Sport schärft Sehschärfe

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Sport schärft Sehschärfe

Wer fit lebt, sieht besser. Wer die Brille teilweise weglässt, sieht vielleicht noch besser. Ein Erfahrungsbericht

„Brillenschlange, Brillenschlange“, so hänselten mich die Kameraden in der Volksschule. Schließlich war ich der einzige in der Klasse mit einem Gestell auf der Nase. Hatte mich das anfangs tief verletzt, so gewöhnte ich mich daran und trug über 60 Jahre lang immer eine Brille.

Doch vor zwei Jahren änderte sich das plötzlich. Da plagten mich entzündete Augen, und ich legte die Sehhilfe beiseite. Zu Beginn war das irritierend, weil ich vieles unscharf gesehen habe. Aber dann gewöhnte ich mich daran – und begann ein Experiment: Ich wollte wissen, ob sich die Sehkraft verbessert, wenn sich die Augen wieder richtig anstrengen müssen.

Überraschendes Ergebnis: Die Sehfähigkeit hat sich erfreulich gesteigert. Das weiß ich, weil ich kurz vor der Entzündungsphase beim Augenarzt war – und im Frühjahr diesen Jahres war ich wieder beim selben Arzt, und er bestätigte mir, dass sich die Werte tatsächlich deutlich verbessert haben. Wie genau sagte er nicht, denn manche Ärzte freuen sich seltsamerweise wenig, wenn ihre Patienten aus eigener Kraft gesünder werden.

Kein Brille, besser sehen?

Genauer konnte mir das Olaf Wendler erläutern, Geschäftsführer des renommierten Geschäfts „buschmann optik“ in Kölns Breite Straße: „Seit 2013, der letzten Messung bei uns, hat sich die Sehkraft um rund eine Dioptrie verbessert, was einer Steigerung von 50 Prozent entspricht“. Wow, ein Hammer! Nun kommt es durchaus vor, dass sich mit Alter die Kurzsichtigkeit zurückbildet. Aber gleich um so viel, das macht mich stolz.

Das gute Resultat hängt wohl auch damit zusammen, dass ich eine überdurchschnittliche „Sehschärfe“ von 160 Prozent habe (nach der Korrektur durch eine Brille), während dieser Wert im Schnitt der Bevölkerung bei 125 Prozent liegt. Auch liegt mein Augendruck mit 11,3/12,3 mmHG im optimalen Bereich. Nun weiß ich natürlich nicht, inwieweit die letzten beiden Jahre, wo ich keine Brille getragen habe, zu der gesteigerten Sehfähigkeit beigetragen haben. Aber ich vermute, das hatte einen deutlichen Einfluss. Einen starken Einfluss haben wohl auch meine regelmäßigen sportlichen Aktivitäten der letzten Jahre, wo ich neben dem Laufen und Radfahren auch angefangen habe, regelmäßig ins Fitness-Studio zu gehen.

Sport stärkt Sehkraft Gestützt wird meine Vermutung durch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, über welche das Portal „diabetologie-online“ am 16. Juli 2020 berichtete: „Sportarten wie Laufen oder Radfahren senken vorübergehend den Augeninnendruck, und die Senkung hält je nach sportlicher Intensität zwischen zehn Minuten und zweieinhalb Stunden an“, konstatiert Prof. Dr. med. Hagen Thieme, Direktor der Augenklinik am Universitätsklinikum Magdeburg. Ein weiterer förderlicher, sportlicher Effekt: Der Sehnervkopf ist nachweislich besser durchblutet. „Diese Faktoren können erklären, warum sportlich Aktive seltener an Grünem Star erkranken“, so der renommierte Arzt.

Es stimmt also: Das nebenwirkungsfreie „Medikament“ Bewegung ist eines der wichtigsten Heilmittel. Vor allem, wenn es durch das „Medikament“ bewusste Ernährung ergänzt wird. Die besteht bei mir ganz stark aus Kräutern, aus frischem Gemüse und dem weitgehenden Verzicht auf schnelle Zucker. Denn gerade der unmäßige Zuckerkonsum ist einer der wesentlichen Faktoren für das schlechte Sehen (bis hin zur Blindheit) bei vielen Typ-2-Diabetikern. Wie gut meine Zuckerwerte sind, habe ich kürzlich in meiner Kolumne „Super 6,2!“ beschrieben.

Nun ist jeder Mensch anders. Aber es ist zu konstatieren, dass regelmäßige sportliche Aktivitäten und eine bewusste Ernährung nicht nur die allgemeine Fitness stärken, sondern auch das Sehvermögen deutlich verbessern. Mein Vorschlag: Probieren Sie es doch einfach einmal selbst aus!

© Zeiss | Gibt’s bei guten Optikern: Visufit 1000

Brille? Traditionsoptiker! Obwohl ich die letzten zweieinhalb Jahre ganz gut ohne Brille durch die Welt gekommen bin, habe ich jetzt wieder eine. Schlicht, weil ich im Konzert, in der Oper die Darsteller wieder deutlich erkennen will. Vor allem aber will ich nach jahrelanger Abstinenz wieder ab und an Auto fahren – und in meinem Führerschein ist eine Brille eingetragen.

Nur eine Adresse gibt es für meine neue Brille: „buschmann optik“, wo ich seit Jahrzehnten Kunde bin. Dort nimmt sich Geschäftsführer Olaf Wendler über eine Stunde Zeit, um mit modernsten Zeiss-Geräten nach allen Regeln der Kunst meine Augen zu vermessen. Denn ich wähle hochwertige Gleitsichtgläser, um sowohl in die Nähe wie in die Ferne optimal zu sehen. Das Potential dieser teuren Zeiss-Gläser lässt sich komplett aber nur heben, wenn viele Faktoren, wie etwa Alter und Pupillengröße, in die Messung einfließen. So entsteht dann ein individuelles, genau auf mich zugeschnittenes Glas – und Optiker Wendler vergleicht das mit einem „Fingerabdruck“.

Genau so wichtig wie optimierte Gläser ist auch ihre perfekte Zentrierung im Brillengestell. Dafür nutzt das Optikergeschäft „Visufit 1000“ von Zeiss, wo mit neun Kameras ein dreidimensionales Bild des Kopfes erstellt wird – und es lässt sich so der Abstand vom Hornhautscheitel bis zum Brillenglas messen. Zusätzlich wird exakt die Fassungsneigung und die Durchbiegung der Fassung gemessen, was alles nur einem Ziel dient: Präzises und angenehmes Sehen.

Natürlich hat dieser Aufwand seinen Preis – und der ist deutlich höher als bei den Filialbetrieben. Aber das sind mir meine Augen wert – und die ersten Erfahrungen mit der neuen Brille bestätigen diese Einschätzung: Alles so schön scharf hier, und das auch nach Stunden, kann ich erfreut sagen.

Werde ich nun wieder permanent Brille tragen? Eher nicht. Ganz sicher bei kulturellen Events, beim Autofahren. Aber ich will weiterhin, dass die Augen etwas zu „schaffen“ haben. Wer weiß, vielleicht verbessert sich meine Sehfähigkeit ja noch weiter.

Wieder „Brillenschlange“: Sportlicher Schreiber

Radfahrtipp: An der Sieg entlang bis zur Mündung

Nach so viel Theorie wird es höchste Zeit für eine ganz praktische, Augendruck senkende Radtour – und ich empfehle eine Fahrt entlang der Sieg. Das ist ein Fluss, der im Rothaargebirge entspringt und nördlich von Bonn rechtsrheinisch in den Rhein mündet. Ich bin kürzlich mit dem Zug von Köln nach Schladern gefahren – und von dort in vier Stunden die abwechslungsreichen, letzten 60 Kilometer bis zur Mündung geradelt.

Größtenteils verläuft der meist geteerte Radweg direkt am Fluss, der noch erstaunlich naturbelassen ist. Immer wieder locken lauschige Plätze zum Picknicken am Wasser, oft grüßen schöne alte Bäume, wie etwa in Stromberg. Etwas ganz Besonderes sind die Siegauen kurz vor der Mündung, ein Naturschutzgebiet mit Altarmen, wo noch seltene Tiere Lebensräume finden, wie etwa der Eisvogel.

Idylle mitten in Deutschland: Sieg


von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Internet: www.lauber-methode.de

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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