Schwere Unterzuckerung: Seitenlage, Notruf, Glukagon

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Schwere Unterzuckerung: Seitenlage, Notruf, Glukagon

In der Serie Blaulicht stellen wir Ihnen die häufigsten Notfälle vor und erläutern diese – und was Sie als Ersthelfer tun sollten.

Der Notfall

Die 68-jährige Typ-2-Diabetikerin Emma W. wird von ihrer Tochter bewusstlos in der Küche aufgefunden. Auf Ansprache reagiert sie nicht und gestikuliert nur mit den Armen. Ihr Typ-2-Diabetes wird behandelt mit Metformin, einem Basalinsulin zur Nacht sowie Glibenclamid 3,5 zwei Tabletten morgens und eine Tablette abends. Am Vormittag hatte sie ausgiebig das Haus geputzt.

Das unternimmt der Ersthelfer

Bei einer schweren Unterzuckerung, bei der der Patient nicht mehr ansprechbar ist, dürfen keine zuckerhaltigen Flüssigkeiten oder Traubenzuckerblättchen gegeben werden, weil der Patient nicht mehr schlucken kann. Es besteht die Gefahr des Verschluckens! Ebenso besteht die Gefahr, dass der Patient an Erbrochenem erstickt. Aus diesem Grund muss der Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden.

Bei Bewusstlosigkeit sollte umgehend der Rettungsdienst unter der Rufnummer 112 verständigt werden. Wenn vorhanden, kann der Ersthelfer Glukagon intramuskulär verabreichen, sofern der Ersthelfer damit vertraut ist. Dies wirkt allerdings nur, wenn der Patient zuvor keinen Alkohol getrunken hat.

Die wichtigsten Maßnahmen
  1. bewusstlos, aber Atmung und Puls vorhanden → stabile Seitenlage
  2. Rettungsdienst verständigen: Rufnummer 112
  3. wenn vorhanden, Glukagon intramuskulär spritzen
  4. Patienten betreuen, bis der Rettungsdienst eintrifft

Das macht der Rettungsdienst

Unverzüglich nach Eingang des Notrufes in der Leitstelle alarmiert der Disponent aufgrund der genauen Schilderung der Notlage einen Rettungswagen und den Notarzt. Beim Patienten angelangt, werden zügig die wichtigen Vitalwerte wie Atmung, Bewusstsein, Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffgehalt des Blutes erhoben. Wichtig ist hierbei die Information der Angehörigen, dass es sich um eine Typ-2-Diabetikerin handelt und ob die Ersthelfer schon Maßnahmen ergriffen haben (z. B. die Gabe von Glukagon).

Das Rettungsdienst-Team wird den Blutzuckerwert der Patientin bestimmen und ihr, nach Bestätigung der Unterzuckerung, 40-prozentige Glukose-Lösung über einen zuvor gelegten intravenösen Zugang verabreichen. Durch die Gabe der Glukose wird sich binnen weniger Minuten eine deutliche Verbesserung des Bewusstseinszustandes von Frau W. einstellen.

Da die Unterzuckerung bei Frau W. durch die insulinfreisetzenden Tabletten entstanden ist und diese Tabletten noch nachwirken können, erfolgt der Transport in die nächste Klinik; dieser wird unter permanenter Überwachung der Vitalwerte und mehrfacher Messung des Blutzuckerwertes in Begleitung des Notarztes durchgeführt.

Das passiert in der Klinik

In der Klinik wird der Patient überwacht, denn das Glibenclamid kann noch bis zu 12 Stunden nachwirken. Die Patientin erhält zur Blutzuckerstabilisierung eine Glukose-Tropfinfusion, die über mehrere Stunden in die Vene läuft. In der Klinik wird die genaue Ursache für den Unterzucker überprüft – und sofern weitere Maßnahmen notwendig sind (z. B. eine Nachschulung zum Umgang mit Hypoglykämien), wird dies organisiert, bevor die Patientin entlassen wird.

Ist der Patient nicht ansprechbar, darf er nichts zu essen oder zu trinken bekommen.

Die Serie „Blaulicht – was im Notfall zu tun ist“

In der Serie Blaulicht stellen wir Ihnen die häufigsten Notfälle vor und erläutern Ihnen die Art des Notfalls – und was Sie als Ersthelfer sinnvollerweise tun sollten.

Danach zeigen wir Ihenen die Maßnahmen, die die Kollegen vom Rettungsdienst durchführen werden. Da die meisten Notfallpatienten in ein Krankenhaus gebracht werden müssen, erfahren Sie, was dort üblicherweise gemacht wird.

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von Prof. Dr. med. Thomas Haak
Chefredakteur des Diabetes-Journals, Ltd. Notarzt im Main-Tauber-Kreis

und Kai Schlecht
Rettungsdienstleiter beim DRK Bad Mergentheim

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (10) Seite 36-37

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