TEIL 2 – Zwei Frauen mit Typ-F-Diabetes – zwei Dexcom G7 – zwei Testberichte

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TEIL 2 – Zwei Frauen mit Typ-F-Diabetes – zwei Dexcom G7 – zwei Testberichte

Auch ich hatte das Glück, am Dexcom-Warrior-Event in Berlin teilnehmen zu dürfen. Auch mir wurde ein Sensor angeboten und ich war erst einmal zögerlich. Mit vier Menschen mit Diabetes in meinem nächsten Umfeld und vor allem in der Familie ist das Thema Diabetes für mich potenzielle „Zukunftsmusik“ und ich war mir nicht sicher, ob ich durch einen Sensortest herausfinden möchte, dass der Typ-1-Diabetes doch schon näher ist, als ich dachte.

Nichtsdestotrotz habe ich die privilegierte Chance beim Event genutzt, ebenfalls den Dexcom G7 testen zu dürfen. Maren und Kathi unterstützten mich beim Sensorsetzen und ich war ehrlich froh, dass die beiden mir das so „fachfrauisch“ gezeigt haben – allein wäre ich erst einmal überfordert gewesen.

Nach der Aufwärmphase bimmelte mein Arm direkt los – die ersten zwei Tage erschreckte mich das ganz schön.

Meine generelle Mission bei diesem Testlauf – ich wollte verstehen, wie es ist, wenn man 24/7 mit einem Sensor im Arm läuft, und das eigene Handy ständig trackt, wie der Gewebeglukosewert sich verhält.

Die erste Nacht mit dem G7 war ungewohnt anstrengend. Der Alarm ging alle 2h los und ich war ständig zu tief. Ich war an dem Tag sehr viel gelaufen und körperlich aktiv gewesen. Das konnte wohl mein Abendessen nicht rausreißen und mein Gewebeglukosewert sprang zwischen „sehr tief“, also unter 40 bis maximal 70 mg/dl (2,2 bis 3,9 mmol/l). Da wusste ich schon: Das ist echt nicht so einfach mit dem Traum „stabiler Gewebeglukosewert“.

Meine Herangehensweise

Nun war mein selbst erklärtes, oberstes Ziel, möglichst nachempfinden zu können, wie das Leben mit Diabetes sich zu meinem Alltag unterscheidet. Also aktivierte ich alle Alarme, stellte sie niemals auf stumm und ich hatte mir fest vorgenommen, jede Mahlzeit erst einmal (zumindest grob) wenigstens auf die Kohlenhydrateinheiten hochzurechnen.

Mein Sensor und mein Schlaf

Von der ersten Nacht mit dem G7 habe ich euch ja bereits berichtet. Die kommenden Nächte unterschieden sich kaum, jedoch schien hier der von mir vermutete Muskelauffülleffekt auch nicht mehr so stark zum Tragen zu kommen. Ein bis maximal drei „Tief“-Alarme waren üblich, aber damit konnte ich umgehen.

Quelle: Lara Chapman

Oben seht ihr eine wunderbare Demonstration meiner Abende/Nächte.

Hier entwickelte sich aber direkt der erste Punkt, für den ich vor jedem Menschen mit Diabetes den Hut ziehen muss: Sich wegen einer „Hypo“ schlecht zu fühlen, ist schon eine schwierige Situation. Für einen Menschen wie mich, der seinen Schlaf über alle Maßen schätzt und pflegt, nochmal eine ganze Ecke schwieriger.

Und dann ist die Königsdisziplin für mich wirklich: nachts aufstehen, erst einmal rechnen, wie viel Hyposnack ich brauche, um dann zu essen – WOW! Chapeau an jeden Menschen mit Diabetes, der diese nächtliche Tortur rockt und am nächsten Tag dennoch in vollem Umfang seinen To-Dos nachkommt. Mein Kaffeekonsum ist in dieser Zeit auf jeden Fall gestiegen. 😉

Mein Sensor und meine Partnerschaft

Wie oben schon erwähnt, waren die Nächte häufig tief und sehr hart für mich – aber eben doch nicht nur für mich. Bereits in der zweiten Nacht, nachdem ich wieder zuhause war, fand mein Partner das Geschehen wenig sympathisch, nachts 1-3 Mal von meinem Sensor geweckt zu werden. Wir haben darüber gesprochen und es aus der Welt geschafft, aber einfach war das nicht. Wie macht ihr das in euren Partnerschaften?

