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Eine Zöliakie, also eine Unverträglichkeit von Gluten, tritt häufig zusammen mit einem Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen auf. Wichtig sind deshalb ein regelmäßiges Screening und eine glutenfreie Ernährung.
In nahezu jedem Supermarkt oder Bioladen findet man inzwischen eine spezielle Abteilung mit Lebensmitteln ohne Gluten. Sinnvoll sind solche Lebensmittel für Menschen, die das Klebereiweiß Gluten bzw. seine Unterfraktion Gliadin nicht vertragen. Diese Unverträglichkeit ist – wie der Typ-1-Diabetes – eine Autoimmunkrankheit. Bekannt ist sie als Zöliakie und wird bei Erwachsenen auch als einheimische Sprue bezeichnet.
Menschen mit Typ-1-Diabetes erkranken häufiger an einer Zöliakie als Menschen ohne Typ-1-Diabetes. Ursache des häufig gemeinsamen Auftretens der beiden Autoimmun-Erkrankungen sind nahe beieinander liegende Risikogene für Typ-1-Diabetes und Zöliakie. Gluten findet sich in den Getreiden Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste und Produkten daraus. In Mais, Reis, Wildreis, Hirse, Quinoa und Amaranth findet sich das Klebereiweiß nicht.
Eine Besonderheit stellt Hafer dar: Eigentlich ist er von Natur aus glutenfrei. Aber im Anbau – er wächst oft in Nachbarschaft von anderen Getreidefeldern – und in der Lieferkette kommt es oft zu Verunreinigungen durch glutenhaltige Getreidesorten. Deshalb heißt es hier, genau hinzuschauen. Denn wird der Hafer sorgfältig ausgewählt, kann er glutenfrei angeboten werden. Dies wird auf den Packungen extra angegeben, auch das Symbol der gekreuzten Ähre weist das Produkt als glutenfrei aus.
Was bedeutet dies für die Ernährung eines Kindes mit Zöliakie? Wichtig ist auf jeden Fall eine gute Ernährungsberatung, denn wer auf mineral- und ballaststoffreiche Lebensmittel wie die gängigen Getreide verzichten muss, braucht Alternativen, um dem Körper all das trotzdem zur Verfügung zu stellen. Die Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG) weist außerdem darauf hin, dass auch die Lagerung sowie die Vor- und Zubereitung der Speisen von besonderer Bedeutung sind. Tipp der DZG: „Grundsätzlich gilt: Je weniger glutenhaltige Produkte im Haushalt verwendet werden, desto geringer ist das Kontaminationsrisiko.“
mit Gluten
möglicherweise mit Gluten
ohne Gluten
Warum ist es so wichtig, streng auf eine Ernährung ohne Gluten zu achten, wenn eine Zöliakie vorliegt? Gluten bindet an bestimmte Strukturen der Oberflächen von Zellen. Dies führt bei Menschen mit einer Gluten-Unverträglichkeit zu einer Immunreaktion, bei der Antikörper gebildet werden, die eine Entzündung im Darm auslösen. Dadurch werden Schleimhautzellen des Dünndarms zerstört und die Zotten („Falten“) des Dünndarms, in denen die Nährstoffe aufgenommen werden, gehen zugrunde.
Bekommt der Körper nicht mehr ausreichend Nährstoffe, macht sich das bemerkbar. Durchfälle, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Blähungen und Verstopfung sind die Symptome, die wahrscheinlich viele direkt mit einer Zöliakie verbinden. Aber auch eine verlangsamte Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust können bei betroffenen Kindern auftreten, das Wachstum und die Pubertät können verzögert sein. Erschöpfung, Störungen der Konzentration und schlechte Laune können ebenfalls Zeichen sein wie auch eine Blutarmut, brüchigere Knochen, Anfälligkeit für Infekte, Haarausfall und Muskelschwäche. Bei Jugendlichen treten eher die vom Darm unabhängigen Symptome auf, sodass die Diagnose oft erst spät gestellt wird. Beginnen die Kinder, sich glutenfrei zu ernähren, bauen sich die Darmzotten wieder auf und die Symptome verschwinden.
Das Screening auf eine Zöliakie kann bei Kindern mit Typ-1-Diabetes durch regelmäßige Blutuntersuchungen stattfinden, um nach für die Zöliakie spezifischen Antikörpern zu suchen. Ist eine erhöhte Menge an Antikörpern festgestellt, wird in der Regel der Dünndarm untersucht mit einer Spiegelung in Vollnarkose. Dabei werden auch Proben entnommen, die auf Entzündungen untersucht werden.
Die Zöliakie kann in jedem Alter auftreten. Aber es gibt zwei Häufigkeitsgipfel: zwischen dem ersten und achten Lebensjahr und im Alter von 20 bis 50 Jahren. In einer aktuellen Publikation wurde dargestellt, wie häufig nach der Diagnose eines Typ-1-Diabetes auch eine Zöliakie auftritt. Dazu wurde aus der Kohorte der schwedischen Studie „Better Diabetes Diagnosis“, die seit dem Jahr 2005 läuft und mehr als 90 Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit Diabetes umfasst, bei den 5295 Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes der zeitliche Zusammenhang zwischen Auftreten des Diabetes und der Zöliakie untersucht.
Dabei zeigten sich folgende Ergebnisse:
Für die Autorinnen und Autoren der in der Zeitschrift „Diabetes Care“ publizierten Studie gilt für das Screening auf Zöliakie aufgrund der Ergebnisse:
Die Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG) unterstützt Menschen mit Zöliakie mit Informationsmaterial und Schulungen. Sie bietet auch Hilfen für eine glutenfreie Ernährung an, im Alltag und auch in Kita und Schule. Rezept-Ideen und Veranstaltungen finden sich auch im Angebot. Mitglied zu werden lohnt sich deshalb.
Auf www.dzg-online.de gibt es weitere Informationen und eine Beitritts-Erklärung.
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2024; 72 (11) Seite 44-46
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