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Daraus ergibt sich die Empfehlung, dass insbesondere größere operative Eingriffe an Kindern mit Diabetes in Zentren mit entsprechender Erfahrung durchgeführt werden sollen. Diese Zentren verfügen typischerweise über eine Kinderdiabetologie, mit der sich die Abteilung für Anästhesiologie bei ihrem Vorgehen abstimmt.
Operation und Narkose führen zu einer Ausschüttung gegenregulatorischer, kontrainsulinärer Hormone wie Epinephrin, Glukagon, Cortison, Wachstumshormon und bestimmten Zytokinen. Diese Hormonveränderungen führen zu verschiedenen Stoffwechselstörungen, welche alle zu höheren Blutzuckerwerten und evtl. auch zu einer Übersäuerung (Ketose) durch Bildung von Azeton bzw. Ketonkörpern führen.
Diese hormonellen Veränderungen sind individuell verschieden und in ihrer Ausprägung abhängig von der Art der Narkose, der Dauer der Operation und dem klinischen Verlauf nach der OP (insbesondere von Komplikationen wie einer Infektion und Schmerzen).
Im Anschluss an das Gespräch wird der Anästhesist die Nüchternheitsgrenzen festlegen: Ihr Kind darf bis zu sechs Stunden vor der geplanten Operation noch essen und bis zu zwei Stunden vor der Operation klare Flüssigkeiten wie Wasser, Tee oder Apfelsaft trinken.
Falls möglich, sollten auch kleinere Eingriffe/Untersuchungen in Narkose möglichst morgens als erstes durchgeführt werden. Optimale Blutzuckerwerte während des Eingriffes liegen zwischen 90 – 180 mg/dl (5 – 10 mmol/l).
Neigt Ihr Kind morgens zu Hypoglykämien, sollte in der Nacht vor der Operation das Langzeitinsulin bzw. die Basalrate leicht reduziert werden, um morgendliche Hypoglykämien während des Nüchternseins zu vermeiden. Im Gegensatz dazu können Aufregung, geänderter Tagesablauf und Schlafstörung in der Nacht vor der Operation zu höheren Nüchternblutzuckerwerten am Operationstag führen.
Am Operationstag darf kein morgendlicher Bolus mehr gegeben werden, nur höhere Werte sollten korrigiert werden. Falls notwendig, können Korrekturen höherer Werte während und nach dem Eingriff über die Pumpe abgegeben werden. Wenn Ihr Kind nach der Operation wieder wach und bereit zu essen ist, erfolgt der normale Mahlzeiten-Bolus.
Etwa 15 Minuten vor Abruf in den OP erhält das Kind einen Schlaf- und Beruhigungssaft, bei Kleinkindern oftmals auch rektal wie bei einem Zäpfchen. Um später schmerzfrei einen venösen Gefäßzugang anlegen zu können, wird auf dem Handrücken zur Betäubung der Haut eine Creme mit Lokalanästhetikum aufgetragen.
Ist das Kind durch den Beruhigungssaft müde geworden, begleiten Sie es gemeinsam mit einer Schwester zur OP-Schleuse. Hier erwartet Sie das Anästhesie-Team, welches nochmals die Einhaltung der vereinbarten Nüchternzeiten abfragt und sich über die Vollständigkeit aller Unterlagen, den richtigen Patientennamen und die geplante OP vergewissert. Auch wird der aktuell von Ihnen gemessene Blutzuckerwert und die letzte Insulingabe erfragt.
Hat Ihr Kind eine Insulinpumpe, wird die aktuelle Insulinabgabe (Basalrate) nochmals überprüft und der Anästhesist lässt sich bei Bedarf kurz die wichtigsten Bedienungsschritte zeigen. Unter der Wirkung des Schlafsaftes verabschiedet sich Ihr Kind unbesorgt von Ihnen und erhält dann im OP-Vorraum die Narkose.
