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Interessierst Du Dich für mich? Dann interessiere Dich für Diabetes! (Teil 2)
4 Minuten
[Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Markennennung.]
Heute – über 15 Jahre nach meiner Diagnose – stelle ich mir vor, was mir damals als frisch erkrankte Diabetikerin eine Erleichterung und Aufmunterung gewesen wäre. Welcher Umgang hätte mir nach der Diagnose geholfen? Mich aufgefangen und angetrieben? Das fragte ich mich am Ende vom Beitrag Interessierst Du Dich für mich? Dann interessiere Dich für Diabetes! (Teil 1). Heute gibt es die Antworten.
Meine Top 10 im Umgang mit einem frisch diagnostizierten Diabetiker:
- Ich hätte mich gefreut, wenn mein Umfeld sich aus eigenem Interesse in das Thema „Diabetes Typ 1“ eingelesen hätte. Alleine das Wissen, welche „Typen“ es gibt und wie sie entstehen, wäre hilfreich gewesen und hätte den ersten Begegnungen nach der Reha viele Berührungsängste und Vorurteile genommen.
- Nach meiner Erkrankung hätte ich mich auch über Fragen gefreut, die ernsthaftes Interesse am Diabetes bekunden und Basis-Wissen mitbringen. Ich hätte gerne gespürt, dass mein Umfeld sich mit mir und der Erkrankung auseinandersetzt und man mich nicht alleinlassen will im Umgang mit dem neuen „Diabetes-Zwilling“:
- Ich wäre begeistert gewesen, wenn meine Eltern während meines Krankenhaus- und Reha-Aufenthalts bereits nach einem guten Diabetologen für mich gesucht und mir vorgeschlagen hätten. Beispielsweise über das Ärztebewertungsportal Jameda.de findet man heute leicht passende Ärzte in seiner Umgebung.

Quelle: Pixabay - Ich wäre sehr stolz gewesen, wenn meine Eltern statt eigener Philosophien und „Nachredens“ sich mit Diabetologen, Apothekern, Mitarbeitern der Krankenkasse oder des Roten Kreuzes (etc.) ausgetauscht hätten und sich pro-aktiv darauf vorbereitet hätten, was auf sie als Angehörige zukommt – bzw. welche Rolle sie spielen (können)? Beispiel: Symptome einer Unterzuckerung und der Umgang mit einer Notfallspritze.
- Die gemeinsame Teilnahme an einer Diabetesschulung hätte mich sehr gefreut. Zudem wäre das wie in der Schule – vergisst der eine etwas, weiß es der andere vielleicht noch.
Der Betroffene muss eine solche Schulung entweder während des Krankenhausaufenthalts, der Reha oder im Anschluss dessen besuchen. Es gibt auch Schulungen, wo Angehörige mitkommen dürfen/sollen – es wird seitens der Krankenkassen mittlerweile sogar begrüßt!
- Sich für ausgewogene Ernährung interessieren und gemeinsam neues ausprobieren. Auch ein tolles Kochbuch oder ein lustiger Kochkurs wäre ein schönes Geschenk nach dem Krankenhaus oder dem Reha-Aufenthalt gewesen.
- Anstatt zu kommentieren oder „tröstende Worte“ mitzuteilen, hätte ich ein normales Verhalten begrüßt, um das Gefühl der Normalität im Alltag zu haben.
- Statt Gemüse-Sticks und Wasser hätten meine Familie und Freunde „Hypo-Helfer“ wie Traubenzucker oder Gummibärchen in sämtlichen Taschen oder Schubladen verstecken können! Das wäre so aufmerksam und gleichzeitig hilfreich gewesen, weil ich am Anfang sowas immer vergessen habe.
- Das Unterlassen von vorwurfimplizierenden Suggestiv-Sätzen, Fragen oder Beurteilungen wie z. B. „was wäre, wenn…“, „hättest Du vielleicht…“, „andere haben das besser im Griff, weil…“ …
Es muss klar sein, dass ein Typ-1-Diabetiker nichts für seine Erkrankung kann und dieser hätte weder vorbeugen noch diese hätte abwenden können.

Quelle: Pixabay Der Betroffene muss seine Krankheit „wie ein Auto“ immer selbst steuern – über Stock und über Stein, Tag und Nacht. Mal fährt das „Auto“ geschmeidig um Kurven, mal stockt es oder hat eine Panne. Es kann sein, dass die Panne „auf Löcher in der Straße“ zurückzuführen ist oder von der eigenen „Fahrweise“ verursacht wurde. Als Angehöriger kann man dieses „Auto“ nicht fahren, also sollte man nicht zu einem „schlechten Beifahrer“ werden. Ich würde mir wünschen, dass das Umfeld einfach dabei hilft, die „Panne“ zu beheben – und sei es, dass jemand einfach da ist.
- Der Sozialverband VDK vertritt die Interessen von Behinderten und kümmert sich um die Beantragung von Schwerbehindertenausweisen. Ich habe erst 10 Jahre später von den Vor- und Nachteilen erfahren. Wenn mir solche Informationen herangetragen worden wären, hätte ich beispielsweise viel Geld von der Steuer zurückbekommen, Vergünstigungen annehmen und Sicherheiten (wie einen Kündigungsschutz) frühzeitig aufbauen können.
Lernen tun wir’s alle – doch was wirklich hilft, ist Liebe
Natürlich lernen und erfahren wir Diabetiker nach unserer Erkrankung alles rund um die Handhabung auch selbst und eigenständig – Stück für Stück, Jahr um Jahr. Es ist mir auch klar, dass man mir mein Leben mit Diabetes niemals abnehmen kann. Händchen halten muss man mir beim Spritzen sicher auch nicht.
Ich finde allerdings, dass sich der Diabetes direkt nach der Diagnose erst einmal anfühlt wie ein Fremdkörper. Es gibt so viele Widrigkeiten, mit denen man auf einmal konfrontiert wird. Das Spritzen, Messen oder Katheteranlegen – das ist anfangs doch beängstigend.

Mit der Zeit wird der Diabetes zu einem festen Teil von einem selbst, doch das dauert. Der Weg dahin ist hart und gepflastert von Selbstzweifeln und selbstzerstörerischen Anfällen, in denen man manchmal einfach nicht „weitermachen“ will – leichtsinnig isst oder nicht isst, zu viel spritzt, zu wenig oder gar nicht spritzt. Ich bin sicher, dass der Umgang mit dem frisch diagnostizierten Diabetiker im nahen Umfeld großen Einfluss darauf nimmt, wie lange es tatsächlich dauert, um sich auch mit Diabetes wieder wohl zu fühlen.
Was wäre, wenn…
In diesem Artikel habe ich mir deshalb die Frage gestellt „WAS WÄRE, WENN…“. Würde ein anderer Umgang mit frisch diagnostizierten Diabetikern die Last auf den Schultern erleichtern? Würde es uns Diabetikern helfen, in die neue Lebenssituation hineinzufinden? Umgekehrt aber auch die Frage: Würde es unserem Umfeld den Umgang mit uns Diabetikern erleichtern, wenn sie sich schlicht mehr mit der Materie auseinandersetzten?
Die Antwort darauf ist wahrscheinlich so individuell wie wir selbst, einzigartig wie unsere Familie und unsere Freunde. Doch eines haben wir sicherlich gemeinsam:
Wer sich für ein Leben mit uns entscheidet, hat sich auch für unseren Diabetes entschieden.
Wie es ist, mit einem Menschen mit Diabetes zusammen zu sein, beschreibt der Freund von unserer Autorin Nadja: Die Beziehung mit einer Diabetikerin
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 13 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 8 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig