Diabetes mellitus ist eine chronische Erkrankung, bei denen der Zuckerstoffwechsel nicht mehr so funktioniert, wie es vom Körper eigentlich vorgesehen ist. Hier findest du einen kurzen Streifzug von der Geschichte bis in die Gegenwart, typische Anzeichen für Diabetes und die wichtigsten Infos zum Start.
Die Bezeichnung ‚Diabetes mellitus‘ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt ‚honigsüßer Durchfluss‘. Bereits im Altertum hatte man nämlich beobachtet, dass Menschen mit Diabetes vermehrt Zucker über den Urin ausscheiden anstatt ihn im Körper zu verwerten. Ihr Urin ist entsprechend süß – was Heilkundige früher tatsächlich entweder durch Schmecken feststellten – oder weil Urinpfützen von Menschen mit Diabetes Ameisen wegen ihres hohen Zuckergehalts geradezu magisch anzogen.
Symptome: Starker Durst, häufiges Wasserlassen, rascher Gewichtsverlust
Man unterscheidet grob zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes (und mittlerweile weiteren Subtypen). Diese beiden Typen unterscheiden sich zwar in ihren Ursachen und Verläufen, doch das entscheidende Merkmal beider ist ein gestörter Glukosestoffwechsel. Typische Anzeichen, die auf einen Diabetes mellitus hinweisen, sind starker Durst, häufiges Wasserlassen, rascher und unerklärlicher Gewichtsverlust sowie ein allgemeines Krankheits- und Schwächegefühl. Außerdem bemerken Umstehende manchmal einen eigenartigen Mundgeruch, der an Azeton erinnert, also ähnlich wie Nagellackentferner riecht.
Typ-1-Diabetes: Immunsystem zerstört insulinproduzierende Zellen
Ein Typ-1-Diabetes tritt häufig schon im Kindes- oder Jugendalter auf – doch es gibt auch viele Menschen, bei denen er erst in fortgeschrittenem Lebensalter festgestellt wird. Grund ist ein absoluter Mangel an dem lebenswichtigen Hormon Insulin, das Glukose aus der Nahrung in die Körperzellen schleust. Ursache für den Mangel ist meist eine Fehlsteuerung des Immunsystems, das in der Folge die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Ohne Insulin steigt der Blutzuckerspiegel gefährlich an.
Menschen mit Typ-1-Diabetes sind auf Insulinzufuhr von außen angewiesen, das sie mit einer Einwegspritze bzw. einem Insulinpen injizieren oder über eine Insulinpumpe zuführen können. Bevor es den kanadischen Forschern Frederick Banting und Charles Best im Jahr 1921 erstmals gelang, Insulin aus den Bauchspeicheldrüsen von Hunden zu isolieren und für die Behandlung zu nutzen, war die Diagnose Typ-1-Diabetes ein Todesurteil. Mittlerweile haben sich dank modifizierter Insuline und technischer Innovationen die Behandlungsmöglichkeiten stark verbessert. Das Leben mit Typ-1-Diabetes ist zwar immer noch mit gewissen Einschränkungen, aber längst nicht mehr mit einer drastisch verkürzten Lebenserwartung verbunden. In Deutschland leben insgesamt rund 380.000 Menschen mit Typ-1-Diabetes.[1]
Typ-2-Diabetes: Gestörte Insulinempfindlichkeit
Bei einem Typ-2-Diabetes sind die Körperzellen nicht mehr empfindlich für das Hormon Insulin, sodass im Endeffekt auch hier der Blutzuckerspiegel steigt. Grund für die verminderte Insulinempfindlichkeit ist eine erbliche Veranlagung, wobei eine ungesunde Ernährung, Übergewicht und mangelnde Bewegung das Risiko erhöhen. Die meisten Menschen mit Typ-2-Diabetes benötigen deshalb zu Beginn ihrer Therapie kein Insulin, sondern mehr Bewegung und Anleitung zu einer gesunden Ernährung.
Daneben können auch spezielle Medikamente helfen, den Blutzucker zu senken. Im weiteren Verlauf sind aber auch bei manchen Menschen mit Typ-2-Diabetes Insulinspritzen notwendig. In Deutschland leben rund 7,5 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes – doch Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Denn anders als ein Typ-1-Diabetes entwickelt sich ein Typ-2-Diabetes schleichend und wird deshalb häufig erst nach mehreren Jahren festgestellt.
Bitte keine Schuldzuweisungen: Niemand hat sich seinen Diabetes ausgesucht!
Leider ranken sich überall in der Welt zahlreiche Mythen, Fehlinformationen und Vorurteile um den Diabetes. So ist es z. B. ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Menschen mit Diabetes selbst Schuld an ihrer Erkrankung sind, weil sie als Kinder zu viele Süßigkeiten gegessen haben. Vorurteile dieser Art stigmatisieren Menschen mit Diabetes und machen ihnen das Leben unnötig schwer.
Denn Fakt ist: Niemand hat sich seinen Diabetes ausgesucht, und ebenso wenig ist niemand Schuld an seiner Erkrankung. Es gibt bestimmte genetische Veranlagungen, die dann durch gesundheitliche oder Umweltfaktoren bzw. den Lebensstil den Beginn eines Diabetes triggern können. Doch wie alle diese Faktoren zusammenspielen, ist noch immer Gegenstand von Forschung und längst nicht abschließend geklärt.
[1] Quelle: http://docs.dpaq.de/17019-factsheet_ddg_2020_stand_11_2020.pdf