- Behandlung
Thrombosen erkennen und verhindern
4 Minuten
Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel, das eine Vene teilweise oder vollständig verschließt. Neben den lange bekannten Antithrombosespritzen gibt es heute noch viele weitere Medikamente, die helfen, eine Thrombose zu verhindern.
Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen vorübergehend nicht mehr laufen können, bettlägerig sind oder wegen einer Operation für Wochen im Bett liegen müssen. Durch solche Zeiten mit wenig Bewegung steigt die Gefahr für Venenthrombosen stark an. So findet man im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich höhere Thromboseraten insbesondere bei Menschen, die stationär in einer Klinik behandelt werden, vor allem im Rahmen großer Operationen an Hüfte oder Knie, aber auch wegen schwerer internistischer Erkrankungen mit Fieber.
Das Risiko, insbesondere bei längerer Ruhigstellung des Körpers eine Thrombose zu erleiden, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Im folgenden Info-Kasten ist eine kleine Auswahl aufgelistet:
- Ruhigstellung der Beine z. B. durch einen Gipsverband
- Flugreisen
- langen, beengten Autofahrten
- internistischen Krankheiten mit Bettruhe (z. B. Lungenentzündung), aber auch bei einem diabetischen Fuß mit Geschwür
- orthopädischen Operationen mit Ruhigstellung von Körperteilen (z. B. Hüft- oder Knie-Operation)
- neurologischen Akuterkrankungen (z. B. Schlaganfall mit Lähmungen)
- oberflächlicher Venenentzündung
In den letzten Jahren haben wir Ärzte auch zunehmend lernen müssen, dass angeborene Fehler in der Blutgerinnung (zum Beispiel Faktor-V-Leiden-Mutation, Lupus Antigen etc.) eine große Rolle beim Entstehen der Thrombose spielen. Sind diese nicht die Ursache, müssen Ärzte und Betroffener auch an einen Tumor denken.
Wie entsteht eine tiefe Venenthrombose – und was ist das genau?
Der teilweise oder vollständige Verschluss einer Vene durch ein Blutgerinnsel (Fachbegriff: Thrombus) wird als Thrombose bezeichnet. 70 bis 90 Prozent der Thrombosen entstehen im Stromgebiet der unteren Hohlvene und in den Oberschenkel-Kniekehlen- und Beckenvenen. Stücke des Thrombus können abreißen und schließlich über die rechte Herzhälfte in die Lungengefäße gelangen und diese verstopfen. Die Folge ist eine potenziell tödliche Lungenembolie.
- Schmerzen
- Spannungsgefühl
- verstärkt sichtbare Venen
- Schwellung des betroffenen Beines
Von dieser tiefen Venenthrombose (Thrombose der tiefliegenden großen Venen) muss die Venenentzündung (allgemein als Thrombophlebitis bezeichnet) abgegrenzt werden, die häufig an der Hautoberfläche zu finden ist und mit Rötung, leichter Schwellung und Überwärmung einhergeht.
Beim Entstehen der tiefen Venenthrombose spielt insbesondere die langsamere Blutströmung in den Venen beim Liegen oder Sitzen eine Rolle, aber auch die „Eindickung“ des Blutes, z. B. durch Flüssigkeitsmangel im Sommer.
- Alter (das Risiko steigt mit zunehmendem Alter)
- Übergewicht (Adipositas)
- Thrombosen/Embolien (Blutgerinnsel) in der Vorgeschichte
- stark ausgeprägte Krampfadern (Varikosis)
- ausgeprägte Herzschwäche, z. B. nach Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung, Vorhofflimmern
- Schlaganfall
- Tumorerkrankungen
- Schwangerschaft
Vererbte Gerinnungsstörung
Die vererbte Blutgerinnungsstörung spielt bei etwa 60 Prozent aller Thrombosen eine Rolle. Die Diagnose einer verstärkten Thromboseneigung erfolgt in der Regel nach Abschluss der akuten Therapie, meist 6 Monate nach dem Absetzen der Anti-Thrombose-Medikamente. Diese können die Tests nämlich verfälschen!
Wichtig: eine rasche Diagnose
Eine sofortige Diagnose ist wichtig, denn in bis zu 50 Prozent der Fälle entwickelt sich, wie bereits erwähnt, durch eine Thrombose eine Lungenembolie, die immer noch mit einer hohen Sterblichkeit verbunden ist, wenn nicht sofort adäquat behandelt wird.
Auch heute noch beruht die Diagnostik der tiefen Beinvenenthrombose auf drei Säulen:
- Krankengeschichte (z. B. lange Autofahrt, lange Zug- oder Flugreise, extrem geringe Trinkmenge, Faktoren, die in der Familie weitervererbt werden),
- D-Dimertest im Blut,
- Untersuchung der Venen mit Ultraschall (Duplex-/Farbduplex-Sonographie, z. B. Kompressionstest).
Bei allen Patienten, die immer wieder Thrombosen haben, muss eine Krebserkrankung ausgeschlossen werden, denn durch Tumoren ist das Thromboserisiko deutlich erhöht.
Thrombosen vorbeugen oder vermeiden
Die Vorbeugung einer Thrombose (Thromboseprophylaxe) ist nichts Neues. Die Anfänge reichen zurück bis in das Jahr 1884 – damals wurde im Kopf von Blutegeln Hirudin entdeckt, eine Substanz, die helfen kann, Thrombosen zu verhindern. Gentechnisch hergestelltes Hirudin wird auch heute noch verwendet, wenn die heute gängigen Medikamente nicht vertragen werden.
Medikamentöse Therapie
Auch Medikamente, die heute zur Thromboseprophylaxe eingesetzt werden, sind durch Forschungsarbeiten z. B. an Wanzen und Zecken entstanden. Seit 1915 gibt es die Heparine, die gespritzt werden, sowie seit 1922 die Kumarine (Vitamin-K-abhängige Gerinnungshemmer), aus denen später das Marcumar entwickelt wurde. Die Hemmung der Blutgerinnung erfolgt damit dadurch, dass eine Funktion des Vitamin K gehemmt wird, die zur Bildung der Blutgerinnungsfaktoren erforderlich ist.
Die heute zur Verfügung stehenden neueren gerinnungshemmenden Medikamente konnten erst entwickelt werden, nachdem Paul Morawitz Anfang des 20. Jahrhunderts das Grundprinzip der Blutgerinnung beschrieben hatte. Die neueren Gerinnungshemmer (z. B. die direkten Faktor-Xa-Hemmer, aber auch die direkten Thrombinhemmer) stellen die höchste, aktuellste Medikamentenstufe der Blutgerinnungshemmung dar.
Heparine und Nicht-Vitamin-K-abhängige Gerinnungshemmer
Bisher wurden Patienten im Krankenhaus z. B. nach einer Operation meist niedermolekulare Heparine o. ä. gespritzt, im weiteren Verlauf wurden sie auf Tabletten eingestellt. In vielen Fällen erfolgt heute direkt oder einige Stunden nach der Operation bereits eine Umstellung von den Heparinen auf die neueren Nicht-Vitamin-K-abhängigen Gerinnungshemmer. Nicht-Vitamin-K-abhängige Blutgerinnungshemmer hemmen entweder gezielt den einzelnen Faktor Xa (Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban) oder das für die Blutgerinnung ebenfalls erforderliche Thrombin (Faktor-II-Hemmer; Dabigatran) direkt – es wird also nur jeweils ein Gerinnungsfaktor gezielt gehemmt.
Marcumar
Lediglich nach dem „Einbau“ einer mechanischen Herzklappe ist nach wie vor eine Therapie mit Marcumar erforderlich, da es zu den anderen Medikamenten bisher nicht ausreichend Studienergebnisse gibt. Der Nachteil von Marcumar: Die Gerinnung muss regelmäßig kontrolliert werden. In allen anderen Situationen des Lebens, in denen eine Thromboseneigung unterbunden werden soll, können aktuell meist die neueren Nicht-Vitamin-K-abhängigen Gerinnungshemmer verwendet werden.
Die neuen antithrombotischen Medikamente können wie Marcumar auch zu Blutungen führen – die gefürchteten schweren Hirnblutungen sind jedoch seltener. Gegenüber den Vitamin-K-abhängigen Gerinnungshemmern ist bei den neuen Medikamenten darüber hinaus das Schlaganfallrisiko durch abgerissene Thrombusstücke, die plötzlich eine Arterie verschließen (Embolien), um ein Drittel niedriger.
Wichtig zu wissen
Um eine Thrombose mit möglicherweise tödlicher Lungenembolie zu vermeiden, wird die Blutgerinnung gehemmt. Dies kann sowohl mit Marcumar als auch mit neueren Nicht-Vitamin-K-abhängigen Faktor-Xa-Hemmern oder auch direkten Thrombinhemmern geschehen. In der Akutphase ist im Krankenhaus besonders bei internistischen Erkrankungen weiterhin die „Bauchspritze“ mit niedermolekularen Heparinen Standard.
Die Umstellung gerinnungshemmender Medikamente sollte immer mit dem behandelnden Arzt ausführlich besprochen und dokumentiert werden. Eine Schulung des Betroffenen und die Aushändigung eines Blutgerinnungsausweises sollte selbstverständlich sein. Ein Mindestmaß an Verständnis für die Wirkung der eingenommenen Medikamente ist sinnvoll und hilfreich, um Komplikationen zu vermeiden.
Autor:
|
|
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (9) Seite 30-33
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- MONITOR
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig
3 Minuten
- Behandlung
Hinter die Dinge schauen: Kinder-Diabetologin und Coach Dr. Katja Schaaf im Interview
13 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-



Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig