- Aus der Community
Wie schnell ist das Turboinsulin Fiasp wirklich?
4 Minuten
Seit einiger Zeit ist das neue Insulin Fiasp des Unternehmens Novo Nordisk auf dem Markt. Fiasp steht für „Faster Insulin aspart“ und ist im Grunde nichts anderes als das bekannte Novo-Insulin NovoRapid (Insulin aspart), das allerdings mit dem Zusatzstoff Niacinamid versehen wurde, welches den Wirkeintritt beschleunigen soll. Als Stabilisator wird die natürlich vorkommende Aminosäure L-Arginin zugesetzt. In einer vom Hersteller Novo Nordisk unterstützten Sitzung beim Diabetes-Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) im Mai 2017 in Hamburg präsentierten die Experten wissenschaftliche Daten zum Wirkprofil.

Immer mehr Typ-1-Diabetiker testen das neue Fiasp und berichten darüber
Ich fand die Sitzung insbesondere deshalb interessant, weil ich in letzter Zeit auf Facebook und Instagram häufig Bilder und Posts zu diesem Thema gesehen hatte: Anscheinend erobert Fiasp gerade die Herzen vieler Typ-1-Diabetiker. Allerdings waren diese Posts häufig verbunden mit Fragen wie: „Ich weiß noch nicht, wie ich meine Insulinpumpe umprogrammieren muss, wie lange wirkt Fiasp denn eigentlich?“ Vielleicht können meine Erkenntnisse aus der Sitzung beim DDG-Kongress ja einige dieser Fragen beantworten.
Meist steigt der Glukosewert, bevor das Insulin seine Wirkung entfaltet
Zunächst einmal zielte die Entwicklung eines neuen, noch schnelleren Insulins vorrangig darauf ab, insulinpflichtigen Diabetikern unnötig hohe Blutzuckerspitzen nach dem Essen zu ersparen. Denn wie wir alle wissen, braucht Insulin nach dem Spritzen ins Unterhautfettgewebe – ob nun per Insulinpen oder Insulinpumpe – immer eine ganze Weile, bis es ins Blut gelangt und damit den Blutzuckerspiegel effektiv senken kann. Bis es dort seine Wirkung entfalten kann, ist oft schon ein Großteil der in der Nahrung enthaltenen Glukose im Blut angelangt und treibt den Zuckerspiegel in die Höhe. Das wiederum ist nicht gut für die Gefäße und sollte deshalb vermieden werden.
Beim Frühstück klappt es gut mit meinem SEA, danach weniger gut
In Schulungen lernen wir Diabetiker deshalb, dass wir nach Möglichkeit einen Spritz-Ess-Abstand (SEA) einhalten sollten, damit das Insulin eine Chance hat, rechtzeitig im Blut anzugelangen. Mir persönlich gelingt das beim Frühstück – wo ich den SEA auch am dringendsten brauche – noch ganz gut. Denn morgens steht bei uns zuerst mein Mann auf und bereitet das gemeinsame Frühstück vor, während ich noch einen Moment liegenbleiben, Glukose messen, Insulin spritzen und die aktuelle Nachrichtenlage auf Facebook studieren kann.
Bis ich mich aus den Laken geschält und an den Frühstückstisch gesetzt habe, vergehen also gern 25 bis 30 Minuten – für mich zum Frühstück der perfekte SEA, trotz des schnellen Analoginsulins Liprolog. Bei anderen Mahlzeiten ist es hingegen nicht so einfach, einen SEA einzuhalten. Besonders schwierig ist es, wenn ich unterwegs bin und auf die Schnelle etwas essen möchte oder wenn ich im Restaurant esse und nicht genau weiß, wie lange die Küche wohl mit meiner Bestellung braucht. Ein Insulin ohne (oder mit deutlich kürzerem) SEA klingt für mich also durchaus verlockend.
Pharmakokinetik: Wie schnell ist der Wirkstoff im Blut messbar?
Entsprechend aufmerksam lauschte ich dem Vortrag von Dr. Tim Heise, der am Profil Institut für Stoffwechselforschung in Neuss forscht. Er berichtete über die Pharmakokinetik von Fiasp, sprich: die Einflüsse, denen ein Wirkstoff im Körper unterliegt – wie lange es also dauert, bis messbare Konzentrationen des Wirkstoffs im Blut vorliegen, und wie lange die Wirkung anhält. „Bei Insulin aspart dauert es neun Minuten, bis man im Blut ein messbares Insulinlevel erreicht“, erklärte Dr. Heise, „bei Fiasp sind es nur vier Minuten.“ Fünf Minuten klingen nun nicht nach einem bahnbrechenden Unterschied, doch entscheidender ist eine zweite Beobachtung: „In den ersten 30 Minuten der Wirkdauer entfaltet Fiasp 50 Prozent mehr Wirkung als reguläres Insulin aspart“, erklärte der Experte.
