Kinder und Jugendliche mit Diabetes: Unterstützung für Familien bei vernachlässigter Therapie

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Kinder und Jugendliche mit Diabetes: Unterstützung für Familien bei vernachlässigter Therapie | Foto: Prostock-studio – stock.adobe.com
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Kinder und Jugendliche mit Diabetes: Unterstützung für Familien bei vernachlässigter Therapie

Trotz aller Diabetes-Belastungen gelingt Eltern die Versorgung ihrer Kinder mit Diabetes meist sehr gut. In einigen Fällen können die Eltern jedoch die Diabetes-Therapie nicht ausreichend begleiten. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten der Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit Diabetes sowie deren Familien.

Diabetes bei einem Kind belastet Familien. Chronischer Schlafmangel, Klassenfahrt-Vorbereitung oder Familienstreit wegen hoher Werte – die Herausforderungen können für Eltern von Kindern mit Diabetes erheblich sein. Manchmal können Eltern ihre Kinder mit der Therapie nicht ausreichend unterstützen.

Vernachlässigte Diabetes-Therapie bei Kindern und Jugendlichen: Ursachen und Gefahren

Die Gründe dafür können vielschichtig sein: Vielleicht bestehen Konflikte in der Beziehung, Arbeitslosigkeit oder dauerhafte Armut. Oder bei den Eltern oder ihren Kindern besteht eine psychische Erkrankung. Und viele Eltern können ihre Kinder in der Pubertät „einfach nicht mehr erreichen“.

Eine Vernachlässigung der Therapie kann sich ganz unterschiedlich zeigen: Fehlendes Erinnern an Insulin-Abgaben oder zu wenig Unterstützung beim Schätzen von Kohlenhydrat-Mengen. Die Glukosewerte sind dauerhaft zu wenig im Zielbereich. Kinder müssen allein in die Diabetes-Praxis gehen oder Jugendliche allein den Klinik-Aufenthalt zum Pumpenwechsel organisieren. Insgesamt sind betroffene Kinder und Jugendliche zu stark auf sich allein gestellt.

Zunächst können durch die Vernachlässigung der Therapie akute körperliche Schäden entstehen, z. B. durch eine Ketoazidose oder sehr schwere Unterzuckerungen (Hypoglykämien). Außerdem steigt bei dauerhaft erhöhten Glukosewerten das Risiko für Folgeerkrankungen. Und Konzentrations-Probleme durch hohe Glukosewerte können eine schlechtere Schulbildung zur Folge haben.

Unterschiedliche Optionen der Unterstützung: Diese Hilfen können Familien wahrnehmen

Erziehungsberatung

Erziehung ist kein Kinderspiel. Durch eine Erziehungsberatung können sich Eltern allerhand Wissen und Fähigkeiten rund um stressarme Erziehung aneignen. So kann die Diabetes-Belastung für die gesamte Familie gesenkt werden.

Psychologische Hilfen

Bei Kindern und Jugendlichen oder auch bei den Eltern kann eine psychische Erkrankung die Diabetestherapie erschweren. Dann ist es wichtig, eine Stabilisierung durch eine Psychotherapie oder psychiatrische Vorstellung zu erreichen. Viele Therapien können ambulant erfolgen und entlasten die Familien enorm.

Diabetes-Schulungen

Altersgerechte Schulungen und Kurse können helfen, Kenntnisse und Fähigkeiten des Kindes und der Eltern auszubauen sowie die Diabetes-Akzeptanz und Therapie-Motivation zu verbessern.

Stationäre Neueinstellung

Manchmal muss eine stationäre Krankenhaus-Aufnahme erfolgen, um die Diabetes-Therapie neu zu justieren. Deren Umsetzung zu Hause kann z. B. durch eine neue Therapieform erleichtert werden.

Reha-Maßnahmen

Eine Reha-Maßnahme wird von der Krankenkasse oder dem Rentenversicherungsträger übernommen. Sie ist z. B. hilfreich, wenn es um einen gewünschten Zuwachs von Selbstständigkeit geht oder wenn neben dem Diabetes noch Asthma oder Übergewicht besteht.

Sozialpädagogische Familienhilfe

Die sozialpädagogische Familienhilfe ist eine Leistung des Jugendamts, um Eltern in ihren Erziehungs-Aufgaben und in der Überwindung von Krisen zu unterstützen. Die sozialpädagogische Fachkraft erstellt vor Ort mit der Familie einen Hilfeplan. Sie berät in schwierigen Lebenssituationen, unterstützt bei Problemen in der Erziehung oder bei der Organisation des Alltags.

Unterstützung durch eine Diabetes-Nanny

Nach Rücksprache mit dem behandelnden Diabetes-Team kann eine Diabetes-Nanny der Stiftung Dianiño die Familie niedrigschwellig zu Hause begleiten. Die Nannies helfen bei Diabetes-Krisen, bieten Schulungen an, leisten Hilfe bei seelischen Belastungen oder beraten mit Fachwissen. Die Stiftung plant außerdem für 2025 einen Online-Kurs für Eltern: „Delfin“ – ein Programm, um die Kommunikation zwischen Eltern und ihren Kindern zu verbessern und die Familien so zu entlasten.

Hinzuziehen des Jugendamts

Manchmal ist die Vernachlässigung der Therapie sehr ausgeprägt. Wenn diabetologische Behandlungsteams oder z.B. auch Kitas oder Schulen gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung haben, wird dies mit den Eltern besprochen und anschließend das Jugendamt informiert. Wenn die Eltern aktiv mitarbeiten, bestehen gute Aussichten, dass es zu Verbesserungen der Situation kommt. Bei unzureichender Mitwirkung wird vom Jugendamt das Familiengericht zur Entscheidung über weitere Maßnahmen hinzugezogen.

Spezialisierte Wohngruppen

Wenn die betroffenen Kinder oder Jugendlichen nicht mehr bei ihren Eltern leben können oder wollen, ist auch eine Unterbringung außerhalb des Elternhauses möglich. Dies entspannt das Verhältnis zwischen Eltern und ihren Kindern oft erheblich. Hierfür gibt es auf die Diabetes-Betreuung spezialisierte Wohngruppen und Einrichtungen. Die Kinder und Jugendlichen sind für einige Zeit in einem neuen Wohnumfeld mit Gleichaltrigen betreut und können weiter zur Schule gehen oder eine Ausbildung beginnen.

Fazit

Wenn Eltern bemerken, dass die Diabetestherapie ihres Kindes vernachlässigt wird, ist es wichtig, alle Hilfsangebote auszuschöpfen, um die Gesundheit des Kindes zu sichern. Um eine verfahrene Situation wieder zu entspannen, stehen ganz unterschiedliche Hilfen zur Verfügung.


von Dr. Benjamin Krummel

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (3) Seite 46-47

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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