Wer Medikamente einnimmt, weiß, dass es neben den erwünschten Wirkungen auch Nebenwirkungen und Wechselwirkungen gibt. Wie ist das bei Diabetes-Medikamenten? Auch hier sollte man einiges beachten – dabei hilft diese Übersicht mit allen wichtigen Diabetes-Medikamenten.
Der Experte:
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Je älter man ist und je mehr Medikamente man nimmt wegen des Diabetes sowie wegen Folge- und Begleiterkrankungen, umso wichtiger ist es, die Nebenwirkungen im Blick zu haben. Wer mehrere Medikamente einnimmt, sollte immer wieder einmal abklären lassen, ob noch alle Medikamente gebraucht werden oder ob es zu Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten kommen kann.
Ebenfalls achten sollten Sie und Ihr Arzt/Ihre Ärztin auf:
- Nebenwirkungen allgemein
- Die aktuelle Lebenssituation
- Allergien
- Vermeiden von Doppelverordnungen (Inhaltsstoffe notieren!)
Diabetes-Medikamente: Das ist wichtig!
Geht es um Diabetes-Medikamente sollte man Folgendes berücksichtigen:
Metformin (Biguanid)
- Übelkeit, Durchfall, Bauchgrimmen hat man meist am Anfang, wenn die Dosis zu schnell (in wenigen Tagen) erhöht wird. Nicht jedes Präparat wird gleich gut vertragen (liegt manchmal auch am Milchzucker für die Tablettenpressung!).
- Aufpassen muss man, wenn schon einmal z. B. im Rahmen eines Infekts eine Übersäuerung des Bluts (Laktazidose) aufgetreten ist, bei einer bekannten Nierenschwäche (Niereninsuffizienz mit erhöhten Kreatininwerten z. B.) und bei schwerer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und auch bei anderen ausgeprägten Organschäden (Leber, Lunge).
- Bei längerer Einnahme von Metformin (über Jahre oder Jahrzehnte) kann es durch einen Vitamin-B12-Mangel auch zu einer Blutarmut (Anämie), mit z. B. Müdigkeit und Schlappheit, und einem Nervenschaden (Polyneuropathie) kommen.
DPP-4-Hemmer (Gliptine)
DPP-4-Hemmer senken den Blutzucker – als Nebenwirkung kommt es (selten) zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Gelenkbeschwerden. Auch Nasen-Rachen-Entzündungen sind zu finden.
SGLT-2-Hemmer (Gliflozine)
Auch SGLT-2-Hemmer senken den Blutzucker. Gleichzeitig wird mit dem Zucker vermehrt Wasser ausgeschieden, der Blutdruck sinkt. Der Wasserverlust kann zu Blutdruckabfall mit Schwindel etc. führen. Weitere wichtige Nebenwirkungen:
- Bei Frauen: Besonders wenn sie dazu neigen, können Scheideninfektionen durch Pilze auftreten.
- Bei Männern: Gliflozine können zu einer Entzündung der Penis-Eichel führen.
Sulfonylharnstoffe (z. B. Glimepirid, Glibenclamid)
Die wichtigste Wirkung ist die Stimulation der Betazellen der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Dadurch kann es zu Unterzuckerungen (Hypoglykämien) kommen – und meist auch zu einer Gewichtszunahme! Sulfonylharnstoffe sind deshalb für übergewichtige Patienten nicht geeignet – außerdem wirkt sie nur, solange noch eigenes Insulin produziert wird (oft am Anfang der Erkrankung, schlanke Typ-2-Diabetiker). Die Nierenfunktion muss unbedingt beachtet werden!
Dies ist eine gekürzte Version einer Folge des Diabetes-Kurses von Dr. Gerhard-W. Schmeisl. Sie möchten mehr darüber wissen, wie die einzelnen Diabetes-Medikamente wirken? Das können Sie in der Langversion dieses Artikels nachlesen.
Glinide (Repaglinid, Nateglinid)
Glinide spielen bei uns kaum mehr eine Rolle – und werden auch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Sie stimulieren die Insulinproduktion und senken so den Blutzucker. Unterzuckerungen sind deshalb möglich, ebenso eine Gewichtszunahme. Bei leichter bis mittlerer Nierenfunktionseinschränkung dürfen sie eingesetzt werden.
GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-Analoga, GLP-1-Mimetika)
- Das im Dünndarm produzierte Eiweiß GLP 1 (Glucagon-like Peptide 1) bewirkt, dass mehr Insulin produziert wird, weniger Zucker aus der Leber ins Blut kommt und man schneller satt wird (Wirkung im Sättigungszentrum des Gehirns). Nach der neuesten Leitlinie sind gerade die GLP-1-Rezeptoragonisten (und SGLT-2-Hemmer) bei Menschen mit massivem Übergewicht und erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie koronare Herzkrankheit (KHK) und Herzinsuffizienz, Mittel der ersten Wahl.
- Als Nebenwirkungen können Übelkeit, Durchfall und Erbrechen auftreten.
Extra-Tipp von Dr. Schmeisl: Jede vernünftige und langfristig erfolgreiche Therapie muss natürlich die Wünsche und die Präferenzen eines Patienten berücksichtigen. Letztendlich muss das gemeinsame Ziel von Arzt und Patient definiert werden.
- …auf die Tablettenmenge pro Tag (morgens und abends, nur morgens etc.)
- … auf unterschiedliche Dosierungen innerhalb eines Tages (z. B. morgens 2, abends nur 1 Tablette)
- … auf eine Tabletteneinnahme, die abhänging ist von den Mahlzeiten (vor dem Essen, zum Essen, nach dem Essen, unabhängig vom Essen)
- … auf unterschiedliche Einnahmeintervalle (z. B. 3-mal täglich, 2-mal täglich)
- … darauf, dass Tabletten geteilt werden müssen/können
- … auf besondere Darreichungsformen (z. B. Inhalationen, Tabletten, Tropfen)
- … auf die zeitgenaue Einnahme der Medikamente (z. B. Antibiotika oder auch Schmerzmittel, die regelmäßig über den Tag verteilt alle 6, 8 oder 12 Stunden genommen werden müssen/sollten)
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