Kinder mit Diabetes brauchen mehr Unterstützung im Alltag

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© klimkin|Pixabay
Kinder mit Diabetes brauchen mehr Unterstützung im Alltag

Die Zahl von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mit sehr schlechter Stoffwechsellage sinkt zwar seit etwa zehn Jahren und auch die Zahl schwerer Unterzuckerungen ist dank technischer Hilfsmittel zurückgegangen – doch nicht alle jungen Patientinnen und Patienten erreichen die Therapieziele, zudem ist die alltägliche Diabetestherapie sehr herausfordernd. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert daher mehr Unterstützung für die Betroffenen – sowohl auf medizinischer als auch psychosozialer Ebene.

Der HbA1c-Wert gibt an, wie viel Glukose sich in den letzten acht bis zwölf Wochen an die roten Blutkörperchen gebunden hat und ist damit ein Langzeitmarker zur Beurteilung der Stoffwechselqualität. Bei Menschen ohne Diabetes mellitus liegt der HbA1c um die 5 Prozent (30 mmol/mol). Bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in den aktuellen Praxisempfehlungen einen HbA1c-Wert von weniger als 7 Prozent (53 mmol/mol) ohne gleichzeitige Hypoglykämien.

Lehr- und Inklusionskräften fehlt der medizinische Hintergrund

„Die Mehrzahl der von uns betreuten Kinder und Jugendlichen mit Diabetes zeigt allerdings Stoffwechselergebnisse, die deutlich hinter den gesteckten Zielen zurückbleiben“, sagt Professor Dr. med. Andreas Neu, Präsident der DDG. Der Kinderdiabetologe am Universitätsklinikum Tübingen sieht Barrieren, die es für eine optimale Versorgung zu überwinden gilt, so zum Beispiel das Lebensumfeld, insbesondere der jüngeren Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter.

„Kindergarten und Schule sind in aller Regel nicht auf die Bedürfnisse chronisch kranker Kinder ausgerichtet. Das pädagogische Personal ist mit dieser Zusatzaufgabe oft überfordert. Selbst zusätzliche Inklusionskräfte können dieser Aufgabe nur bedingt gerecht werden, denn auch ihnen fehlt oftmals der medizinische Hintergrund“, so Neu. Um die Heranwachsenden zu unterstützen und deren Inklusion im Schulalltag zu fördern, seien Schulgesundheits­fachkräfte vor allem an Grundschulen, so wie es in benachbarten europäischen Ländern praktiziert wird, unabdingbar.

Auch mehr psychosoziale Unterstützung ist notwendig

Doch auch darüber hinaus verlangt die Diabetestherapie den Kindern und Jugendlichen, ihren Familien und Betreuenden in Kitas und Schulen viel ab. Beispielsweise helfen moderne Diabetes-Technologien einerseits zwar dabei, eine stabile Stoffwechsellage zu erreichen, stellen andererseits aber für alle Beteiligten auch hohe Ansprüche an einen strukturierten Alltag. Häufig sind Familien damit überfordert, die Betroffenen müssen lernen, mit Ängsten umzugehen, ihre Erkrankung zu akzeptieren und in das alltägliche Leben zu integrieren.

Um diese Mehranforderungen zu bewältigen, brauchen sie eine psychosoziale Unterstützung. Doch die Behandlungsteams in Praxen und Kliniken verfügen häufig weder über entsprechendes Personal, noch gibt es ausreichend psychotherapeutische Anlaufstellen. „Ein ausreichend dichtes Netz an psychotherapeutischen Angeboten ist nicht nur aus diabetologischer Sicht dringend erforderlich, sondern eine gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit“, betont Prof. Neu.

Daher wird dieses Thema auch bei der nun anstehenden Herbsttagung der DDG (5. und 6. November in Wiesbaden) eine Rolle spielen. Die Expertinnen und Experten werden dort u.a. darüber diskutieren, welcher weiteren Veränderungen – auch im Hinblick auf personelle Ausstattung und regionale Ungleichheiten – es bedarf, um die Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland weiter zu verbessern.


Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) | Redaktion

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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