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Sie haben sich mit ihrem Partner überlegt, ein Kind zu bekommen. Welche Rolle spielt dabei Ihr Diabetes? Wie bereitet man sich vor? Sich solche Fragen zu stellen, ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Schwangerschaft.
Wer sich solche Fragen stellt, gehört zu den 40 bis 50 Prozent Frauen mit Diabetes, die bereits vor der Schwangerschaft Rat suchen. Dies bringt wesentliche Vorteile, denn: Eine optimierte gynäkologisch-diabetologische Vorbereitung steigert die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft. Betrachtet werden muss die gesamte gesundheitliche Situation – neben den gynäkologischen Aspekten oder dem Impfschutz spielen hier der Diabetes sowie etwaige Folgeerkrankungen und Begleiterkrankungen eine wesentliche Rolle.
Bezüglich des Diabetes sind zwei Themengebiete wichtig: 1. Wie beeinflusst der Diabetes die Schwangerschaft und die Entwicklung und Gesundheit des Kindes? 2. Welchen Einfluss hat die Schwangerschaft auf den bestehenden Diabetes?
Betrachten wir zunächst den Einfluss auf das werdende Leben: Das Risiko, einen Typ-1-Diabetes zu vererben, ist gesteigert; hat der Vater einen Typ-1-Diabetes, fällt das mit ca. 10 Prozent erheblich stärker ins Gewicht als ein Typ-1-Diabetes der Mutter. Bei einem Typ-2-Diabetes beträgt für die Kinder das Risiko, auch an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken, ca. 50 Prozent. Bezüglich der kindlichen Risiken kann durch eine vorbestehende gute Stoffwechselsituation das Risiko für Fehlgeburten und Missbildungen erheblich gesenkt werden.
In der Frühschwangerschaft und somit in der Zeit, in der sich die Organe des Kindes entwickeln, ist die Schwangerschaft zum Teil noch gar nicht erkannt, eine Optimierung des HbA1c erst nach positivem Schwangerschaftstest kommt hier zu spät. Über 20 Prozent Fehlbildungen sind laut mehreren Studien zu befürchten, wenn das Ausgangs-HbA1c über 8,5 Prozent liegt. Diese betreffen alle Organsysteme. Genetische Defekte wie die Trisomie 21 (Down-Syndrom) treten dagegen nicht häufiger auf.
Diese Situation erklärt, wieso Diabetologen bereits vor der Schwangerschaft eine normnahe Stoffwechselsituation mit HbA1c-Werten unter 6,5 Prozent, auf jeden Fall aber unter 7 Prozent anstreben. Zur Therapieoptimierung und Vermeidung von Blutzuckerspitzen ist in vielen Fällen ein geregelterer Tagesablauf notwendig als vorher üblich. Regelmäßige Blutzuckerselbstkontrollen und das Führen eines Protokolls sollten selbstverständlich sein.
Eventuell ist eine erneute Schulung nötig; besteht eine Unterzuckerungswahrnehmungsstörung, sollte hier, aufgrund des erhöhten Hypoglykämie-Risikos im 1. Schwangerschaftsdrittel auch an Schulungen gedacht werden wie BGAT (Blutglukose-Wahrnehmungstraining, www.bgat.de) oder HyPOS (www.hypos.de).
Ein Wechsel langwirkender Analoginsuline muss besprochen werden, denn hierzu liegen noch keine ausreichenden Daten zum Einsatz in der Schwangerschaft vor. Bei Frauen mit Typ-2-Diabetes unter Tablettentherapie sind diese sofort mit Feststellung der Schwangerschaft abzusetzen. Besteht arterieller Bluthochdruck, muss auch hier die Medikation besprochen werden: Zum Beispiel sind ACE-Hemmer wie Ramipril in der Schwangerschaft nicht geeignet, so dass ein Wechsel optimalerweise bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft erfolgen sollte (z. B. auf Alpha-Methyldopa).
Bereits bei Schwangerschaftswunsch sollten Sie Folsäure nehmen (0,4 mg/Tag); das Vitamin spielt eine Rolle für den Verschluss des Neuralrohres, aus dem sich Gehirn und Rückenmark entwickeln. Gleiches gilt für Jodid (200 μg/d), wenn keine eigene Schilddrüsenerkrankung dagegen spricht; Jodid hilft bei der Entwicklung der kindlichen Schilddrüse.
Der heutige Trend, den Kinderwunsch erst in späteren Jahren zu erfüllen, hält an. Somit muss, speziell bei Frauen mit Typ-2-Diabetes, auch an mögliche Durchblutungsstörungen vor allem des Herzens gedacht werden; hier sind Fachärzte vor der Schwangerschaft zu Rate zu ziehen. Vor allem bei Frauen mit Typ-1-Diabetes sollte die Schilddrüsenfunktion kontrolliert werden.
Eine gute Orientierung über den Ablauf der Betreuung gibt Ihnen die Patientenleitlinie „Diabetes und Schwangerschaft“, die über die Internetseite der Deutschen Diabetes Gesellschaft abrufbar ist:
Wie wirkt die Schwangerschaft auf Ihren Diabetes? Hier besteht insbesondere ein Einfluss auf die Folgeerkrankungen. Bei einer diabetischen Nierenschädigung kann es zu einer Zunahme der Eiweißausscheidung kommen. Diese ist jedoch oft nur vorübergehender Natur. Neben dem Risiko für ein Fortschreiten der Nephropathie erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie und Gestose). Auch sind durch die Nephropathie kindliche Risiken (u. a. vermehrte Neigung zu Frühgeburten, Wachstumsverzögerungen) erhöht.
Augenhintergrundsveränderungen können sich im Rahmen einer Schwangerschaft zum Teil schnell verschlechtern. Dies ist der Grund, warum bereits bei Schwangerschaftswunsch ein aktueller Befund vorliegen oder erhoben werden sollte. Mehr Informationen gibt es in der Patientenleitlinie “Diabetes und Schwangerschaft”
Kontakt:
diabetologikum Kiel, E-Mail: arzt@diabetologikum-kiel.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (11) Seite 26-27
5 Minuten
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