Farbe & Duft & Aroma: Sekundäre Pflanzenstoffe

4 Minuten

© two4food.de, Bernhard Kölsch (Fotos), Gabi Kölsch (Styling)
Farbe & Duft & Aroma: Sekundäre Pflanzenstoffe

Orange, Rot, Gelb, Grün, Lila – bringen Sie Farben auf den Teller und essen Sie bunt! Denn mit Obst, Gemüse, Nüssen, Kräutern, Kartoffeln und Hülsenfrüchten bieten Sie Ihren Sinnen kulinarische Erlebnisse. Und der Körper freut sich zudem nicht nur über Vit­amine, Mineralien und Ballaststoffe. In Lebensmitteln steckt noch etwas Entscheidendes, was Ihrem Körper guttut: sekundäre Pflanzenstoffe. Erfahren sie, wie Sie die Welt dieser gesunden Pflanzenstoffe auf sehr schmackhafte Weise für sich nutzen können.

Es gibt etwa 10 000 bioaktive Substanzen, die wir über pflanzliche Lebensmittel aufnehmen. Der Begriff sekundäre Pflanzenstoffe umfasst somit eine Vielzahl chemisch sehr unterschiedlicher Verbindungen, die hauptsächlich in Pflanzen vorkommen. Den Pflanzen dienen sie als Farbstoffe und als Abwehrstoffe gegen Fress-Feinde, aber auch als Wachstums-­Regulatoren, Lock- und Schutz-Stoffe.

Viele Studien haben gezeigt, dass sekundäre Pflanzenstoffe zahlreiche Eigenschaften besitzen, die die Gesundheit von uns Menschen fördern. Wer täglich pflanzliche Lebensmittel isst, nimmt automatisch sekundäre Pflanzenstoffe zu sich und schützt so aktiv seine Gesundheit. Denn die sekundären Pflanzenstoffe verringern das Risiko für Herz-Kreislauf-­Krankheiten und verschiedene Krebsarten.

Die 10 besten Tipps für ein Plus an sekundären Pflanzenstoffen
  1. Essen Sie abwechslungsreich und farbenfroh.
  2. Geben Sie saisonalem Obst und Gemüse den Vorzug.
  3. Kombinieren Sie verschiedene Gemüse- und Obst-Sorten
  4. Essen Sie Obst und Gemüse regelmäßig roh.
  5. Genießen Sie Obst und Gemüse oft gekocht, gebraten oder gedünstet.
  6. Verwenden Sie regelmäßig Kräuter.
  7. Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Vollkorn-Produkte sollten regelmäßig auf Ihren Teller kommen.
  8. Essen Sie täglich 20 bis 30 Gramm Nüsse oder Samen.
  9. Anstelle von weißem Brot und Brötchen ­lassen Sie sich besser die Vollkorn-­Variante schmecken.
  10. Nahrungs-Ergänzungsmittel mit sekundä­ren Pflanzenstoffen sind unnötig – genießen Sie lieber Knackfrisches, statt Pillen zu schlucken!

Einige sekundäre Pflanzenstoffe können dazu beitragen, erhöhte Blutfett-Werte wieder in Balance zu bringen, andere verbessern die Funktion der Blutgefäße oder senken den Blutdruck. Ihre Oxidations- und Entzündungs-hemmenden und vor Bakterien schützenden Wirkungen sind eine Wohltat für die Gesundheit. Zu den Gruppen sekundärer Pflanzenstoffe, die für uns wichtig sind, gehören Karotinoide, Flavonoide, Glukosinolate, Phytoöstrogene, Phytosterine, Phenol-Säuren, Protease-Hemmer, Sulfide, Saponine und Monoterpene.

Aktiv gegen freie Radikale

Der Begriff freie Radikale klingt zunächst ziemlich abstrakt. Freie Radikale sind Atome oder Moleküle, die hochreaktiv sind, also leicht mit anderen chemischen Verbindungen reagieren. Ihr Entstehen wird z. B. ausgelöst durch Rauchen, UV-Strahlen (Sonnenlicht), Ozon, chemische Verunreinigungen in der Luft oder aus Nahrungsmitteln. Bekannt sind PAKS (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe), die beispielsweise beim Grillen entstehen, wenn das Grillgut verbrennt. Verkohlte Stellen sollten deshalb immer vor dem Verzehr abgeschnitten werden.

Von freien Radikalen geht eine Gefahr aus, weil sie Ketten-Reaktionen auslösen: Aus einem einzigen freien Radikal können nacheinander zahlreiche weitere entstehen, die wichtige Körper-Strukturen schädigen oder zerstören. Sind Enzyme und Proteine durch freie Radikale betroffen, können Struktur-Veränderungen sie zerstören und inaktivieren.

Tabelle zum Vergrößern anklicken.

