Gut schlafen für gute Werte

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Gut schlafen für gute Werte

Wie lange wir schlafen und wie wir schlafen, beeinflusst auch unseren Hormonhaushalt. Auch die Ausschüttung von Insulin und anderen Hormonen, die bei Diabetes eine Rolle spielen, verändern sich durch Schlafdauer und Schlafqualität. Der Vortrag eines Experten gibt Einblick in dieses faszinierende Geschehen – und zeigt, wie ein angemessenes Schlafverhalten sich positiv auf den Diabetes auswirken kann.

Dieser Beitrag geht auf einen Vortrag von Professor Dr. Gerhard H. Scholz (Leipzig) zurück. Professor Scholz ist Leiter der Abteilung Diabetologie/Endokrinologie am St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig und war einer der Redner während des Kirchheim-Forums Diabetes, einer Fortbildungsveranstaltung für Diabetologen und Diabetesberaterinnen. Zusammengefasst wurde Prof. Scholz‘ Vortrag von Redakteurin Angela Monecke.

Ohne Sonne, ohne Licht gibt es keine gute Regulation der Hormone“, sagte Prof. Dr. Gerhard H. Scholz während seines Vortrags beim Kirchheim-Forum Diabetes, der die hormonale Dysbalance (Ungleichgewicht der Hormone) bei Typ-2-Diabetes betrachtete. Heute hat der Mensch seinen Schlaf-Wach-Rhythmus an äußere Einflüsse wie Uhrzeit und Arbeitszeit angepasst. Fällt dieser äußere Taktgeber weg, zeigen Menschen oft einen anderen Schlaf-Wach-Rhythmus. Verantwortlich dafür, wann wir von Natur aus müde werden oder besonders fit sind, ist unsere innere Uhr.

Jeder hat eine innere Uhr

Den Rhythmus des Lebens gibt grundsätzlich der Wechsel von Tag und Nacht, von Licht und Dunkelheit vor. Neben diesen Faktoren spielen aber auch periodische Schwankungen der Umwelt eine Rolle, wie Gezeiten und Jahreszeiten. Um uns daran anzupassen, haben wir im Zuge der Evolution auch endogene Rhythmen entwickelt, die von unserer inneren Uhr geregelt werden. Sie ist für die präzise Steuerung unseres Schlaf-Wach-Verhaltens zuständig.

Diese interne Körperuhr ist im Zwischenhirn angesiedelt und setzt sich aus einem winzigen Zellhaufen zusammen, dem sog. suprachiasmatischen Nucleus (SCN). Dessen Nervenzellen geben rhythmisch Signale an andere Gehirnregionen ab. Treffen diese Impulse dort ein, werden Nervenreize oder Hormone durch den Körper gejagt – so steuert er die Zeiten von Ruhe und Aktivität unserer Organe.

Wir haben einen: 24-Stunden-Rhythmus

Die Tageszeit nimmt der Körper über die Lichtintensität der Sonnenstrahlen wahr. Im SCN wird der 24-Stunden-Rhythmus vorgegeben. Er sagt, wann wir abends müde und morgens wieder munter werden. Die Nervenimpulse des SCN beeinflussen über eine gezielte Hormonausschüttung auch die unterschiedlichsten Körperfunktionen.

SCN (suprachiasmatischer Nucleus): winziger Zellhaufen im Gehirn, der steuert, wann unsere Organe mehr oder weniger aktiv sind. Unsere innere „Haupt-Uhr“.

Faszinierend: Die Zellen in den Körperorganen enthalten eigene Uhren-Gene. Sie lassen sich über Nerven- oder Hormonsignale vom Gehirn aus aktivieren, können aber auch ein Eigenleben führen. So haben Forscher herausgefunden, dass die Leber rhythmische Aktivitätsschwankungen entwickelt. Als zentrales Stoffwechselorgan macht sie das, wenn es um die Verwertung von Nahrung zu bestimmten Zeiten geht.

