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„Forró – was ist das denn?“ Diese Frage höre ich seit einem knappen Jahr häufig, wenn ich von meiner neuen Leidenschaft erzähle. Die Antwort: ein Tanz, der ursprünglich aus dem Norden Brasiliens kommt, vor ein paar Jahren in Europa angekommen ist und seither immer beliebter wird. Ob Marseille, London oder Hamburg – in so gut wie jeder Stadt findet man „Forrozeiros“, die sich regelmäßig für Partys, Workshops, Festivals oder einfach nur so zum Tanzen treffen.
Alles, was man dafür benötigt, ist Offenheit, Neugierde sowie Spaß an Bewegung und Rhythmus: Zu lebensfroher Musik von (mindestens) Akkordeon, Zabumba – einer fellbespannten Basstrommel – und Triangel tanzen Führende(r) und Folgende(r) beim Forró im 4/4-Takt mal schnell, mal langsam, aber immer sehr eng miteinander („kurz, kurz, laaang“) – enger als beim Salsa. Und wechseln häufig den Tanzpartner. Die Folge: Man lernt sich schnell kennen. Auch mein FreeStyle-Libre-Sensor wurde natürlich schnell entdeckt. So manch Führender hat auch schon meinen Omnipod „ertastet“, wenn die Patch-Pumpe gerade an einer Stelle an meinem Rücken auf Hüfthöhe klebt, wo der Tanzpartner seine rechte Hand ablegt.
Wie auch abseits der Tanzfläche tauchten daher bald die „üblichen“ Fragen auf, die wohl jeder „Cyborg-Diabetiker“ kennt: „Was ist das denn an deinem Oberarm?“, „Kann ich da irgendwas kaputtmachen?“, „Ach, du hast die ‚schlimme‘ Diabetes-Form?“ Oder auch – immer wieder gern gehört: „Ist das ein Nikotin-Pflaster?“
Mittlerweile wissen alle in der Forró-Community Bescheid, die es wissen wollen. Und mehr noch: An einem meiner ersten Forró-Abende habe ich einen anderen FreeStyle-Libre-Träger entdeckt, den ich natürlich beim nächsten Lied gleich auffordern musste. Und wiederum ein weiterer (FreeStyle-Libre-loser) Typ-1-Diabetiker hat mich aufgrund des Sensors als Gleichgesinnte „identifiziert“ und angesprochen. Perfekt: Wenn einer von uns Unterzucker hat, kann der andere auch mal Gummibärchen und Traubenzucker reichen – und manchmal messen wir in Tanzpausen parallel unseren Blutzucker.
Denn wie jeder Sport und jede außergewöhnliche Bewegung hinterlässt auch das Forró-Tanzen Spuren in der Zuckerkurve. Und wie immer sieht das bei jedem anders aus. Bei mir sinkt der Wert in langen Forró-Nächten meist nach circa zwei Stunden, wenn ich nicht rechtzeitig gegensteuere, der andere Diabetiker rauscht nach ein paar Tanzrunden auch mal nach oben ab. Tanzlehrer Valentin, der das „Forró Projeto de Hamburgo“ leitet, hat schon gewitzelt: „Allmählich lohnt es sich, Gummibärchen in den Erste-Hilfe-Koffer zu packen!“
Das Schöne ist: Ob jung oder alt, dick oder dünn, Anfänger oder Profi, Diabetiker oder nicht – beim Forró ist jeder willkommen. Und wir Typ-1er haben doch eh keine Wahl: Der Diabetes macht keine Pause und ist immer und überall dabei. Dann kann er gefälligst auch im Leben mittanzen! Aber Vorsicht: „Forró“ macht süchtig!
Tanzen und Diabetes – das ist auch das Lieblingsthema von #BSLounge-Autorin Felicitas: Tanzen ist Träumen mit den Füßen
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