Treten freie Radikale mit der DNA, also unserer Erbinformation, in Kontakt, können Veränderungen der DNA (Mutationen) auftreten und Krebs-Zellen entstehen. Freie Radikale sind auch am Entstehen von Gefäß-Verkalkungen (­Arteriosklerose) beteiligt. Die Ablagerungen in Blutgefäßen sind oft Folge der Oxidation von LDL-Partikeln durch freie Radikale; LDL ist bekannt als Transporter von Cholesterin (LDL-Cholesterin). Experten vermuten, dass freie Radikale auch am Entstehen des grauen Stars (Linsen-Trübung) beteiligt sind.

Um vorzubeugen, sollten sekundäre Pflanzenstoffe mit der Nahrung aufgenommen werden. Mengenempfehlungen gibt es zwar derzeit nicht, sie sollten aber täglich Bestandteil unserer Ernährung sein.

Sinnvoll essen gegen Bluthochdruck, Krebs und andere Krankheiten

Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit Einflüssen der zigtausend sekundären Pflanzenstoffe auf die Gesundheit:

  • Bekannt ist z. B. die Cholesterin-­senkende Wirkung von Phytosterolen, die eintritt, wenn ­Phytosterole regelmäßig aufgenommen werden. Spezielle Margarine mit einem hohen Anteil an Phytosterolen ist eins der wenigen angereicherten Produkte, die den in Europa zugelassenen ­Health Claim „senken nachweislich den Cholesterinspiegel“ tragen dürfen. Ein Health Claim bedeutet, dass ein Produkt mit Gesundheits- oder Nährwert-­bezogenen Angaben beworben wird. Diese Margarine ist allerdings nur bei einem tatsächlich erhöhten Cholesterin-Spiegel sinnvoll – dann sollte davon täglich eine vom Hersteller empfohlene Menge gegessen werden. Die Margarine rein vorbeugend zu konsumieren, bringt keinen nennenswerten Nutzen.
  • Positiv auf den systolischen Blutdruck (den oberen Wert beim Blutdruck-Messen) können bei gesunden Menschen Soja-Isoflavone wirken.
  • Im Hinblick auf verschiedene Krebs-Erkran­kungen wirken verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe vorbeugend. Das gilt z. B. für Obst- und Gemüse-­Sorten, die keine Stärke enthalten, wie Beeren und Zitrusfrüchte, Äpfel, Melonen, Mangos, Tomaten, Spinat, Blattsalate, Kohlgemüse, Zwiebeln und Knoblauch.
  • Einen Schutz vor unterschiedlichen Krebs-Erkrankungen können auch Karotinoid-haltige Gemüse- und Obst-Sorten wie Paprika, Tomaten, Möhren, Spinat, Grünkohl, Aprikosen und Melonen bieten. Allerdings wird von Nahrungs-Ergänzungsmitteln auf Basis von Karotinoiden, die gern für Raucher empfohlen werden, abgeraten. Der Grund ist, dass eine erhöhte, isolierte Aufnahme sogar aktiv dazu beitragen kann, das Risiko für Lungenkrebs zu erhöhen.
    Sekundären Pflanzenstoffen wird nachgesagt, dass sie antioxidativ wirken. Antioxidantien können Oxidations-Prozesse verhindern und überführen freie Radikale in einen stabilen Zustand. Neben sekundären Pflanzenstoffen wirken auch die Vitamine E und C antioxidativ.

Antioxidantien als Schutzschild

Vitamin E schützt z. B. Fette und Öle davor, ranzig zu werden. Besonders deutlich ist die Wirkung von Vitamin C an einem aufgeschnittenen Apfel zu sehen: Vitamin-C-haltiger Zitronensaft bewahrt die Schnittfläche davor, braun zu werden. Neben den Vitaminen C und E sowie dem Spurenelement Selen gehören viele sekundäre Pflanzenstoffe wie Karotinoide, Polyphenole und Sulfide zu den Antioxidantien. Frisches Obst und Gemüse liefert Antioxidantien in großer Menge – wer frisch isst, braucht keine Nahrungs-Ergänzungsmittel mit sekundären Pflanzenstoffen, sagt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).


Autorin:

Kirsten Metternich von Wolff
Diätassistentin DKL und DGE
Hildeboldstraße 5, 50226 Frechen-Königsdorf

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (5) Seite 74-77

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

„Weil du es kannst“: Neues Ratgeber-Buch von Shirin Valentine für Neudiagnostizierte mit Typ-1-Diabetes

„Weil du es kannst“: Neues Ratgeber-Buch von Shirin Valentine für Neudiagnostizierte mit Typ-1-Diabetes | Foto: MCGORIE – stock.adobe.com / MedTriX

2 Minuten

Unterricht, Brotzeit und mehr: Fit für die Schule mit Typ-1-Diabetes

Drei Tage, viele neue Horizonte: Mit dem Programm „Fit für die Schule“ möchte das Klinikum Dritter Orden die Aufregung für die Familien senken, bei denen der erste Schultag im nächsten Jahr ansteht – zumindest im Hinblick auf das Diabetes-Management.
Unterricht, Brotzeit und mehr: Fit für die Schule mit Typ-1-Diabetes | Foto: Kzenon - stock.adobe.com

3 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • cesta postete ein Update vor 17 Stunden, 54 Minuten

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

Verbände