp, das spüren die Ärzte, das spüren die Patienten. Was herauskommt, wenn die Zeit knapp ist, ist „Fast Medicine“, schnelle Medizin, die nicht mehr den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit im Blick hat, sondern den Körper als Maschine sieht, die wiederum aus vielen kleinen Maschinen besteht. Ist eine dieser Maschinen kaputt, muss sie repariert werden, und das möglichst schnell – aber ist das nicht eine sehr einseitige Sicht auf unseren Körper auf uns Menschen?
Oft aber ist es besser, abzuwarten, geduldig zu sein, den dem Körper innewohnenden Kräften zu vertrauen. Diese Auffassung von Medizin aber passt nicht mehr in einen Medizinbetrieb, der zu großen Teilen zum Wirtschaftsbetrieb geworden ist. „Allen Heilberufen wird sozusagen die Geduld ausgetrieben, weil man denkt, dass man nur durch die Tyrannei der Ungeduld genügend sparen kann“, schreibt Professor Giovanni Maio, der an der Universität Freiburg eine Professur für Bioethik/Medizinethik innehat, im Vorwort von „Slow Medicine“.
© Dennis Calahan; Screenshot: Kirchheim-Verlag Ɩ Dr. Victoria Sweet, Autorin von “Slow Medicine” – und Verfechterin der “langsamen Medizin”.
„Slow Medicine“ ist das neue Buch von Dr. Victoria Sweet, einer US-amerikanischen Ärztin, die 20 Jahre lang selbst ärztlich tätig war und inzwischen an der University of California lehrt. Anhand von vielen Beispielen und persönlichen Geschichten legt sie dar, was sie an der Medizin, wie sie heute oft betrieben wird, stört – und was nötig ist, um es besser zu machen, und das in einem sehr lebendigen, unterhaltsamen Stil. Einige Zitate aus ihrem Buch machen klar, worum es ihr geht.
Über einen Krankenhausaufenthalt ihres Vaters:
Über das Ineinandergreifen von Slow Medicine und Fast Medicine:
Über Individualität:
Auch die Behandlung einer Patientin mit Typ-2-Diabetes schildert Victoria Sweet eingehend in ihrem Buch. Sie beschreibt die Krankheit und legt auf mehreren Seiten die Überlegungen für ihre Therapieentscheidung dar. Statt immer mehr Insulin zu geben, begleitet sie Mrs. Quinones beim Abnehmen – eine Strategie, die zu dieser Zeit bei Typ-2-Diabetes anscheinend nicht in Betracht gezogen wurde.
Faszinierend liest sich auch, wie Victoria Sweet den Lehren von Hildegard von Bingen begegnet, ihre Werke studiert, wegen ihr Medizingeschichte studiert und ihre Schlüsse aus Hildegards Überlegungen zieht.
((In Kasten))
Um ihr Buch vorzustellen, kommt Dr. Victoria Sweet im Februar und März nach Deutschland. Für einige der Termine findet man schon die genauen Veranstaltungsorte:
von Nicole Finkenauer
Kirchheim-Verlag, Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
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