- Eltern und Kind
Kampagne „Diabetes stoppen – jetzt!“
3 Minuten
Am 22. September ist Bundestagswahl. Bis dahin will diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe Politiker auf das Thema Diabetes aufmerksam machen. An der Kampagne „Diabetes stoppen – jetzt!“ können sich alle beteiligen.
In Deutschland befasst sich die Politik zu wenig mit dem Thema Diabetes: Trotz Empfehlung von der EU gibt es nach wie vor keine Nationale Diabetesstrategie. Mit einer groß angelegten Kampagne versucht diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, im Wahljahr das Thema Diabetes in den Köpfen der Politiker zu verankern, so dass es bei den Koalitionsverhandlungen im Herbst 2013 berücksichtigt wird.
Gemeinsame Kampagne der Betroffenen
Seit Anfang März ist die Internetseite www.diabetes-stoppen.de im Netz erreichbar. Auf ihr sind aktuelle Informationen zu finden, wie sich alle, die direkt oder indirekt von den verschiedenen Diabetesformen betroffen sind, in die Kampagne einbringen können.
Diabetes, das bedeutet: sechs Millionen Betroffene in Deutschland und 1.000 Neuerkrankungen am Tag. Mindestens jeder zehnte Wähler ist also irgendwie von Diabetes betroffen – warum also wird Diabetes nicht auch mal zum Thema bei den vielen Gesprächen im Rahmen des Wahlkampfs gemacht?
Kurzfristige Kostenreduktion
Natürlich haben “nur” 300.000 Menschen Typ-1-Diabetes, aber von der gegenwärtigen politischen Strategie mit dem vordringlichen Ziel der kurzfristigen Kostenreduktion wird erwartungsgemäß kein Unterschied zwischen Diabetestypen gemacht.
Auch wenn es Eltern von Kindern mit Diabetes vielleicht im ersten Moment schwer fällt, sich mit dem Kampagnenslogan “Diabetes stoppen – jetzt” zu identifizieren, so wird beim Blick auf die Kampagnenziele das gemeinsame Anliegen rasch deutlich.
Drei große Themenblöcke
Es geht um drei übergeordnete Themenblöcke: Erstens soll die bestmögliche Versorgung gesichert werden, zweitens Maßnahmen zur Förderung des gesunden Lebensstils gefordert und drittens die Selbsthilfe gestärkt werden.
Gesundheitspolitisch müssen wir auch in Deutschland von kurzfristigen Projekten und Einzelentscheidungen wegkommen. Das Hauptanliegen ist die Realisierung einer Nationalen Diabetesstrategie für Deutschland. In 16 von 27 europäischen Ländern gibt es eine solche Strategie, in Deutschland hingegen noch nicht.
Vereinte Nationen, WHO und die Europäische Kommission empfehlen die Etablierung nationaler Aktionspläne gegen chronische Krankheiten und Diabetes im Speziellen. Ein Teil der Kampagne ist deshalb die Aktion Schreib‘ eine Postkarte an die Bundeskanzlerin!, mit der die Unterstützer der Kampagne eines von drei provokativen Postkartenmotiven versenden können, um ihrer persönlichen Forderung im Rahmen einer Nationalen Diabetesstrategie Ausdruck zu verleihen.
Individuelle Anliegen in die Kampagne einbringen
Hinsichtlich der bestmöglichen Versorgung kann dies zum Beispiel die Erstattung der kontinuierlichen Glukosemesssysteme (CGM) sein oder die bessere Förderung der Forschung zugunsten einer Vermeidung und Heilung von Diabetes in Deutschland.
Beim Themenblock der Förderung des gesunden Lebensstils kann es um die volle Stunde Sport in der Schule gehen, die auch Kindern mit Typ-1-Diabetes guttut, oder um das Verbot von an Kinder gerichtete Werbung für übergewichtsfördernde Lebensmittel und Getränke, da auch viele Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes mit Gewichtsproblemen zu kämpfen haben.
Beim dritten Thema kann für Kinder mit Typ-1-Diabetes die Stärkung der Selbsthilfe bedeuten, dass ihr Selbstmanagement so früh wie möglich durch Kinder- und Jugendfreizeiten gefördert werden müsste, wofür viel zu häufig entsprechende Mittel fehlen.
Entscheidungen des G-BA wecken Befürchtungen
Wie wichtig es ist, sich gesundheitspolitisch zu engagieren, haben Entscheidungen der letzten Wochen wieder gezeigt: Im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wurden richtungsweisende Entscheidungen gefällt, die zwar zunächst primär Menschen mit Typ-2-Diabetes betreffen, aber einen forschungs- und innovationsfeindlichen Kurs aufzeigen, der bald auch Folgen für Kinder mit Diabetes haben kann.
So ist zum Beispiel der von deutschen Forschern entwickelte Blutzuckersenker Linagliptin (Trajenta®, ein Typ-2-Diabetes-Medikament aus der Gruppe der Gliptine) seit 2011 zugelassen, aber in Deutschland nicht mehr für alle erhältlich. Der Grund: Einem Entschluss des G-BA zufolge hat Linagliptin keinen Zusatznutzen im Vergleich zu anderen Diabetesmedikamenten. Deshalb müssten die Kassen dafür weniger bezahlen als für Originalpräparate – was die Herstellerfirma nicht akzeptiert.
G-BA-Bewertung in der Kritik
Experten kritisieren die Bewertung des G-BA und fürchten weitreichende Folgen. Der G-BA stützt sich auf eine Bewertung durch das IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) . Dieses kritisiert unter anderem, dass es keine Studie gibt, in der Linagliptin mit einem Sulfonylharnstoff verglichen wird. Dabei sind Sulfonylharnstoffe längst nicht mehr das Mittel der ersten Wahl bei Typ-2-Diabetes. Auch in vielen anderen Punkten können Fachleute der Bewertung nicht folgen.
Wir fordern eine Nationale Diabetesstrategie!
Man muss jetzt fürchten, dass nach der Entscheidung des G-BA auch die übrigen Medikamente aus der Gruppe der Gliptine ins Visier des G-BA geraten. In Deutschland werden mittlerweile rund 650 000 Menschen mit Gliptinen behandelt. Würden diese von den Kassen nicht mehr erstattet, müssten die meisten auf Medikamente umsteigen, die deutlich komplizierter und unsicherer sind.
Auch für Menschen mit Typ-1-Diabetes erwarten wir die Zulassung neuer Medikamente in nicht zu ferner Zukunft. Nicht auszudenken, wenn wir wieder für die Erstattung der kurzwirksamen Insulinanaloga kämpfen müssten. Ohne eine starke Stimme der Patienten werden wir immer wieder mit Einschränkungsversuchen rechnen müssen. Daher ist es wichtig, uns gemeinsam bei den Volksvertretern einzusetzen, die uns im neuen Bundestag vertreten werden. Machen Sie mit bei Diabetes stoppen – jetzt!
- Die Kampagne ist ein Projekt von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.
- Ziele: Sicherung der bestmöglichen Versorgung, Förderung eines gesunden Lebensstils, Stärkung der Selbsthilfe.
- Das Hauptanliegen: eine Nationale Diabetesstrategie für Deutschland.
- Mehr Informationen zur Kampagne unter www.diabetes-stoppen.de.
von Prof. Dr. Thomas Danne
Kinderdiabetologe, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“, Hannover, Vorstandsvorsitzender diabetesDE
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 6 (1) Seite 6-7
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- MONITOR
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig
3 Minuten
- Leben mit Diabetes
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 10 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 6 Tagen, 5 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 5 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-

