Mehr als jeder dritte Mensch mit Diabetes entwickelt eine Neuropathie

2 Minuten

© diabetesDE; Screenshot: Kirchheim-Verlag
Mehr als jeder dritte Mensch mit Diabetes entwickelt eine Neuropathie

Die zweite Staffel der Video-Reihe „Diabetes kostet Lebenszeit” ist nun veröffentlicht worden. Darin kommen Menschen mit Diabetes zu Wort, die an einer oder mehreren Folgeerkrankungen leiden. Im ersten Video spricht Stephanie Haak über ihre kürzlich diagnostizierte Neuropathie.

Die „diabetische Neuropathie“ ist neben Veränderungen an den Blutgefäßen, der Netzhaut des Auges und der Nieren eine häufig auftretende Folgeerkrankung bei Diabetes Typ 1 und Typ 2. Von den derzeit etwa 6,7 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland entwickelt im Durchschnitt mehr als jeder Dritte auch eine Nervenerkrankung.

Sie kann alle Organsysteme des Körpers betreffen und verschiedenste Beschwerden bereiten. Dazu zählen unter anderem Schmerzen, Missempfindungen wie „Kribbeln“ auf der Haut, Wadenkrämpfe, Muskelschwäche oder Taubheitsgefühle in den Füßen.

Im ersten Video der zweiten Staffel der Video-Reihe „Diabetes kostet Lebenszeit” spricht Stephanie Haack über ihr Leben mit der Folgeerkrankung Polyneuropathie. Die gemeinnützige Gesundheitsorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe veröffentlicht die Videos alle 14 Tage jeweils donnerstags.

Im Herbst 2018 der Schock: Polyneuropathie an den Füßen

„Seit ich vor fast 10 Jahren die Diagnose Typ-1-Diabetes bekam, ist der Diabetes mein ungebetener Lebenspartner“, erzählt Stephanie Haack. Die Sozialwissenschaftlerin, Marketingfachfrau und Bloggerin lebt aktiv, reist viel, macht beruflich Karriere. „Dann kam im Herbst 2018 der Schock: Polyneuropathie an den Füßen. Eine Folgeerkrankung mit 27 Jahren!“

Bei dieser sogenannten „peripheren Neuropathie“ sind meistens die Nerven der Füße und Beine, manchmal jedoch auch die Nerven in Händen und Armen betroffen. Symptome können Schmerzen in den betroffenen Gliedmaßen wie Zehen, Füßen oder Fingern sein. Manchmal verläuft die Neuropathie jedoch auch schmerzfrei oder sogar ohne jegliche Beschwerden.

Dies kann besonders an den Füßen schwerwiegende Folgen haben: Denn abgeschwächte oder fehlende Empfindlichkeit der betroffenen Gliedmaßen verursacht Druckstellen, Geschwüre, starke Hornhautbildung, Verletzungen oder Verbrennungen. Stephanie Haack sagt: „Ich muss jetzt lernen, mit der Folgeerkrankung zu leben. Sonst kostet mich mein Diabetes noch mehr Lebenszeit und Lebensqualität!“

„Kein Betroffener hat Schuld am Diabetes oder den Folgeerkrankung“

Rund ein Drittel aller Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 entwickelt im Laufe der Erkrankungszeit auch Schäden am willkürlichen oder vegetativen Nervensystem. Sie bilden sich bereits in einer frühen Erkrankungsphase aus und verlaufen meist lange unbemerkt.

„Ursache kann eine über Jahre schlechte Stoffwechseleinstellung mit zu hohen Blutzuckerwerten sein“, sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, diabetesDE-Vorstandsmitglied, Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim und Chefredakteur des Diabetes-Journals. Der Diabetologe betont: „Die Entstehungsmechanismen sind jedoch sehr individuell und komplex. Kein Betroffener hat Schuld an seinem Diabetes selbst oder einer solchen Folgeerkrankung.“

Neben der peripheren Form kommt auch die „autonome Neuropathie“ vor. Sie kann nahezu jedes Organsystem betreffen. „Nervenveränderungen an Organen rufen Symptome hervor, die auch bei anderen Erkrankungen auftreten können und die der Arzt ausschließen muss“, erklärt Professor Haak.

„Sind zum Beispiel Speiseröhre und Magen betroffen, zählen Schluckstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl und Unterzuckerung nach Mahlzeiten zum Beschwerdebild.“ Menschen mit Diabetes können einer diabetischen Neuropathie vorbeugen, indem sie auf gute Blutzuckerwerte achten, etwaiges Übergewicht abbauen, nicht rauchen und mindestens einmal jährlich zur Kontrolluntersuchung gehen.

„Diabetes kostet Lebenszeit”

Die Video-Reihe „Diabetes kostet Lebenszeit” ist in 2018 mit insgesamt 12 Videos gestartet. Darin formulieren Betroffene – Prominente und weniger Prominente, Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 – kurz und prägnant in einer Minute ihre gesundheitspolitischen Forderungen.

Ab heute folgt die zweite Staffel, in der Menschen zu Wort kommen, die nicht nur an Diabetes mellitus, sondern darüber hinaus an einer oder sogar mehreren Folgeerkrankungen leiden. Auch diese kosten Lebenszeit. Die Videos werden jeweils im Abstand von zwei Wochen veröffentlicht – immer donnerstags. Das erste Video mit Stephanie Haack ist online unter www.deutsche-diabetes-hilfe.de/lebenszeit.


Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Hinter die Dinge schauen: Kinder-Diabetologin und Coach Dr. Katja Schaaf im Interview

Hinter die Dinge schauen: Kinder-Diabetologin und Coach Dr. Katja Schaaf im Interview | Foto: Dennis Blechner

13 Minuten

Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen

Lange hat Nina Joachim ihren Typ-1-Diabetes versteckt. Doch als junge Erwachsene beginnt sie, offener mit ihrer Erkrankung umzugehen. Mit ihrer Tätigkeit als „Insulencerin“, durch die sie anderen helfen kann, hat sie ihren Traumjob gefunden.
Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen | Foto: Nina Sanchez/MedTriX

11 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände