- Behandlung
Typ-2-Diabetes – das hyperosmolare Koma
3 Minuten
Blutzuckerentgleisungen nach oben mit extrem hohen Blutzuckerwerten sind sehr gefährlich und könnten gerade bei Typ-2-Diabetikern meist vermieden werden. Hierfür sollte man in außergewöhnlichen Situationen seine Werte öfter messen.
Leider messen viele Typ-2-Diabetiker nicht regelmäßig, noch nicht mal ein- oder zweimal pro Woche, ihren Blutzucker oder erstellen ein Blutzucker-Tagesprofil. Sie messen auch nicht in für sie gefährlichen Situationen. Deshalb kommt es immer wieder zu extremen Zuckerentgleisungen nach oben und so auch zu einem hyperosmolaren Koma.
Zu den gefährlichen Situationen, die eine solche Zuckerentgleisung auslösen können, zählen fieberhafte Infekte wie ein grippaler Infekt, eine Blasenentzündung oder Magen-Darm-Infekte. Gefährlich ist das hyperosmolare Koma bei Typ-2-Diabetikern gerade bei Älteren, weil es mit einer hohen Sterblichkeit verbunden ist. Dies liegt vor allem an den massiven Flüssigkeits- und Blutsalzverschiebungen.
Gründe für das Entstehen
Bei Typ-2-Diabetikern kommt es mit zunehmender Erkrankungsdauer zu einer schlechteren Verwertung des Blutzuckers z. B. in der Muskulatur bei gleichzeitig vermehrter Zuckerabgabe aus der Leber – vor allem bei zunehmendem Übergewicht. Betroffene haben jedoch je nach Krankheitsdauer immer noch eine geringe Restproduktion an Insulin; so wird verhindert, dass sich eine Ketoazidose (Ketonkörperbildung mit Übersäuerung des Blutes) entwickelt, weil Insulin den Fettabbau im Fettgewebe verhindert.
Man findet deshalb üblicherweise keine Ketonkörper (z. B. Aceton) im Urin, selbst bei Blutzuckerwerten von 800 mg/dl (44,4 mmol/l) oder 1000 mg/dl (55,6 mmol/l)! Um einen vermehrten Abbau von Fett zu hemmen, nicht aber, um eine vermehrte Produktion von Glukose in der Leber zu bremsen, reicht die kleine, noch vorhandene Menge an Insulin aus.
Wie verläuft die Zuckerentgleisung?
Meist besteht keine Übersäuerung des Blutes – anders als bei Typ-1-Diabetikern! Deshalb sind auch keine Ketonkörper im Urin nachweisbar, zum Beispiel durch einen Ketur-Test. Bei Überschreiten der Nierenschwelle für den Zucker (diese liegt bei einem Blutzucker von ca. 180 mg/dl bzw. 10,0 mmol/l bei Erwachsenen) geht jedoch immer mehr Glukose über den Urin verloren – und damit auch Flüssigkeit und bestimmte Blutsalze. Ein starkes Durstgefühl tritt auf!
Trinkt der Betroffene nicht genug, kommt es schließlich zu einem Austrocknen aller Körperzellen (Haut, Muskel etc.). Auslöser sind oft, wie beschrieben, Infektionen – aber auch z. B. bestimmte Medikamente wie Entwässerungstabletten (Diuretika) und Kortison, das beispielsweise im Rahmen eines akuten Rheuma- oder Asthmaschubs gegeben wird. Diese Form des Komas ist wegen des großen Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes ein absoluter Notfall, der unbehandelt zum Tod führen kann.
- tritt vor allem bei Typ-2-Diabetikern (meist älteren Menschen) auf
- in der Regel langsame Entwicklung
- im Blut massiv erhöhter Blutzucker (z. B. 500 bis 1 000 mg/dl bzw. 27,8 bis 55,6 mmol/l)
- die Gewebe trocknen aus (die Haut ist oft in Falten abzuheben)
- häufig heißes, rotes Gesicht
- die Betroffenen sind oft schläfrig und manchmal schon nicht mehr ansprechbar
- extremer Durst
- häufiges Wasserlassen in großen Mengen
- oft niedriger Blutdruck mit Schwindel
Flüssigkeitsersatz im Krankenhaus
An erster Stelle steht der Flüssigkeitsersatz z. B. durch eine Infusion über die Vene sowie die Gabe von Insulin und Blutsalzen. Die Gabe von Blutsalzen, vor allem Kalium, Flüssigkeit und Insulin, erfolgt im Krankenhaus in der Regel über eine Venenkanüle mit regelmäßiger Analyse der Blutwerte.
Blutsalz- und Wasserverschiebungen in Gehirn und Rückenmark benötigen in der Regel mehrere Tage bis zur völligen Normalisierung; ein Krankenhausaufenthalt mit Überwachung ist in diesem Fall dringend anzuraten. Denn senkt man den Blutzucker zu schnell, kann es zur Entwicklung eines lebensgefährlichen Hirnödems (Wasseransammlung im Gehirn) kommen mit erhöhtem Hirndruck und beeinträchtigter Atmung.
Insulin in kleinen Dosen
In der Regel erfolgt die Gabe von Insulin in kleinen Dosen über eine Infusionspumpe, so dass der Blutzucker langsam, oft über einige Tage, sinkt. Mit dem Zucker sinkt auch das Kalium im Blut – es muss sofort ersetzt werden. Denn Kalium ist für die Nerven- bzw. Muskelerregung im Herzen zwingend nötig – schwerwiegende Herzrhythmusstörungen können bei einem zu hohen oder zu niedrigen Kalium-Blutspiegel die Folge sein.
Zusammenfassung
Eine starke Blutzuckerentgleisung nach oben mit extrem hohen Blutzuckerwerten könnte bei Menschen mit Typ-2-Diabetes meist vermieden werden – durch gelegentliche Blutzuckermessungen insbesondere in speziellen Lebenssituationen wie Erkrankungen mit Fieber, bei Operationen, bei Infekten etc. Vor allem die mit den hohen Blutzuckerwerten verbundenen Wasserverluste und Blutsalzverschiebungen können lebensgefährlich sein.
Deshalb sollten Typ-2-Diabetiker zumindest in diesen Situationen den Blutzucker testen (entweder selbst oder Angehörige bzw. Betreuer) – auch wenn sie keine besonderen Beschwerden haben.
Autor:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (12) Seite 32-34
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig