Ketoazidose

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Ketoazidose

In der Serie Blaulicht stellen wir Ihnen die häufigsten Notfälle vor und erläutern diese – und was Sie als Ersthelfer tun sollten. In dieser Folge geht es um eine Ketoazidose.

Der Notfall

Tina M. ist seit 20 Jahren Typ-1-Diabetikerin und hat eine Insulinpumpe. Im Rahmen eines grippalen Infektes war der Blutzucker stark angestiegen. Seit dem Vorabend lagen die Werte stets über 280 mg/dl (15,6 mmol/l). Tina fühlt sich nicht gut, hat keinen Appetit und bekommt zunehmend Bauchschmerzen. Als sie am nächsten Morgen nicht aus dem Bett aufstehen will und auf Ansprache nur ungenau antwortet, ruft ihre Mutter den Notarzt.

Das unternimmt der Ersthelfer

Da der Blutzucker so hoch ist, gibt die Mutter, die mit der Diabetesbehandlung der Tochter gut vertraut ist, zunächst einmal 10 Einheiten Insulin, aber nicht über die Insulinpumpe, sondern mit einem Insulinpen. Danach bietet sie Tina etwas kalorienfreie Flüssigkeit zu trinken an. Alles Weitere überlässt die Mutter dem rasch eintreffenden Notarzt.

Das macht der Rettungsdienst

Das Team des Rettungswagens misst aufgrund der Schilderungen der Mutter und der Diabeteserkrankung zuallererst noch einmal den Blutzuckerwert. Dieser ist nach wie vor sehr hoch. Bei der Untersuchung von Tina M. nimmt der Notarzt einen leichten Azetongeruch war, ähnlich dem Geruch von Nagellack oder faulem Obst. Dieser Geruch ist ein Indiz für das Vorliegen einer Ketoazidose, welche bei zu später oder falscher Behandlung zum Koma bei der Patientin führen kann.

Tina M. wird eine Infusionskanüle am Arm gelegt, über welche ihr dann zügig Flüssigkeit verabreicht wird. Weiter werden sämtliche Kreislaufwerte (Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung) bestimmt und kontinuierlich überwacht. Da eine gezielte Therapie ohne genaue Analyse der Blutwerte nicht sinnvoll ist, entscheidet sich das Notarztteam für einen schnellen Transport in die nächstgelegene Klinik. Auf dem Transport werden dann die Symptome wie Übelkeit und Kreislaufschwäche noch medikamentös behandelt.

Das passiert in der Klinik

Da eine Ketoazidose ein möglicherweise tödliches Krankheitsbild ist, wird Tina M. auf die Intensivstation gebracht. Dort werden die Werte lebenswichtiger Blutparameter ermittelt und eine Infusionstherapie eingeleitet, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Außerdem erhält die Patientin Insulin über eine Vene als Dauerinfusion. Ziel ist es, dass der Blutzucker langsam, über mehrere Stunden gesenkt wird.

Es wird darauf geachtet, dass es nicht zu gefährlichen Flüssigkeitsverschiebungen innerhalb des Körpers kommt. Auch muss die Übersäuerung des Blutes langsam durch Flüssigkeitsinfusionen und Insulingaben ausgeglichen werden, damit das Gehirn keinen Schaden nimmt. Bei einer Ketoazidose kommt es fast immer zu einem Kaliummangel im Blut, so dass Tina M. auch Kalium über die Vene erhält.

Unter der Intensivtherapie normalisieren sich die Blutzuckerwerte und auch die Stoffwechselsituation langsam. Tina M. kommt wieder zu Kräften und fühlt sich besser. Nach drei Tagen kann sie die Intensivstation verlassen und wird in ein Fachkrankenhaus zur Neueinstellung der Insulinpumpentherapie verlegt.

Die wichtigsten Maßnahmen
  1. Der Notarzt wird gerufen. Wenn möglich, führt eine vertraute Person zwischenzeitlich Insulin zu.
  2. Der Notarzt misst erneut den Blutzucker und verabreicht Flüssigkeit über eine Infusionskanüle.
  3. Auf der Intensivstation werden alle wichtigen Werte überwacht, außerdem erfolgt eine Infusionstherapie.

von Prof. Dr. med. Thomas Haak
Chefredakteur des Diabetes-Journals, Ltd. Notarzt im Main-Tauber-Kreis

und Kai Schlecht
Rettungsdienstleiter beim DRK Bad Mergentheim

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (2) Seite 30-31

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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