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Der Gedanke an Folgeerkrankungen ist für die meisten Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen wohl ein ständiger Begleiter. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können helfen, die Risiken abzuschätzen und Diabetesfolgen schnell zu entdecken.
Der Begriff Vorsorgeuntersuchungen steht in der Medizin für die Früherkennung von Krankheiten und wird in den verschiedenen Fachdisziplinen der Medizin für Untersuchungen auf unterschiedlichste Erkrankungen verwendet. Jedem geläufig sind sicherlich die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft oder die Krebsvorsorgeuntersuchungen bezüglich Hautkrebs, Darmkrebs oder Brustkrebs, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Auch bei Kindern werden regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt: Für jedes in Deutschland geborene Kind wird ein Gelbes Heft angelegt, in dem Gesundheitsdaten aus der U1-Untersuchung (die in der zweiten bis vierten Lebensstunde durchgeführt wird) bis hin zur J2-Untersuchung (findet im 17. bis 18. Lebensjahr statt) durch den Kinderarzt dokumentiert werden.
Diese Untersuchungen dienen dazu, eine regelrechte Entwicklung der Kinder zu gewährleisten bzw. frühzeitig auf eine abweichende Entwicklung aufmerksam zu werden und dann rechtzeitig weitere Untersuchungen zu veranlassen oder Förderprogramme einzusetzen.
Auch in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes gibt es Vorsorgeuntersuchungen. In der Kinderdiabetologie werden Vorsorgeuntersuchungen eingesetzt, um mögliche Folgeerkrankungen des Diabetes und Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Durch hohe Blutzuckerwerte und eine lange Diabetesdauer kann es zu Veränderungen der kleinen und der großen Blutgefäße in unterschiedlichem Ausmaß kommen. Diese führen dann möglicherweise zu Komplikationen.
Diese beiden Mechanismen beschreiben die Grundmechanismen der Entstehung der Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus. Mit einer guten Stoffwechselführung und einer normnahen Blutzuckereinstellung kann man das Risiko von Folgeerkrankungen deutlich senken und ihre Entstehung um Jahre hinauszögern oder sogar verhindern.
Nicht jeder Mensch mit Diabetes erkrankt an diesen Komplikationen, dazu gehört auch eine gewisse Veranlagung. Aber eines steht fest: Je besser der Blutzucker eingestellt ist und je niedriger der HbA1c-Wert über die Jahre ausfällt, desto geringer ist das Risiko.
Es gibt an Diabetes erkrankte Menschen, die nach 10 bis 20 Jahren Diabetesdauer die ersten Zeichen für Folgeerkrankungen entwickeln, und es gibt Menschen, die auch nach 60 Jahren mit Diabetes noch keine Komplikationen entwickelt haben. Da dies auch immer mit der Blutzuckereinstellung zusammenhängt, ist eine bessere Vorhersage nicht möglich.
In den Leitlinien für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes (abzurufen unter www.diabetes-kinder.de) hat die Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Diabetologie (AGPD) Empfehlungen für ein Screening auf Folgeerkrankungen formuliert. Danach sollten folgende Untersuchungen durchgeführt werden:
Bezüglich der Mikroangiopathie, also der Erkrankung der kleinen Blutgefäße, sollten Kinder und Jugendliche auf folgende Erkrankungen regelmäßig untersucht werden:
Bezüglich der Entwicklung makroangiopathischer Veränderungen sollten folgende Untersuchungen erfolgen:
Die Untersuchung der Augen findet beim Augenarzt statt. Alle anderen Untersuchungen werden in der Regel vom Diabetologen in der Praxis im Rahmen der Ambulanzbesuche durchgeführt. Welche Empfehlungen es dazu gibt, sehen Sie in der Tabelle oben.
Genaue Zahlen zu nennen, ist hier sehr schwierig. Die Informationen, die heute zum Thema Folgeerkrankungen und diabetesbedingte Komplikationen zu finden sind, wurden in Studien an Patienten erhoben, die vor 30 bis 40 Jahren an Diabetes erkrankt sind. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte noch eine ganz andere Behandlung als heute (siehe dazu auch den Beitrag von Martina Lösch-Binder).
Die Entwicklung der neuen Insuline und der Insulinpumpen führte in den vergangenen Jahren zu einer zunehmenden Verbesserung der Langzeitblutzuckereinstellung, so dass die Statistiken nicht eins zu eins zu übertragen sind. Mit anderen Worten: Wir können zum aktuellen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit sagen, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Patient mit Typ-1-Diabetes eine Augenkomplikation oder eine Nierenschädigung bekommt.
Mit einer guten Stoffwechseleinstellung, guten HbA1c-Werten von Anfang an und der regelmäßigen Wahrnehmung der Vorsorgeuntersuchungen ist das Risiko auf jeden Fall zu minimieren.
von Dr. med. Nicolin Datz
Oberärztin Pädiatrie III
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, “Auf der Bult”, Hannover
E-Mail: datz@hka.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2017; 10 (3) Seite 20-22
5 Minuten
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