Das etwas andere Brot

3 Minuten

© Kirchheim/Bernhard Kölsch
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Das etwas andere Brot

Olympiasieger und Typ-1-Diabetiker Matthias Steiner hat Brot- und Brötchen-Alternativen selbst kreiert? Das klang spannend. „Steiners Brotrevolution“ las ich auf der Website der STEINERfood GmbH: „Über 90 Prozent weniger Kohlenhydrate, Abnehmhelfer, Muskelfutter, kalorienreduziert, 100 Prozent Geschmack“. Große Versprechen, die mich noch neugieriger gemacht haben. Also habe ich online je eine Packung von den vier verschiedenen Produkten aus dem STEINERfood-Sortiment bestellt: helle und dunkle Brötchen, Toast- und normales Brot. Gesamtpreis: 16,99 Euro inklusive Versand.

Matthias Steiner Produkte
Quelle: Susanne Löw

„Steiners Brotrevolution“

Bis die Lieferung eintraf, habe ich mich schonmal theoretisch mit der (Brot-)Ware beschäftigt. Ich erfuhr auf der Website, wie der 38-jährige Olympiasieger im Gewichtheben auf die Idee kam, mit seiner Frau die Low-Carb-Alternativen zu entwickeln: Nach seiner Profisportkarriere, in der er als Gewichtheber 150 Kilogramm wiegen musste, hat Steiner durch bewusste Ernährung 45 Kilogramm abgenommen. „Mein größtes Problem dabei war, dass ich sehr gerne Brot und Brötchen esse. Beide Produkte enthalten leider viele Kohlenhydrate und sind daher bei der Gewichtsreduzierung kontraproduktiv“, schreibt er online. Auf der Suche nach Low-Carb-Alternativen fand Steiner nichts, was ihm zusagte, sodass er vor sechs Jahren mit einem befreundeten Bäckermeister anfing, eigene Produkte zu kreieren.

Prädikat „familientauglich“

Soweit die Theorie. Die Post ist mittlerweile bei mir eingetroffen. Gleich am nächsten Morgen probiere ich zum Frühstück ein helles „LOW Carb Protein Brötchen hell“. Circa 70 Gramm schwer, es wirkt etwas kleiner als die übliche Frühstückssemmel vom Bäcker nebenan. Aber vor allem: Nur 3,1 Gramm Kohlenhydrate stecken in einem Brötchen laut Packungsaufschrift. Das finde ich als Typ-1-Diabetikerin natürlich am spannendsten. Sonst berechne ich für ein Brötchen eher 25 Gramm Kohlenhydrate. Also los: Eine Hälfte mit Frisch- und Ziegenkäse belegt und mit Lauchzwiebeln garniert, die zweite Hälfte mit Frischkäse und dünner Marmeladenschicht. Und trotzdem hat die halbe Nektarine, die ich mir noch dazu aufschneide, rechnerisch noch immer mehr Kohlenhydrate als das belegte Brötchen insgesamt … verrückt.

Und der Geschmack? Etwas anders als das Brötchen vom Bäcker, die Konsistenz: auch etwas kompakter. Aber gut. Ich spritze wesentlich weniger Insulin als bei meinen sonstigen Frühstücksbrötchen. Und bin lange satt. Am nächsten Morgen probiere ich ein dunkles Steiner-Brötchen, dieses Mal getoastet. Das schmeckt mir noch besser. Die übrigen Brötchen friere ich ein.

Kurz darauf bin ich für ein paar Tage zu Besuch bei Freunden und nehme das Steiner-Toastbrot fürs gemeinsame Frühstück mit. Zwei Erwachsene und drei Teenager im Alter von 13, 15 und 17 Jahren wohnen in dem Haushalt – kritische Testesser. Der Hausherr toastet alle Scheiben, die Packung wird bei sechs Essern sicherlich leer …

Toastbrot
Quelle: Susanne Löw

„Ein bisschen anders“

„Ein bisschen kleiner als der Toast, den wir sonst haben“, stellt die Familie als Erstes fest, als sich alle um den Tisch versammelt haben. Auf jedem Teller landet ein Steiner-Toast. Nutella, Marmelade, Streichkäse – jeder bestreicht seinen Toast wie sonst auch und beißt herzhaft zu. Urteil? „Ein bisschen anders“, sagt die Mutter. „Etwas kompakter“, meint der 17-Jährige. „Salziger“, findet der 13-Jährige. Und die 15-Jährige: „Also, mir schmeckts …“ Wir stellen fest, dass ganz viel Gewöhnung ist, die sicher auch beim vielleicht etwas salzigeren, kompakteren und kleineren Toast nach einiger Zeit eintreten würde. Schmecken tut es allen. Als die Teller leer sind, stellt die Mutter fest: „Eine gute Alternative, wenn man auf eine proteinreiche oder kohlenhydratarme Ernährung achten muss.“

Vom Diabetiker für Diabetiker

Natürlich haben die Freunde beim Frühstücken auch nach den Inhaltsstoffen gefragt. Auf der Website von STEINERfood heißt es dazu: „Hauptzutaten sind ein hochwertiges Mehrkomponenteneiweiß aus Weizen-, Molken- und Hühnereiweiß, Sojamehl und Leinsamen. Dazu Haferfasern, Inulin, Guarkernmehl, Hefe, Salz. Und je nach Produkt Quark, Butter, Goldleinsamen, Blaumohn, Chiasamen, Xylitol, Sojalecithine und HPMC (pflanzliche Fasern, wirken wie ein Ballaststoff, Anm. d. Autorin).“

Quelle: Susanne Löw

Steiner argumentiert, dass wegen des niedrigen Kohlenhydratanteils bei seinen Produkten so gut wie kein Insulin ausgeschüttet und damit die Fettverbrennung nicht gestoppt wird – Vorteile für Sportler und Abnehmwillige. Mir ist dagegen tatsächlich nur wichtig, dass meine Kohlenhydratbilanz beim Frühstück damit viel niedriger ausfällt. Ich muss weniger Insulin spritzen, der Blutzucker steigt weniger stark an. Und irgendwie finde ich es auch ganz charmant, dass ein Diabetiker Brotwaren entwickelt hat …


Eine Alternative ist es übrigens, sein Low-Carb-Brot selber zu backen. Wie im Beispiel von Steffi Hertel: Kerniges low-carb Power-Brot mit Leinsamen (#vegan, #glutenfrei)

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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