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Humalog nutze ich nun schon seit bestimmt 20 Jahren, damit kenne ich mich aus. Bisher hatte ich nie die Motivation, umzusteigen („Never fix a running system“ und so), doch mit dem Loop sehe ich ganz klar, dass ein schnelleres Insulin vorteilhaft wäre – denn der Algorithmus kann nur re-agieren, er kann nicht so vorausplanen, wie ich das tun kann, wenn ich mein Management selbst in der Hand habe. Also wage ich Mitte Dezember das Experiment und steige auf Fiasp um. Am Abend vor dem Wechsel bin ich ganz aufgeregt: „Ab morgen wird alles noch viel besser, denn ein schneller wirkendes Insulin bringt den Zucker früher runter und müsste die Spitzen reduzieren!“, erzähle ich allen.
Morgens um halb acht vor dem Frühstück wechsle ich also alle Komponenten – Set, Schlauch, Ampulle. Zum Frühstück gibt es selbst gebackenes Brot mit wenigen Kohlenhydraten, Ei und Tee mit einem Schuss Milch. Also grundsätzlich ziemlich gut aufzufangen, was den Glukoseverlauf angeht. Doch dann steigt der Zucker, und steigt, und mir wird ein wenig übel und gegen zehn Uhr sind meine Ketone bei 1,6 mmol/l. Ich verfluche die Technik, den Diabetes und mich selbst und begebe mich auf Fehlersuche.
Die Injektionsstelle war vielleicht nicht ideal, aber was viel schlimmer war: mir fehlten drei Einheiten Insulin im Schlauch! Ich hatte nicht beachtet, dass ich von 60cm auf 80cm Schlauchlänge umgestiegen war und entsprechend 15 statt 12 Einheiten gebraucht hätte, um den Schlauch zu füllen. Im Gegensatz zu der Medtronic-Pumpe, bei der ich einfach auf „Füllen“ drücke, bis vorne Insulin rauskommt, muss man bei der YpsoPump die Füllmenge spezifisch eingeben. Ich habe bei der Aktion gelernt, immer nochmal doppelt zu prüfen, ob wirklich dann vorne ein Insulintropfen zu sehen ist (und natürlich immer auch zu schauen, ob keine Luftblasen im Schlauch sind).
Im Benutzerhandbuch für alle Sets, die ich bisher mit der Ypsopump ausprobiert habe (also die Orbits und die Insets) steht eine wunderbare Tabelle, in der ich hätte nachsehen können, wie viel Insulin je nach Schlauchlänge vorgesehen ist:
Länge | Füllmenge in Einheiten |
45cm | 10 |
60cm | 12 |
80cm | 15 |
110cm | 18 |
So ein Mist! Gerade morgens, wenn mein Körper nicht so gut auf Insulin reagiert, ist das ein echtes Problem. Also korrigiere ich, und korrigiere, und lasse den Loop arbeiten, doch der Zucker bleibt hartnäckig erhöht. Erst nachmittags gegen drei komme ich wieder in meinen Wohlfühlbereich, esse, während der Zucker sinkt, etwa 36g Kohlenhydrate, ohne dafür Insulin abzugeben, und schon steigt der Zucker wieder. Die ganze Zeit befürchte ich, dass sich mein Insulin irgendwie angesammelt hat und irgendwann auf einen Schlag seine Wirkung entfaltet, doch der Absturz der Zuckerwerte bleibt aus. Tagesfazit: Ich habe 45 Einheiten Insulin statt meiner üblichen 30-35 Einheiten gebraucht und zweifle an der Grandiosität meiner Idee.
Doch über Nacht stabilisiert sich die Lage und in den darauffolgenden Tagen wird es besser. Mein Insulinbedarf ist wieder ähnlich wie zuvor und ich habe das Gefühl, dass Fiasp tatsächlich schon nach 5-10 Minuten wirkt, während es bei Humalog eher 15-20 Minuten waren. Das heißt: Der Zucker beginnt schneller zu sinken, wenn der Loop (oder ich) ansteigende Werte korrigiert und die Spitzen werden weniger spitz.
Danach spielt sich alles ziemlich schnell ein – ein bisschen brauche ich, um zu lernen, ob und wie ich einen Spritz-Ess-Abstand brauche (meist nein, weil ich eher wenige Kohlenhydrate esse) und wie schnell, aber auch, wie lang mein neues Insulin wirkt. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Spitzen weniger hoch und weniger steil sind als vorher. Ein Gefühl reicht mir aber nicht, das will ich schriftlich haben und lade mir entsprechend meine Glukosedaten als Tabelle herunter. In der statistischen Auswertung sieht man: der Durchschnitt ist bei Fiasp ein klein wenig niedriger (120mg/dl mit Fiasp, 122mg/dl mit Humalog bzw. 6,7mmol/l vs. 6,8mmol/l) und auch die Standardabweichung, also wie groß die Schwankung des Zuckerwerts ist, ist bei Fiasp etwas besser (33mg/dl vs. 36mg/dl bzw. 1,9mmol/l vs. 2,0mmol/l). Das heißt, mit Fiasp liegen 70% meiner Werte zwischen 87mg/dl und 153mg/dl (4,8mmol/l und 8,5mmol/l) und mit Humalog liegen 70% meiner Werte zwischen 88mg/dl und 158mg/dl (4,9mmol/l und 8,8mmol/l).
Wenn man sich das als Time in Range (in der Grafik in mg/dl, in der Tabelle stehen auch die entsprechenden Werte in mmol/l) anschaut, sieht es so aus:
In Prozent als Tabelle dargestellt bedeutet das:
Humalog bei mir im Loop | Fiasp bei mir im Loop | |
Über 200mg/dl (11,1mmol/l) | 3,7% | 3,1% |
180-200mg/dl (10,0-11,1mmol/l) | 3,3% | 2,8% |
70-180mg/dl (3,9-10,0mmol/l) | 90,6% | 92,1% |
50-70mg/dl (2,8-3,9mmol/l) | 2,3% | 2,0% |
Unter 50mg/dl (2,8mmol/l) | 0,1% | 0,01% |
Mit Fiasp verbringe ich also etwas mehr Zeit im Zielbereich und habe weniger häufig (und weniger lang!) höhere Spitzen – und zahle dafür nicht mit niedrigen Werten, auch die Zeit unterhalb des Zielbereichs ist mit Fiasp etwas niedriger als mit Humalog. Alles in allem bin ich nach gut sechs Wochen mit dem neuen Insulin super zufrieden. Sowohl meine Wahrnehmung als auch die Zahlen belegen, in meinem Fall zumindest, was der gesunde Menschenverstand sowieso schon sagt: Ein möglichst schnell wirksames Insulin im Loop ist sinnvoll und macht sich mit Blick auf Schwankungen und Time in Range positiv bemerkbar.
Zu Mirjams vorherigem Erfahrungsbericht mit dem myLife-Loop kommst du hier.
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