In jedes Organ eingebaut: die eigene innere Uhr

„Jedes Organ hat quasi eine eigene interne Uhr. Es ist die autonome Tagesrythmik in zentralen und peripheren Geweben. Sie tickt auch ohne einen zentralen Impuls für eine ganze Weile“, so Scholz. Die „Master-Uhr“, also der SCN, synchronisiert demnach die Gewebeuhren. Voraussetzungen für die hormonale Balance sind also die Sonne und unsere Uhrengene. Bestes Beispiel: die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit. „An dieser einen Stunde kauen manche Menschen eine Woche lang. Das zeigt, wie stabil dieser Rhythmus ist“, erklärte er.

Das Kirchheim-Forum Diabetes ist eine Fortbildungsveranstaltung für Diabetologen und Diabetesberaterinnen. Viele Vorträge sind auch unmittelbar für Menschen mit Diabetes interessant. Deshalb möchte die Redaktion die Berichte darüber auch auf www.diabetes-online.de zugänglich machen.

Auch Hormone haben eine Tagesrhythmik

Eine stabile Tagesrhythmik hat z.B. auch das „diabetogene“ Hormon Cortisol bei Gesunden. Es wird angeregt, damit wir morgens frisch und munter mit ausreichend Zucker und gutem Blutdruck aufstehen können. Im Tagesverlauf geht das Cortisol dann zurück, abends ist es an seinem niedrigsten Punkt angelangt, und wir können schlafen. Eine neue Publikation vom Dezember 2015 zeigt: Erhöhtes abendliches Cortisol ist ein höherer Risikofaktor für Typ-2-Diabetes. Auch das „antidiabetogene“ Hormon Leptin aus dem Fettgewebe und der „Insulinsensitizer“ Adiponectin folgen bei gesunden Menschen ihrem Tagesrhythmus.

Licht, also der Schlaf-Wach-Rhythmus, bestimmt unsere Leistungsfähigkeit. „Jede Tageszeit hat ihre Aktivitätshöhepunkte, die hormonell gesteuert werden“, betonte Scholz. Neben den Rhythmen Licht und innere Uhr würde zu den Hormonen zusätzlich noch ein Mahlzeiten-Rhythmus hinzutreten.

Weckzeiten sind oft nicht auch Wachzeiten

Unser Körper gewöhnt sich in der Regel schnell an bestimmte Schlafphasen, erreicht dabei auch ein Stück weit Anpassung und Training. Doch oftmals sind Weckzeiten nicht gleich Wachzeiten. Der Körper erfährt dann eine empfindliche Störung in bestimmten Schlafphasen. Je nachdem, welche Phasen davon betroffen sind, kann es zu erheblichen Problemen kommen.

„Schlafreduktion oder Schlafunterbrechung reduzieren die Insulinsensitivität bereits bei Gesunden“, sagte Scholz und verwies auf eine aktuelle Übersichtsarbeit, die mehrere Einzelbeobachtungen auswertete.

Schlaf kann nachgeholt werden

Das Ergebnis: Eine Schlafreduktion von 10 auf 4 Stunden verändert die hormonale Balance. Auch häufige Unterbrechungen erhöhen die Insulinresistenz. Die gute Nachricht: Man holt dieses Defizit wieder auf, sobald man an den darauf folgenden Tagen mehr schläft. Bei unregelmäßigem Schlaf hätte man zudem einen höheren Appetit auf Kohlenhydrate, was insbesondere für Diabetiker eher ungünstig sei, erläuterte er.

Häufig bei Typ-2-Diabetes: Schlafapnoe

Typ-2-Diabetiker leiden häufig unter einem Schlafapnoe-Syndrom (SAS), das eine der häufigsten Schlafstörungen darstellt. In Deutschland sind etwas mehr als 8 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Bei einer Schlafapnoe, die meist mit einer erhöhten Tagesmüdigkeit einhergeht, kommt es während des Schlafs immer wieder zu längeren Atemstillständen (Apnoe). Zumeist sind die Atemwege verengt, aber auch bestimmte Veranlagungen oder Übergewicht können die Ursache sein. „Bitte prüfen Sie das bei Ihren Patienten!“, forderte er Scholz seine Kollegen auf. Bei fast 80 Prozent seiner Diabetespatienten liege ein Sauerstoffmangel und damit eine Störung der Sauerstoff-Balance vor.

Hinsichtlich des Einflusses der inneren Uhr auf die hormonale Dysbalance zeigt sich bei Menschen mit Typ-2-Diabetes: Langschläfer haben höhere HbA1c-Werte als Frühaufsteher. „Unser Schlafrhythmus, unsere Schlaflänge und Schlafstörungen spielen für die diabetische Stoffwechsellage eine wichtige Rolle“, sagte er. Bei Schlafstörungen nehme bei Typ-2-Diabetes die Insulinresistenz zu, aber auch die Betazell-Funktion wird gestört. Wer dagegen lange schläft und sozusagen etwas hungert, setzt Fettsäuren frei, die sich auf die Insulinsekretion auswirken – eine morgendliche Hyperglykämie ist die Folge.

Insulinresistenz: Körperzellen sind nicht mehr so empfindlich das Hormon Insulin.

Betazellen: Zellen, die das Insulin in der Bauchspeicheldrüse produzieren.

Zu hohe Zuckerproduktion der Leber: Ist das die Ursache für Typ 2?

Abschließend ging er auf die Leber als Hauptverursacher des Typ-2-Diabetes ein. Das Organ stand schon vor 100 Jahren im Mittelpunkt der Forschung. „Doch erst in den letzten Jahren verstehen wir wieder, wie wichtig die Leber für den Typ 2 ist“, so Scholz. Beim Diabetes ist die Glukoseproduktion der Leber erhöht und liegt bei über 12 Gramm pro Stunde. Das heißt: Es wird zu viel Zucker über die Leber produziert.

Die Entstehung von Diabetes Typ 2 und die Leber hängen demnach eng zusammen. Experimente zeigen, dass die Leber und ihr Stoffwechsel eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob und wo der Körper Fett einlagert. Passiert das außerhalb des üblichen Fettgewebes, z.B. in der Leber selbst, kann dies zu einer verminderten Wirkung des Blutzuckerhormons und damit zur Insulinresistenz (Unempfindlichkeit der Körperzellen für Insulin) führen.

Eine neue Sicht auf die Fettleber

Früher ging man davon aus, dass die Fettleber eine Folge von Typ-2-Diabetes oder Adipositas ist. Neue Studien belegen das Gegenteil: Die Fettleber könnte – bereits in einem frühen Stadium – auch eine Ursache für die verminderte Insulinwirkung und damit für Typ 2 und Übergewicht sein.

Störungen der hepatischen Glukosehomöostase (Gleichgewichtszustand für Glukose in der Leber) durch eine hormonale Dysbalance bewirken eine anhaltende Glukoseproduktion der Leber – trotz Hyperglykämie (Überzuckerung) sowie eine unzureichende Kompensation der Hypoglykämie (Unterzuckerung) bei erhöhtem Glukoseverbrauch. Eine Insulinresistenz der Leber verstärkt diese Faktoren noch.

Das Fazit von Professor Scholz

Bei Typ-2-Diabetikern trete zudem ein paradoxes Glukagonverhalten auf: Statt zu fallen, steigt das Glukagon. Scholz‘ Fazit: Die hormonale Dysbalance bei Typ-2-Diabetikern wird durch Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus begünstigt. Fehlernährung, Bewegungsmangel und Adipositas sind durch eine erhöhte Insulinresistenz, eine verzögerte bzw. dysregulierte Insulinsekretion, einen paradoxen Glukagonanstieg nach Kohlenhydrat-Aufnahme und verminderten Inkretineffekt sowie Inkretinsekretion gekennzeichnet. „Das Gute ist: Diese Situation kann durch Lebensstiländerungen beeinflusst werden“, schloss Scholz.


Redaktion Diabetes
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-online.de

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  • Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

  • loredana postete ein Update vor 4 Tagen, 14 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 5 Tagen, 12 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

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