- Behandlung
Lungenerkrankungen und Diabetes
4 Minuten
Bestimmte Lungenerkrankungen und der Diabetes stehen in einer Wechselbeziehung. Was sind die Symptome für Asthma und für COPD? Und welche Möglichkeiten gibt es, den Zustand der Lunge zu verbessern – auch durch die Diabetesbehandlung?
Marianne M., 72 Jahre alt und Typ-2-Diabetikerin, hatte in diesem Winter schon mehrfach Husten mit Auswurf und leichtem Fieber. Sie raucht nicht und eine Lungenerkrankung war bisher auch nicht bekannt. Ihr Diabetes „spinnt“, wie sie sagt – Blutzuckerwerte um 200 mg/dl (11,1 mmol/l) sind Alltag. Wie sich beim Hausarzt herausstellt, braucht sie vorübergehend Insulin, da sie sich eine akute Bronchitis eingefangen hat.
Vier Wochen später – nach Gabe von Antibiotika und dem Spritzen eines Basalinsulins, zusätzlich zu ihren Tabletten – geht es ihr wieder einigermaßen. Der Blutzucker ist auch wieder im Normbereich, auch ohne Insulin. Eine chronische Lungenerkrankung hat sie glücklicherweise nicht.
Weltweit sind etwa 500 Millionen Menschen an Asthma oder COPD erkrankt. Seit langem weiß man, dass Patienten mit Diabetes und schlecht eingestelltem Blutzucker häufiger an diesen beiden Lungenerkrankungen leiden. Darüber hinaus konnte in einer Studie der Universität von Kalifornien in Berkeley an über 120.000 Patienten festgestellt werden, dass Diabetes das Risiko für eine chronische Raucherbronchitis, COPD, Asthma, Lungenentzündungen und auch Lungenfibrose erhöht.
COPD: Chronic obstructive pulmonary disease/chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Bei COPD sind die unteren Atemwege dauerhaft verengt.
So haben Diabetiker, die zu hohe Blutzuckerwerte aufweisen, ein doppelt so hohes Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken, wie Nichtdiabetiker. Das Risiko von Diabetikern für eine COPD ist um 20 Prozent erhöht.
Umgekehrt ist mittlerweile bekannt, dass Menschen mit einer COPD überdurchschnittlich häufig an Diabetes erkranken – in einer Studie mit 6.000 COPD-Patienten war jeder siebte (14,3 Prozent) auch Diabetiker. Darüber hinaus wissen wir, dass eine Stoffwechselentgleisung mit hohen Blutzuckerwerten den Verlauf einer COPD (insbesondere das Risiko für Infektionen) deutlich steigert. Diabetes geht zudem mit einer Schwächung der Muskulatur und einer eingeschränkten Lungenfunktion einher. Beides kann die Beschwerden bei COPD dramatisch verschlechtern.
Wie stellt man sich die Entstehung vor?
Nach aktuellen Daten ist das Risiko, eine Lungenfibrose (Versteifung des Lungengewebes) zu entwickeln, bei Menschen mit Diabetes ähnlich groß wie bei Rauchern. Ursache könnte oxidativer Stress (zu viele schädigende freie Radikale in den Körperzellen) sein, welcher sowohl bei Patienten mit COPD als auch bei Menschen mit Diabetes verstärkt auftritt.
Dieser oxidative Stress kommt z. B. häufig bei Typ-2-Diabetikern mit zu hohen Blutzuckerwerten und gestörtem Fettstoffwechsel und Insulinresistenz vor, und zwar dadurch, dass sich vermehrt schädigende Sauerstoffradikale/freie Radikale bilden.
Es gibt auch Hinweise, dass Lungen- und Nierenerkrankungen (Nephropathie) gemeinsame Ursachen haben. Verstärkte Atemnot, restriktive Lungenerkrankungen (bei denen die Entfaltung der Lunge behindert ist) und interstitielle Lungenanomalien (mit der Entzündung des Raumes zwischen den Lungenbläschen) sowie Diabetes gehören also zusammen?
Letztlich bleibt die Frage offen, ob manche Lungenerkrankung eine späte Folge von Typ-2-Diabetes ist. Unter all diesen Aspekten ist eine Optimierung der Blutzuckereinstellung sowohl beim Typ-1- als auch beim Typ-2-Diabetes unabhängig von allen anderen Risikofaktoren unbedingt sinnvoll und notwendig.
Lungenerkrankungen im Alltag erkennen – wie?
Lungenerkrankungen sind meist durch allgemeine Beschwerden, aber auch durch spezielle Symptome gekennzeichnet.
