Ab September wird es ein neues Insulin geben: Lyumjev, eine Weiterentwicklung des Humalog. In einer Online-Pressekonferenz Anfang August wurde berichtet, dass mit diesem Insulin im Vergleich zu seinem Vorgängerinsulin die Glukosewerte nach dem Essen geringer ansteigen, fast wie bei Gesunden.
Das erste Insulinanalogon brachte das Unternehmen Lilly auf den Markt: Insulin lispro (Handelsname: Humalog). Hierbei wurde die Reihenfolge der Aminosäuren, aus denen Insulin besteht, verändert. „Wir sehen jetzt quasi eine Weiterentwicklung der Formulierung dieses Insulin lispro“, erklärte Prof. Dr. Thomas Forst, Mannheim.
Da Insulin ins Unterhautfettgewebe gespritzt wird, ist entscheidend für die Wirkung, wie schnell Insulin von dort ins Blut aufgenommen wird. Und trotz der kurzwirkenden Insulinanaloga sind wir „immer noch weit weg von einem physiologischen Profil“. Weitere Veränderungen der Aminosäuresequenz brachten nichts. Deshalb wurden beim neuen Insulin Lyumjev Citrat und Treprostinil zugesetzt. Der Effekt des Citrats: „Das Insulin flutscht jetzt besser durch die Gefäßwand in den Blutstrom.“ Treprostinil steigert die Durchblutung an der Injektionsstelle.
Glukosewerte fast wie bei Gesunden und weniger Unterzuckerungen
Erreicht wurde damit, dass bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern das Insulin etwa fünf Minuten früher im Blut nachweisbar ist als bei Humalog, die Konzentration ist in den ersten 15 Minuten deutlich erhöht. In den ersten vier Stunden ist seine Wirkung stärker, nach vier Stunden aber schwächer. „Sie erreichen mit dieser neuen Formulierung des Insulin lispro eine Glukosekontrolle, die doch sehr nah an der Physiologie ist.“
Die Glukosewerte nach dem Essen sind nah an denen Gesunder, das Risiko für Hypoglykämien ist dabei nicht erhöht. Im Gegenteil: Bei Typ-1-Diabetikern ist mehr als vier Stunden nach der Mahlzeit die Hypoglykämierate signifikant geringer als unter Humalog.
Glukoseverläufe auch nach einer Mahlzeit kann man gut erkennen mit kontinuierlicher Glukosemessung, erläuterte Dr. Thorsten Siegmund, München. „Das ist ein großer Schritt nach vorne, auch für unsere Patienten.“
von Dr. Katrin Kraatz
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (9) Seite 10