Das etwas andere Brot

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© Kirchheim/Bernhard Kölsch
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Das etwas andere Brot

Olympiasieger und Typ-1-Diabetiker Matthias Steiner hat Brot- und Brötchen-Alternativen selbst kreiert? Das klang spannend. „Steiners Brotrevolution“ las ich auf der Website der STEINERfood GmbH: „Über 90 Prozent weniger Kohlenhydrate, Abnehmhelfer, Muskelfutter, kalorienreduziert, 100 Prozent Geschmack“. Große Versprechen, die mich noch neugieriger gemacht haben. Also habe ich online je eine Packung von den vier verschiedenen Produkten aus dem STEINERfood-Sortiment bestellt: helle und dunkle Brötchen, Toast- und normales Brot. Gesamtpreis: 16,99 Euro inklusive Versand.

Matthias Steiner Produkte
Quelle: Susanne Löw

„Steiners Brotrevolution“

Bis die Lieferung eintraf, habe ich mich schonmal theoretisch mit der (Brot-)Ware beschäftigt. Ich erfuhr auf der Website, wie der 38-jährige Olympiasieger im Gewichtheben auf die Idee kam, mit seiner Frau die Low-Carb-Alternativen zu entwickeln: Nach seiner Profisportkarriere, in der er als Gewichtheber 150 Kilogramm wiegen musste, hat Steiner durch bewusste Ernährung 45 Kilogramm abgenommen. „Mein größtes Problem dabei war, dass ich sehr gerne Brot und Brötchen esse. Beide Produkte enthalten leider viele Kohlenhydrate und sind daher bei der Gewichtsreduzierung kontraproduktiv“, schreibt er online. Auf der Suche nach Low-Carb-Alternativen fand Steiner nichts, was ihm zusagte, sodass er vor sechs Jahren mit einem befreundeten Bäckermeister anfing, eigene Produkte zu kreieren.

Prädikat „familientauglich“

Soweit die Theorie. Die Post ist mittlerweile bei mir eingetroffen. Gleich am nächsten Morgen probiere ich zum Frühstück ein helles „LOW Carb Protein Brötchen hell“. Circa 70 Gramm schwer, es wirkt etwas kleiner als die übliche Frühstückssemmel vom Bäcker nebenan. Aber vor allem: Nur 3,1 Gramm Kohlenhydrate stecken in einem Brötchen laut Packungsaufschrift. Das finde ich als Typ-1-Diabetikerin natürlich am spannendsten. Sonst berechne ich für ein Brötchen eher 25 Gramm Kohlenhydrate. Also los: Eine Hälfte mit Frisch- und Ziegenkäse belegt und mit Lauchzwiebeln garniert, die zweite Hälfte mit Frischkäse und dünner Marmeladenschicht. Und trotzdem hat die halbe Nektarine, die ich mir noch dazu aufschneide, rechnerisch noch immer mehr Kohlenhydrate als das belegte Brötchen insgesamt … verrückt.

Und der Geschmack? Etwas anders als das Brötchen vom Bäcker, die Konsistenz: auch etwas kompakter. Aber gut. Ich spritze wesentlich weniger Insulin als bei meinen sonstigen Frühstücksbrötchen. Und bin lange satt. Am nächsten Morgen probiere ich ein dunkles Steiner-Brötchen, dieses Mal getoastet. Das schmeckt mir noch besser. Die übrigen Brötchen friere ich ein.

Kurz darauf bin ich für ein paar Tage zu Besuch bei Freunden und nehme das Steiner-Toastbrot fürs gemeinsame Frühstück mit. Zwei Erwachsene und drei Teenager im Alter von 13, 15 und 17 Jahren wohnen in dem Haushalt – kritische Testesser. Der Hausherr toastet alle Scheiben, die Packung wird bei sechs Essern sicherlich leer …

Toastbrot
Quelle: Susanne Löw

„Ein bisschen anders“

„Ein bisschen kleiner als der Toast, den wir sonst haben“, stellt die Familie als Erstes fest, als sich alle um den Tisch versammelt haben. Auf jedem Teller landet ein Steiner-Toast. Nutella, Marmelade, Streichkäse – jeder bestreicht seinen Toast wie sonst auch und beißt herzhaft zu. Urteil? „Ein bisschen anders“, sagt die Mutter. „Etwas kompakter“, meint der 17-Jährige. „Salziger“, findet der 13-Jährige. Und die 15-Jährige: „Also, mir schmeckts …“ Wir stellen fest, dass ganz viel Gewöhnung ist, die sicher auch beim vielleicht etwas salzigeren, kompakteren und kleineren Toast nach einiger Zeit eintreten würde. Schmecken tut es allen. Als die Teller leer sind, stellt die Mutter fest: „Eine gute Alternative, wenn man auf eine proteinreiche oder kohlenhydratarme Ernährung achten muss.“

Vom Diabetiker für Diabetiker

Natürlich haben die Freunde beim Frühstücken auch nach den Inhaltsstoffen gefragt. Auf der Website von STEINERfood heißt es dazu: „Hauptzutaten sind ein hochwertiges Mehrkomponenteneiweiß aus Weizen-, Molken- und Hühnereiweiß, Sojamehl und Leinsamen. Dazu Haferfasern, Inulin, Guarkernmehl, Hefe, Salz. Und je nach Produkt Quark, Butter, Goldleinsamen, Blaumohn, Chiasamen, Xylitol, Sojalecithine und HPMC (pflanzliche Fasern, wirken wie ein Ballaststoff, Anm. d. Autorin).“

Quelle: Susanne Löw

Steiner argumentiert, dass wegen des niedrigen Kohlenhydratanteils bei seinen Produkten so gut wie kein Insulin ausgeschüttet und damit die Fettverbrennung nicht gestoppt wird – Vorteile für Sportler und Abnehmwillige. Mir ist dagegen tatsächlich nur wichtig, dass meine Kohlenhydratbilanz beim Frühstück damit viel niedriger ausfällt. Ich muss weniger Insulin spritzen, der Blutzucker steigt weniger stark an. Und irgendwie finde ich es auch ganz charmant, dass ein Diabetiker Brotwaren entwickelt hat …


Eine Alternative ist es übrigens, sein Low-Carb-Brot selber zu backen. Wie im Beispiel von Steffi Hertel: Kerniges low-carb Power-Brot mit Leinsamen (#vegan, #glutenfrei)

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