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Trotz aller Diabetes-Belastungen gelingt Eltern die Versorgung ihrer Kinder mit Diabetes meist sehr gut. In einigen Fällen können die Eltern jedoch die Diabetes-Therapie nicht ausreichend begleiten. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten der Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit Diabetes sowie deren Familien.
Diabetes bei einem Kind belastet Familien. Chronischer Schlafmangel, Klassenfahrt-Vorbereitung oder Familienstreit wegen hoher Werte – die Herausforderungen können für Eltern von Kindern mit Diabetes erheblich sein. Manchmal können Eltern ihre Kinder mit der Therapie nicht ausreichend unterstützen.
Die Gründe dafür können vielschichtig sein: Vielleicht bestehen Konflikte in der Beziehung, Arbeitslosigkeit oder dauerhafte Armut. Oder bei den Eltern oder ihren Kindern besteht eine psychische Erkrankung. Und viele Eltern können ihre Kinder in der Pubertät „einfach nicht mehr erreichen“.
Eine Vernachlässigung der Therapie kann sich ganz unterschiedlich zeigen: Fehlendes Erinnern an Insulin-Abgaben oder zu wenig Unterstützung beim Schätzen von Kohlenhydrat-Mengen. Die Glukosewerte sind dauerhaft zu wenig im Zielbereich. Kinder müssen allein in die Diabetes-Praxis gehen oder Jugendliche allein den Klinik-Aufenthalt zum Pumpenwechsel organisieren. Insgesamt sind betroffene Kinder und Jugendliche zu stark auf sich allein gestellt.
Zunächst können durch die Vernachlässigung der Therapie akute körperliche Schäden entstehen, z. B. durch eine Ketoazidose oder sehr schwere Unterzuckerungen (Hypoglykämien). Außerdem steigt bei dauerhaft erhöhten Glukosewerten das Risiko für Folgeerkrankungen. Und Konzentrations-Probleme durch hohe Glukosewerte können eine schlechtere Schulbildung zur Folge haben.
Erziehung ist kein Kinderspiel. Durch eine Erziehungsberatung können sich Eltern allerhand Wissen und Fähigkeiten rund um stressarme Erziehung aneignen. So kann die Diabetes-Belastung für die gesamte Familie gesenkt werden.
Bei Kindern und Jugendlichen oder auch bei den Eltern kann eine psychische Erkrankung die Diabetestherapie erschweren. Dann ist es wichtig, eine Stabilisierung durch eine Psychotherapie oder psychiatrische Vorstellung zu erreichen. Viele Therapien können ambulant erfolgen und entlasten die Familien enorm.
Altersgerechte Schulungen und Kurse können helfen, Kenntnisse und Fähigkeiten des Kindes und der Eltern auszubauen sowie die Diabetes-Akzeptanz und Therapie-Motivation zu verbessern.
Manchmal muss eine stationäre Krankenhaus-Aufnahme erfolgen, um die Diabetes-Therapie neu zu justieren. Deren Umsetzung zu Hause kann z. B. durch eine neue Therapieform erleichtert werden.
Eine Reha-Maßnahme wird von der Krankenkasse oder dem Rentenversicherungsträger übernommen. Sie ist z. B. hilfreich, wenn es um einen gewünschten Zuwachs von Selbstständigkeit geht oder wenn neben dem Diabetes noch Asthma oder Übergewicht besteht.
Die sozialpädagogische Familienhilfe ist eine Leistung des Jugendamts, um Eltern in ihren Erziehungs-Aufgaben und in der Überwindung von Krisen zu unterstützen. Die sozialpädagogische Fachkraft erstellt vor Ort mit der Familie einen Hilfeplan. Sie berät in schwierigen Lebenssituationen, unterstützt bei Problemen in der Erziehung oder bei der Organisation des Alltags.
Nach Rücksprache mit dem behandelnden Diabetes-Team kann eine Diabetes-Nanny der Stiftung Dianiño die Familie niedrigschwellig zu Hause begleiten. Die Nannies helfen bei Diabetes-Krisen, bieten Schulungen an, leisten Hilfe bei seelischen Belastungen oder beraten mit Fachwissen. Die Stiftung plant außerdem für 2025 einen Online-Kurs für Eltern: „Delfin“ – ein Programm, um die Kommunikation zwischen Eltern und ihren Kindern zu verbessern und die Familien so zu entlasten.
Manchmal ist die Vernachlässigung der Therapie sehr ausgeprägt. Wenn diabetologische Behandlungsteams oder z.B. auch Kitas oder Schulen gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung haben, wird dies mit den Eltern besprochen und anschließend das Jugendamt informiert. Wenn die Eltern aktiv mitarbeiten, bestehen gute Aussichten, dass es zu Verbesserungen der Situation kommt. Bei unzureichender Mitwirkung wird vom Jugendamt das Familiengericht zur Entscheidung über weitere Maßnahmen hinzugezogen.
Wenn die betroffenen Kinder oder Jugendlichen nicht mehr bei ihren Eltern leben können oder wollen, ist auch eine Unterbringung außerhalb des Elternhauses möglich. Dies entspannt das Verhältnis zwischen Eltern und ihren Kindern oft erheblich. Hierfür gibt es auf die Diabetes-Betreuung spezialisierte Wohngruppen und Einrichtungen. Die Kinder und Jugendlichen sind für einige Zeit in einem neuen Wohnumfeld mit Gleichaltrigen betreut und können weiter zur Schule gehen oder eine Ausbildung beginnen.
Wenn Eltern bemerken, dass die Diabetestherapie ihres Kindes vernachlässigt wird, ist es wichtig, alle Hilfsangebote auszuschöpfen, um die Gesundheit des Kindes zu sichern. Um eine verfahrene Situation wieder zu entspannen, stehen ganz unterschiedliche Hilfen zur Verfügung.
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (3) Seite 46-47
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