Mein Sensor und meine Kleidung

Der Dexcom G7 ist wirklich winzig – und dennoch habe ich nach 2 Tagen jeden Morgen genau überlegt, was ich anziehen möchte, ohne dass der Sensor irgendwie beeinträchtigt werden könnte. Für die BH-Träger:innen unter uns: Hört man jemals auf, am Sensor hängenzubleiben? 😊 Ich trug den Sensor im Februar und merkte auch direkt – meine recht eng geschnittene Lederjacke war hier kein gutes Outfit mit Sensor. Also entschied ich mich dann doch für den Mantel für die nächsten Tage.

Mein Sensor und mein Essen

Nun hatte ich mir eingeplant, dass ich jedes Essen zumindest auf die Kohlenhydrateinheiten berechnen würde – und genau das tat ich. Das war ungewohnt, mein Essen zu analysieren, und das Rechnen war nun auf einmal auch Teil meiner Essroutine.

Spontanes Snacken war aber auf einmal nicht mehr drin, damit hatte ich in den ersten drei Tagen durchaus Anpassungsschwierigkeiten. Es ist nicht so, dass ich mir stündlich einen Schokoriegel besorge, aber ich habe immer frisches oder getrocknetes Obst, Nüsse oder Kühlschrank-Snacks zur Hand, um mal zwischen den Calls ein wenig Energie zu tanken (Babykarotten, Parmesan in winzig kleinen Snackvarianten aus Italien, Cherrytomaten…).

Hier möchte ich mich erst einmal bei meinem Pankreas bedanken, denn ich war super selten über 130 mg/dl (7,2 mmol/l). Ich bin insgesamt zweimal mit „starken“ Hochs ausgestattet worden – einmal übte eine Pizza ordentlich Wirkung auf meinen Gewebeglukosewert aus, das andere Mal trank ich bewusst einen Softdrink. Der Softdrink schien für meinen Gewebeglukosewert auf jeden Fall der Endgegner zu sein, was mich in meinem Verhalten bestätigt hat, zuckerhaltige Getränke von mir fernzuhalten.

Auch dafür danke an Dexcom, dass ich durch den Sensor meinen eigenen Stoffwechsel besser kennenlernen konnte.

Durch die Rechnerei habe ich das Snacken fast vollständig eingeschränkt – einmal, weil ich es anstrengend fand, parallel zu Arbeitsdenkprozessen auch noch auszurechnen, was diese Cherrytomate mit mir macht, aber auch, weil es für mich sowohl sinnvoller als auch herausfordernder wirkte, volle Mahlzeiten zu berechnen. Meine täglichen Mahlzeiten fielen daher im Testzeitraum üppiger aus und dann war auch die Snacklust gedämpft.

Dass ich diese Wahl hatte, ist meiner privilegierten Situation geschuldet, dass ich aktuell eben nicht im eigenen Körper mit Diabetes lebe. Ich weiß, dass für Menschen mit Diabetes diese Wahl gar nicht besteht.
Was mich zu meinem zweiten Chapeau-Moment für euch Menschen mit Diabetes führt: Hypoglykämie und Arbeit – heftig, wie ihr das einfach „so nebenbei“ regelt. Ich habe das Glück, mit einigen Menschen mit Diabetes zusammenarbeiten zu dürfen – abgesehen von euch, der Community –, und mir wird immer sehr transparent mitgeteilt, wenn eine „Hypo“ gerade ebenfalls am Gespräch teilnimmt. Aber es am eigenen Leib zu erfahren – und nun habe ich ja nicht einmal „starke Symptome“, wenn ich im Unterzucker bin, – ist doch nochmal eine andere Hausnummer. Vor allem, wenn ständig Sensor und Handy oder nur eines von beiden Alarm schlägt.