- Gewichtsverlust, oft im Zusammenhang mit Appetitlosigkeit
- Fieber bzw. erhöhte Temperatur
- Nachtschweiß
- Husten mit oder ohne Auswurf/Bluthusten
- Luftnot (Dyspnoe), Erstickungsgefühl
- Brustschmerz besonders beim Husten/Enge in der Brust
Von chronischem Husten spricht man meist erst, wenn die Beschwerden länger als zwei Monate anhalten.
Chronischer Husten kann aber auch verursacht sein durch:
- krankhafte Veränderungen im Nasen-Rachen-Raum (HNO-Arzt aufsuchen!),
- Husten/Hüsteln, verursacht durch Medikamente wie ACE-Hemmer (z. B. das Blutdruckmittel Ramipril),
- Husten nach oder im Rahmen einer akuten Infektion,
- Herzinsuffizienz (Symptome z. B.: Wasser in den Beinen, Luftnot beim Gehen, Schlafen nur noch im Sitzen möglich),
- Fremdkörper im Bronchial-/Lungensystem durch Inhalation (auch aus Versehen verursacht!),
- Lungenkrebs (Karzinom).
COPD und Asthma unterscheiden – wie?
Leitsymptom beim Asthma ist die anfallsweise auftretende Atemnot aufgrund einer Übererregbarkeit der Atemwege, mit einer krampfartigen Enge in den Atemwegen, manchmal sogar mit Vernichtungsangst. Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) dagegen ist durch Husten und Auswurf über einen längeren Zeitraum charakterisiert. Die chronische Luftnot ist schließlich Ausdruck einer im Krankheitsverlauf zunehmenden und nur teilweise rückbildungsfähigen Verengung der Atemwege (Atemwegsobstruktion).
- anfallsweise Atemnot
- eher trockener Husten
- Verengung der Atemwege (kann mit Hilfe von Medikamenten rückgängig gemacht werden)
- Beginn in der Kindheit
- Ursache sind häufig auch Allergien
COPD
- Atemnot bei Belastung oder dauerhaft
- meist Husten mit Auswurf – besonders morgens
- eine Rückbildung der Verengung der Atemwege ist nicht mehr vollständig möglich
- Beginn meist bei über 40-Jährigen
- Ursache ist häufig das Rauchen
Beschwerden wie Atemnot, Husten, aber auch Giemen und Brummen kennzeichnen sowohl das Asthma als auch die COPD. Eine Lungenfunktionsprüfung beim Hausarzt oder Lungenfacharzt bestätigt in der Regel die Diagnose.
Medikamente, die helfen:
- bronchienerweiternde Medikamente (z. B. Fenoterol, Salbutamol, Reproterol, Salmeterol und/oder Ipratropium/Tiotropium, Terbutalin)
- theophyllinhaltige Medikamente
- Kortison als Inhalation (stark entzündungshemmend; nicht im akuten Anfall, da es erst nach einigen Tagen wirkt!)
- evtl. schleimlösende Medikamente (z. B. Ambroxol, N-Acetylcystein, Myrtol) und reichlich Flüssigkeit!
- nur nachts z. B. hustendämpfende Medikamente (z. B. Paracodin-Tropfen) – bei Reizhusten
Das ist wichtig
Nach aktuellen Erkenntnissen besteht eindeutig ein Zusammenhang zwischen Lungenerkrankungen und Diabetes. Diabetes fördert das Auftreten von bestimmten Lungenerkrankungen, umgekehrt haben Patienten mit einer chronischen Lungenerkrankung häufiger Diabetes, weshalb es sehr wichtig ist, beide Erkrankungen rechtzeitig zu diagnostizieren.
Außerdem ist es wichtig, den Blutzucker sowohl bei Typ-1- als auch bei Typ-2-Diabetes optimal einzustellen, das Rauchen einzustellen und eine medikamentöse Basistherapie des Asthmas oder der COPD evtl. in Zusammenarbeit mit einem Lungenfacharzt einzuleiten. Vermeiden Sie möglichst Infektionen der Atemwege (z. B. indem Sie größere Menschenansammlungen und Händeschütteln meiden, indem Sie regelmäßig lüften und an die frische Luft gehen etc.).
Da es sich in beiden Fällen um chronische Erkrankungen handelt, ist die Zusammenarbeit mit einem versierten Hausarzt, Diabetologen und Pulmonologen sicher sinnvoll und kann insbesondere bei Entgleisungen helfen.
Autor:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (2) Seite 28-31
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig