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In dieser Story möchte ich euch kurz erzählen, wie mein Diabetes mir die vergangene Woche einen Streich gespielt hat. Die Hauptdarstellerin bin ich – Heike. Seit 28 Jahren bin ich Typ-1-Diabetikerin und seit drei Jahren Mutter einer recht aktiven Tochter. Seit bald acht Jahren trage ich eine Insulinpumpe, momentan die MiniMed 640G von Medtronic. Leider benutze ich sie ohne Sensor. Medtronic liefert in Österreich momentan keine neuen Sensoren. Ich bin seit einem halben Jahr auf der Warteliste. In dieser Geschichte spielt natürlich auch mein Diabetes-Warnhund Daphne eine Rolle. Ort des Geschehens ist Innsbruck, wo ich lebe und arbeite.
Die Szene spielt sich an einem verregneten Dienstag ab. Mein Mann, der Papa meiner Tochter, hat an diesem Tag frei. Meine Tochter und er beschließen, der Mama heute etwas Ruhe zu gönnen, und fahren in den Alpenzoo. Ich selbst teste morgens meinen Blutzucker. Der ist mit 280 mg/dl (15,6 mmol/l) erhöht. Ich korrigiere mit meiner Pumpe entsprechend meinem Fahrplan 3 Einheiten, schnappe meinen Hund und gehe mit Regenschirm los zur morgendlichen Gassirunde. Ich habe da schon irgendwie ein mulmiges Gefühl im Bauch.
Wir gehen ungefähr 20 Minuten Richtung Inn, dem Stadtfluss von Innsbruck. Und plötzlich wird Daphne unruhig und zeigt an, dass etwas nicht passt. Sie berührt mich in solchen Situationen mit ihrer Pfote. Ich nehme mein Messgerät und teste. Der Hund hat Recht! Der Blutzucker ist auf 77 mg/dl (4,3 mmol/l) gesunken. Jetzt kommt mein entscheidender Fehler! Ich belohne Daphne für ihr Anzeigen, nehme ein paar Apfelstückchen zu mir, die ich für Notfälle immer dabei habe, und schalte meine Pumpe aus. Dann gehe ich in den nächstgelegenen Supermarkt und kaufe noch Traubenzucker. Ich gehe aus dem Supermarkt heraus, teste nochmals den Blutzucker. Er ist immer noch bei 71 mg/dl (3,9 mmol/l).
Ich esse den gekauften Traubenzucker und laufe langsam am Inn weiter über eine Holzbrücke, die auf dem Weg Richtung Alpenzoo liegt. An die nächsten Minuten kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich liege auf dem nassen Boden und zwei Passanten stehen über mich gebeugt. Mit dem Handy rufen sie die Rettung an. Den Traubenzucker halte ich verkrampft in meiner rechten Hand. Ich spüre, dass etwas in meinem Gesicht schmerzt. Schnell esse ich die komplette Packung Traubenzucker auf und langsam funktioniert mein Gehirn wieder.
Ich stehe langsam auf und rede mit den Passanten. Sie kennen mich von meinen Runden mit meiner Tochter und Daphne. Dann geben sie mir das Telefon mit der Rettung. Ich sage der Rettung, dass ich Diabetikerin bin und dass es mir schon wieder besser geht. Ich muss dazu sagen, dass ich Rettungseinsätze hasse. Es ist dieses große Gefühl der Hilflosigkeit, wie als wenn man die Kontrolle abgibt und kein ganzer Mensch mehr ist. Die Passanten bieten mir an, mich nach Hause zu fahren. Ich bedanke mich und verneine. Ich rufe meinen Mann an und er kommt mich zusammen mit meiner Tochter abholen.
Zu Hause sehe ich dann das ganze Drama meiner Unterzuckerung im Spiegel. Ein paar gewaltige Schrammen im Gesicht! Ich muss weinen und lege mich auf die Couch. Ein großes Gefühl der Hilflosigkeit kommt auf. Hätte ein Sensor den Unfall verhindern können? War ich zu ungeduldig, dass ich gleich weitergelaufen bin? Warum habe ich nichts gespürt? Warum ging alles so schnell?
Kennt ihr auch solche Situationen? Ich bin als Person und Diabetikerin zugegebenermaßen oft sehr ungeduldig. Gebe zum Teil zu viel Insulin oder kann nicht warten, wenn ich in einer Hypoglykämie war und noch Dinge zu erledigen habe. So eine traumatische Situation möchte ich nie wieder erleben!
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