Während der OP wird der Blutzucker regelmäßig kontrolliert und, falls erforderlich, korrigiert. Deutet sich ein Absinken des Blutzuckers unter den vorab festgelegten Grenzwert an, wird über die Vene glukosehaltige Elektrolytlösung zugeführt. Selten ist es erforderlich, steigende Blutzuckerwerte durch zusätzliche Insulingaben zu korrigieren. In diesem Fall wird das Insulin meist nicht subkutan verabreicht, sondern schnell wirksames Insulin über die Vene gespritzt.
Der Vorteil der intravenösen Gabe ist die bessere Steuerbarkeit – die Resorption aus subkutanen Depots kann durch eine beeinträchtigte Hautdurchblutung bei operationsbedingt gestörter Wärmeregulation unzuverlässig und verzögert erfolgen.
Nach der Operation wird die Narkose beendet und Ihr Kind wird in den Aufwachraum verlegt, wo es unter Überwachung durch die Aufwachraumschwestern seine Narkose ausschläft. Sobald Ihr Kind anfängt, wach zu werden, holen Sie es in Begleitung einer Krankenschwester im Aufwachraum ab. Zu diesem Zeitpunkt hat sich das Aufwachraumpersonal bereits vergewissert, dass die Atmung und die Herz-Kreislauf-Funktion unauffällig sind, Ihr Kind keine Schmerzen hat und die Blutzuckerwerte stabil sind.
Nach der Operation bleiben Sie noch ein paar Stunden zur Beobachtung im Krankenhaus. Während dieser Zeit wird auf eine nachhaltig effektive Schmerztherapie geachtet und vorsichtig erst mit Trinken, dann mit Essen begonnen. Verläuft all dies unauffällig, wird die gewohnte Insulintherapie (angepasst an Blutzucker und Nahrungsaufnahme) wieder aufgenommen.
Wichtig ist in der Zeit nach der OP eine engmaschige Blutzuckerkontrolle, weil unter dem Einfluss der noch nachwirkenden Narkosemedikamente eine anästhesiebedingte Schläfrigkeit nicht von einer hypoglykämiebedingten Bewusstseinstrübung unterschieden werden kann.
Dies gilt auch für die erste Zeit nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Für die Fahrt nach Hause im eigenen Auto ist neben dem Fahrer deshalb eine zweite Begleitperson erforderlich, die sich uneingeschränkt um den Patienten kümmern kann. Treten zuhause Unsicherheiten auf, sprechen Sie sich bitte mit dem diensthabenden Anästhesisten ab. Seine Telefonnummer wird Ihnen bei Entlassung nach Hause mitgegeben. Er steht Ihnen rund um die Uhr als Ansprechpartner zur Verfügung.
Der geplante Eingriff sollte, falls möglich, als erstes erfolgen, am besten morgens, um die Dauer des Nüchternseins möglichst kurz zu halten. Am Operationstag bekommt Ihr Kind keine reguläre Insulingabe mehr. Wegen der Nüchternzeit erfolgt ca. zwei Stunden vor dem Eingriff eine standardisierte intravenöse Insulingabe mit gleichzeitiger Flüssigkeitsgabe. Intravenös gegebenes Insulin wirkt wesentlich kürzer und erlaubt eine genauere Glukosekontrolle.
Während der Operation wird regelmäßig der Blutzucker kontrolliert und gegebenenfalls auf höhere oder niedrigere Blutzuckerspiegel reagiert. Auch nach der Operation wird engmaschig der Blutzucker kontrolliert, solange Insulin über die Vene verabreicht wird. Nachdem Ihr Kind aus der Narkose aufgewacht ist und es wieder essen und trinken darf, wird wieder auf das normale Insulinregime gewechselt, die intravenöse Insulingabe und auch die Flüssigkeitszufuhr beendet.
Der optimale Blutzucker-Bereich während der Operation ist 90 – 180 mg/dl (5 – 10 mmol/l). Nach dem Aufwachen sind Blutzuckerwerte zwischen 80 – 160 mg/dl (4,5 – 8 mmol/l) anzustreben. Korrekturen höherer Blutzuckerwerte erfolgen nach dem bisherigen Korrekturfaktor Ihres Kindes.
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