Den gewohnten SEA um 10 bis 14 Minuten verkürzen?
Daraus folgt eine „einfache Linksverschiebung des Aspart-Profils um zehn bis 14 Minuten“, wie es im Forscher-Jargon ausgedrückt wird, und damit ist das neue Insulin „näher am physiologischen Insulinprofil“. Für den Anwender bedeutet das im Klartext, dass er bei Fiasp den gewohnten SEA um zehn bis 14 Minuten verkürzen kann – was für die meisten von uns wohl darauf hinausläuft, dass wir gar keinen SEA mehr einhalten. Dabei ist wichtig zu wissen, dass Fiasp nicht kürzer wirkt als NovoRapid, sondern dass seine Wirkung lediglich früher einsetzt.

Linksverschiebung des Wirkprofils von Fiasp gegenüber Insulin aspart (Quelle: Novo Nordisk)
In der Insulinpumpe wirkt Fiasp noch ein bisschen schneller
Allerdings habe ich nun von etlichen Anwendern schon Berichte gelesen, die das Wirkfenster von Fiasp im Vergleich zu NovoRapid kürzer ansetzen. Auch für dieses Phänomen gab es bei der DDG-Sitzung eine mögliche Erklärung – zumindest was die Pumpentherapie angeht. Grund dafür könnte die unterschiedliche Funktionsweise von Insulinpens und Insulinpumpen sein. Ein Insulinpen gibt die komplette Insulindosis in einem Rutsch ab.
„Bei der Injektion mit einem Pen wird das zugesetzte Niacinamid also schnell abgebaut und wirkt nicht mehr nach“, erklärte Dr. Heise. Eine Insulinpumpe hingegen kann je nach Dosis ein paar Minuten brauchen, bis sie den kompletten Bolus abgegeben hat. Außerdem gibt sie unabhängig vom Bolus kontinuierlich Basalinsulin ab, sodass immer Niacinamid im Unterhautfettgewebe vorhanden ist, welches die Insulinwirkung im Unterhautfettgewebe beschleunigt – und was schnell seine Wirkung entfaltet, ist auch schneller wieder abgebaut. Für Pumpenanwender bedeutet das 100 Prozent mehr Wirkung des Insulins in den ersten 30 Minuten nach Bolusabgabe und eine 24 Minuten kürzere Gesamtwirkdauer.
Für das Problem der Blutzuckerspitzen nach dem Essen ist Fiasp daher ein echter Hoffnungsträger. Studien haben gezeigt, dass die Glukosewerte mit Fiasp eine Stunde nach dem Essen ebenso wie zwei Stunden nach dem Essen im Vergleich zu NovoRapid deutlich niedriger waren. Das Insulin wurde separat an Typ-1-Diabetikern (Onset1-Studie) und an Typ-2-Diabetikern (Onset2-Studie) getestet und half beiden Gruppen, die Blutzuckerspitzen nach dem Essen in Schach zu halten, ohne dass es zu mehr Hypoglykämien gekommen wäre.
Habt ihr das neue Fiasp schon ausprobiert? Wie sind eure Erfahrungen? Stimmen sie mit den Studienergebnissen zum Wirkprofil überein?
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Behandlung
Diabetes-Anker-Podcast – Höhen & Tiefen: Was die Diagnose Doppel-Diabetes bedeutet – im Gespräch mit Katharina und Daniel
- Behandlung
Neue Staffel der Video-Reihe „Diabetes-Docs erklären Technik“ gestartet
2 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
stephanie-haack postete ein Update vor 1 Tag, 22 Stunden
Wir freuen uns auf das letzte virtuelle Community-MeetUp des Jahres! 🎄Morgen, Donnerstag, um 18 Uhr. Alle Infos findet ihr hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-dezember-2/
-
bloodychaos postete ein Update vor 6 Tagen, 4 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
-
ole-t1 antwortete vor 6 Tagen
Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.) -
bloodychaos antwortete vor 5 Tagen, 18 Stunden
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
-
rolli-xx antwortete vor 4 Tagen, 5 Stunden
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).
-
-
loredana postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