Mein Sensor und meine Alarme

Alle Alarme waren aktiviert. Anfänglich habe ich immer erst auf den Wert geschaut, bevor ich auf mein Körpergefühl geachtet habe. Nach Rücksprache fand ich dieses Vorgehen dann doch kontraproduktiv, denn es könnte ja auch ein „Placebo-Gefühl“ sein, das ich aufgrund des Wertes empfinde.

Also habe ich bei sämtlichen Alarmen vor dem Checken des Wertes auf mein Körpergefühl geachtet und gemerkt, dass die angezeigten „Hypos“ oder Hochs für mich gar nicht so schlimm waren, aber das schnelle Ansteigen oder Abfallen des Gewebeglukosewerts gab mir definitiv das „Achterbahngefühl“. Ich fühlte mich schummrig und nicht so ganz wie ich selbst.

Damit das dritte Chapeau an euch Menschen mit Diabetes: Während meine Symptome ja nun wirklich minimal sind, fallen sie bei Menschen mit Diabetes durchaus anders aus. In diesen Momenten noch entspannt agieren zu können, verdient in meinen Augen den größten Respekt.

Mein Sensor und meine Gedanken zum Thema Gewebeglukosewert

Meine Werte waren wenig spektakulär, daher werdet ihr von mir auch nur meine „Hypo“-Collage finden, die zu Anschauungszwecken für meine Nächte dient. Was ich aber durchaus spannend fand zu beobachten, war, dass mein Wert um mindestens 30 mg/dl (1,7 mmol/l)) anstieg, sobald ich in irgendeiner Form „Stress“ empfand. Das konnte ein eng getakteter Terminplan auf der Arbeit sein, ein Wochenende mit meinen Zwillingsneffen, von denen sich einer entschied, nun einfach mal den Enten hinterherzurennen, oder auch ganz alltägliche Stresssituationen – mein Gewebeglukosewert ging zusammen mit meinem Stressempfinden nach oben.

Nun kann das Diabetesmanagement selbst bereits ein Stressfaktor sein, dazu muss gar nicht viel passieren. Vielleicht vergisst man einmal, die Fett-Protein-Einheiten zu berechnen, oder man spritzt zu wenig/viel Insulin – und schon ist der Stress da. Dazu kommt das unwohle Gefühl des zu hohen/tiefen Blutzuckerwerts und vielleicht noch irgendeine ganz alltägliche Situation, die gar nicht mit dem Diabetesmanagement zusammenhängt – mein vermutetes Resultat ist eine energieraubende Episode im Tag. Und Diabetes ist nicht dafür bekannt, sich nur einmal täglich zu melden. Lasst mir doch mal in den Kommentaren eure Meinung da, ob ich das so richtig einschätze.

Quelle: Nuthawut – AdobeStock; Bearbeitung: Blood Sugar Lounge

Meine Learnings aus der Diabetes-Light-Version

Die Testwoche war für mich sehr aufschlussreich. Ich hätte niemals gedacht, dass sogar meine „Diabetes-Light-Version“ so viele Bereiche in meinem Leben beeinflussen würde. Ich möchte jedem Menschen mit Diabetes nur sagen: „Ich ziehe den Hut vor dir und dem, was du tagtäglich „mal so nebenbei“ leistest und wie du dich um dich selbst und deine Gesundheit kümmerst.“

Es ist ein herausforderndes, unvorhersehbares, buntes Leben – dieses Leben mit Diabetes, selbst mit meiner Light-Version – und ich kann nur sagen, dass mir der Dexcom G7 mir hier das Leben mit Diabetes eine ganze Spur näher gebracht hat, als ich es hätte voraussehen können.

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