- Ernährung
Ein Hoch auf Ballaststoffe
4 Minuten
Praktisch isst sie fast jeder Mensch täglich – nur meistens nicht genug davon: „Ballaststoffe“, die in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen, tun Gutes im Körper. Sie bescheren ein Gefühl des Sattseins, was besonders hilfreich ist für alle, die auf ihr Gewicht achten. Und sie sorgen dafür, dass die Verdauung reibungslos abläuft. Aber sie können viel mehr: Der Blutzucker verläuft gemäßigter, erhöhte Blutfettwerte werden positiv beeinflusst, so dass sie sogar vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen können.
Wer regelmäßig Gemüse, frisches Obst, Hülsenfrüchte und am besten Brot, Brötchen und Flocken in der Vollkornvariante isst, tut dem Körper Gutes. Es lohnt sich ganz besonders, weniger Tierisches wie rotes Fleisch, Wurst, fettreiche Milchprodukte und Eier zu essen – und pflanzlichen Lebensmitteln die größere Beachtung zu schenken.
Das heißt nicht zwangsläufig, dass Sie jetzt zum Vegetarier oder Veganer werden müssen, sondern lediglich, dass es sinnvoll ist, größere Portionen Gemüse, Hülsenfrüchte und Ähnliches zu essen statt Fleisch und Wurst. Denn Ballaststoffe haben ihren Ursprung in pflanzlichen Lebensmitteln. In Fleisch, Eiern, Milch oder Wurst sind sie natürlich nicht enthalten.
Die gesunden Begleitstoffe aus pflanzlichen Lebensmitteln werden in zwei Gruppen kategorisiert: Da sind einerseits unlösliche Ballaststoffe wie Zellulose, Hemizellulose und Lignine. Sie kommen überwiegend in Getreide und Hülsenfrüchten vor und sind wichtig zum Lockern der Stuhlkonsistenz, damit die Verdauung reibungslos vonstattengeht – eine wichtige Sache, denn harter Stuhl kann auf Dauer zur unangenehmen und auch schmerzhaften Angelegenheit werden.
Essen Sie öfter Hafer, Erdbeeren und Linsen
Zur Gruppe der löslichen Ballaststoffe gehören Pektine, Inulin und Oligofruktose. Auch Beta-Glucan reiht sich hier ein; besonders reich vertreten ist es in Gerste und Hafer. Wer zum Beispiel regelmäßig Haferkleie isst, kann damit nachweislich seinen Cholesterinspiegel im Blut verbessern. Cholesterin ist u. a. Bestandteil der Gallensäuren. Ein hoher Gehalt des Ballaststoffs bindet Gallensäuren im Darm und aktiviert die Bildung neuer Gallensäuren aus Cholesterin in der Leber.
Die Folge: Es bleibt weniger Cholesterin im Blut, der Spiegel sinkt. Um diesen Effekt zu erreichen, wird eine tägliche Aufnahme von 3 g Hafer-Beta-Glucan empfohlen. Praktisch bieten sich hier zum Beispiel jeweils 4 Esslöffel Haferkleie-Flocken und Haferkleie-Fleks an.
Viel Wasser wird gebunden
Ein entscheidender Faktor der Gruppe der wasserlöslichen Ballaststoffe ist ihre Fähigkeit, große Mengen Wasser zu binden und so den Speisebrei einzudicken. So helfen sie, besser zu sättigen, und bieten sich auch bei Durchfall an. Vielleicht kennen Sie hier noch alte Hausmittel wie geriebene Äpfel, passierte Möhren oder zerdrückte Erdbeeren? Sie sind besonders pektinreich und können deshalb Durchfall lindern.
Wenn Sie abwechslungsreich essen, haben Sie automatisch eine Mischung aus beiden Ballaststoffgruppen gegessen. Dazu lohnt es sich, reichlich zu trinken. Denn nur dann können sämtliche Ballaststoffe ausgiebig quellen und ihre Wirkung voll entfalten.
Es darf gern etwas mehr sein
Die führenden Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) raten Erwachsenen täglich zu mindestens 30 g Ballaststoffen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) legt noch einen drauf und rät zu 40 g täglich. Grund hierfür sind zahlreiche Studien, die belegen, dass eine hohe Ballaststoffmenge insbesondere bei Diabetes positive Wirkungen auf verschiedene Stoffwechselparameter haben kann.
So essen Sie genug Ballaststoffe
Machen Sie auf ihrem Teller Platz für mehr Pflanzliches. Das macht satt, ist gut für den Blutzucker und die Verdauung. Allerdings kann es bei der Umstellung auf mehr Pflanzenfasern verstärkt zu Blähungen kommen. Das ist kein Grund zu kapitulieren. Es lohnt sich, die „Dosis“ langsam und stetig zu steigern. Wichtig ist, dass Sie jeden Bissen ausgiebig kauen und dazu genug Flüssigkeit trinken. Gegen Blähungen bietet es sich an, täglich Kümmel-Anis-Fenchel-Tee zu trinken. Ebenso kann Kümmel, der im Gemüse oder Eintopf mitgekocht wird, das Abgehen von Winden reduzieren. Passt Kümmel nicht ins Gericht, geben Sie die Kümmelsamen in einen Teefilter und nehmen ihn nach dem Kochen aus dem Essen.
| So essen Sie 15 Gramm Ballaststoffe | So essen Sie 20 Gramm Ballaststoffe | So essen Sie 50 Gramm Ballaststoffe | |
| Frühstück | 150 g roher Apfel | 1 mittelgroße Orange oder 100 g Beeren | 1 Tomate oder eine Handvoll Kirschtomaten |
| zwischendurch | 1 Tomate oder eine Handvoll Kirschtomaten | 1 Paprikaschote | 100 g Himbeeren |
| mittags | 2 mittelgroße Karotten | 1 Portion Erbsen-Karotten-Mischgemüse | 1 Portion Schwarzwurzeln |
| zwischendurch | 150 g frische Ananas | 1 Kiwi | 1 mittelgroße Birne |
| abends | 1 Kohlrabi | 1 Portion frischer Krautsalat | 1 Portion frischer Karottensalat |
Diese Beispiele zeigen, wie allein durch Obst und Gemüse der Tagesbedarf unterschiedlich hoch gedeckt werden kann. Wer dazu Getreide, Reis, Kartoffeln, Pasta, Hülsenfrüchte oder Vollkornbrot und -brötchen isst, schafft es locker, die von der DDG empfohlene Menge von 40 g Ballaststoffen täglich zu essen.
Nur leider sieht die Realität anders aus: Daten aus der Nationalen Verzehrsstudie II belegen, dass Frauen täglich etwa 23 g und Männer rund 25 g Ballaststoffe essen. Das ist auf Dauer eindeutig zu wenig und gibt auch Hinweise, dass hierzulande flächendeckend zu wenig gegessen wird aus der Gruppe der Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst. Doch wie schafft man es, 30 oder besser 40 g Ballaststoffe zu essen? In unserer Übersicht auf der nächsten Seite finden Sie Vorschläge, wie Sie das spielend leicht erreichen können.
Mehr Ballaststoffe – weniger krank
Werden regelmäßig, also täglich, genug Pflanzenfasern gegessen, kann Typ-2-Diabetes, Schlaganfall und Herzinfarkt entgegengewirkt werden. Das ist das Ergebnis einer großen Übersichts-Studie aus Neuseeland. Die Wissenschaftler der University of Otago hatten 185 Beobachtungsstudien sowie Ergebnisse von 58 klinischen Untersuchungen mit über 4 600 Teilnehmern ausgewertet.
In den klinischen Untersuchungen analysierten die Wissenschaftler, wie sich ballaststoffreiches Essen auf den Blutdruck, Blutzucker und die Blutfette auswirkt. Demnach zeigte sich, dass eine Ballaststoffmenge von mindestens 25 bis 29 g täglich die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert. Das Auftreten von Herzinfarkt, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes sowie Darmkrebs war um 16 bis 24 Prozent reduziert.
Nicht nur das: Weitere Auswertungen zeigten, dass sich durch ballaststoffreiches Essen Körpergewicht, Cholesterin- und Blutdruckwerte senken lassen. Für manche Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Darmkrebs konnten die positiven Effekte durch einen höheren Ballaststoffverzehr als 30 g täglich noch gesteigert werden – ein entscheidender Aspekt, warum die DDG Diabetikern 40 statt 30 g Ballaststoffe Tag für Tag empfiehlt.
Es lässt sich allein durch den täglichen Konsum pflanzlicher Lebensmittel viel für die Gesundheit tun. Also knabbern Sie öfter zwischendurch eine rohe Möhre, ein paar Tomaten oder Gurken, und lassen Sie auch mal Wurst und Käse im Kühlregal.
Autorin:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (4) Seite 80-84
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig