- Behandlung
GeMessen Essen
3 Minuten
Der Blutzucker weiß, was im Körper passiert. Wer klug misst, isst sich gemessen schlank – und das nachhaltig. Erfolgsautor Hans Lauber („Fit wie ein Diabetiker“, „Zucker zähmen!“ u.a.) verrät in seiner Kolumne, wie das funktioniert.
Warum nehme ich nicht ab? Fragen sich viele verzweifelt – und zählen weiter brav Kalorien, weil es die Ärzte empfehlen. Nur, das hilft meistens wenig. Wichtiger als die verzehrte Energiemenge ist die Art der aufgenommenen Energie – und da spielen die Kohlenhydrate eine Schlüsselrolle. Vor allem „schnelle“ Kohlenhydrate wie Colas, Limonaden und Weißbrot lassen den Blutzucker (BZ) in die Höhe schießen. Um diese süßen Fluten zu bändigen, schüttet der Körper verzweifelt Insulin aus. Das viele Insulin blockiert aber die Fettverbrennung.
„Zucker-Insulin-Schaukel“ habe ich diesen Mechanismus vor bald 20 Jahren in meinem Buch „Fit wie ein Diabetiker“ genannt. Damals wurde ich von den meisten Ärzten belächelt, heute zählen diese Erkenntnisse gottseidank zum medizinischen Standard vieler Ärzte. Denn wird diese Schaukel zu oft angeworfen, bilden sich unweigerlich die so hartnäckigen Schwimmreifen auf den Hüften.
Jeder Mensch „tickt“ anders
Nun ist es aber so, dass der Anstieg des Blutzuckers bei jedem Mensch unterschiedlich verläuft. Deshalb ist es eminent wichtig, einmal für sich herauszufinden, wie der eigene Körper „tickt“. Das geht am besten, indem einmal einige Tage nach jedem Essen der Blutzucker in kurzen Intervallen (etwa jede Viertelstunde) gemessen wird. Verblüffend sind oft die Ergebnisse: So habe ich manchmal nicht schlecht gestaunt, wenn nach dem Verzehr einer überreifen Banane der Blutzucker plötzlich in dramatische Höhen geschossen ist. Genau so habe ich mich gefreut, wenn sich nach einem Glas trockenem Wein der Anstieg des Blutzuckers verlangsamt hat. Was nicht verwunderlich ist, wirkt Alkohol doch tendenziell blutzuckersenkend.
Ungeheuer einprägsam sind solche persönlichen Erlebnisse, ermöglichen sie doch ein sehr individuelles Essverhalten. Ziemlich mühsam waren noch vor über zehn Jahren solche Messungen, musste doch jedes Mal ein kleiner Tropfen Blut genommen werden. Heute ist das durch die kontinuierliche Messung des Gewebezuckers (CGM) sehr viel einfacher geworden. Solche Systeme (etwa das FreeStyle Libre) liefern über lange Zeiträume zuverlässige Werte – und lassen sich ideal nutzen, um sich individuell schlank zu ernähren.
Slim-Check habe ich in meinem Buch „Schönkost“ dieses GeMessen Essen genannt – und es hat mir (und vielen meiner Leser) geholfen, das Gewicht konstant zu halten; bei mir seit 20 Jahren bei 68 Kilo. Denn interessanterweise führt das Wissen um die Wirkung der einzelnen Lebensmittel auf lange Sicht dazu, vor allem das zu essen, was nicht dick macht – also viel Gemüse, Salat, Vollkorn. Was mich wundert: Dass das „Schlanken“ nach dem Blutzucker nicht viel stärker verbreitet ist. Aber wahrscheinlich ist die BZ-Messung immer noch viel zu stark mit Krankheit assoziiert, so dass der „Slim-Check“ nicht zu den probaten Mitteln der schlanken Linie gehört. Würden solche Geräte und Systeme als Wellness vermarktet, würden sie wahrscheinlich besser akzeptiert.
Ein ganz spannender Messeffekt ist die Wirkung von Fett. So sind etwa durchgekochte Nudeln ein veritabler Dickmacher, weil sie den Blutzucker dramatisch in die Höhe jagen. Werden die Nudeln nun aber mit reichlich Olivenöl getränkt, so verringert sich der BZ-Anstieg sehr stark. Diese Erkenntnisse führen nun dazu, dass namhafte Diabetologen wie etwa der Düsseldorfer Prof. Dr. Stephan Martin von der „Fettlüge“ sprechen. Da ist natürlich etwas dran, denn die ewige Verteufelung von Fett durch die Schulmedizin hat dazu geführt, dass die verheerenden Wirkungen der Kohlenhydrate auf das Gewicht, auf die explosionsartige Zunahme des Typ-2-Diabetes völlig unterschätzt wurden.
Heute hü, morgen hott
Was mich dabei wundert: Warum fallen die Ärzte immer von einem Extrem ins andere? So wurde neben dem Fett ewig auch das angeblich schädliche Cholesterin der Nahrung attackiert – wobei rund 80 Prozent dieses Naturstoffs vom Körper selbst produziert werden und Cholesterin auch wichtige Funktionen im Körper hat. Weshalb ich dafür plädiere, diese Diskussionen etwas weniger emotional zu führen, denn sonst werden die Menschen nur verunsichert. So denken viele jetzt, Fett ist gut. Das stimmt, bis auf die gefährlichen Transfette, auch weitgehend. Aber wer jeden Abend einen fetten Schweinsbraten isst, wird mit der Zeit halt auch dick – schon weil die Knödel, die dazu so herrlich schmecken, einfach zu verlockend sind.
Mein Motto, mit dem ich jetzt bald 20 Jahre mein Idealgewicht halte, meinen Diabetes ohne Medikamente im Griff habe (gerade wieder eindrucksvoll vom Diabetologen bestätigt!) ist eine Erkenntnis, womit ich „Schönkost“ enden lasse. Sie stammt von dem Schwäbischen Dichter und Pfarrer Eduard Mörike und lautet:
„Doch in der Mitten liegt holdes Bescheiden“
- Teil 1: Blau macht schlank
- Teil 2: GeMessen essen – Schlank per Blutzuckermessung
- Teil 3: Zwölf schlanke Lebensmittel
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig