- Ernährung
Formula-Diäten: Formel fürs Abnehmen?
4 Minuten
Mindestens jeder vierte Erwachsene hierzulande hat deutlich zu viele Kilos im Körpergepäck. Abspecken lautet die Devise. Doch viele Menschen wissen gar nicht so richtig, wie sie den Einstieg dazu finden können. Eine Hilfe in verschiedenen Formen bieten dazu komplette Mahlzeiten als „Formula-Diäten“. Was ist hier bei Diabetes zu beachten? Und wie lässt sich damit Übergewicht aktiv abbauen?
In Schulungen, beim Arzt oder der Selbsthilfegruppe heißt es immer wieder, dass gesundes Abnehmen bei Typ-2-Diabetes der zentrale Baustein ist, um Blutzuckerwerte im guten Bereich zu halten und damit gefährliche Folgeerkrankungen zu vermeiden. Was so leicht in der Theorie klingt, ist praktisch nicht ganz so einfach umzusetzen: Es erfordert eine gehörige Portion Willenskraft und Durchhaltevermögen, um auf Dauer den Kilokampf für sich zu gewinnen.
Da ist es kein Wunder, dass es jedes Jahr viele neue Diäten gibt, die Erfolge versprechen. Wer sich allerdings nur eine kurze Zeit kasteit und danach sein Essverhalten nicht ändert, wird schnell wieder zunehmen – bekannt als Jo-Jo-Effekt.
Wirksame Hilfe gibt es trotzdem aus dem Diätland und zwar als Formula-Drink, -Suppe oder -Riegel. Zahlreiche Studien haben sich mit der Wirkung dieser Produkte beschäftigt und ihnen Erfolge bescheinigt.
Die Kilos kommen schleichend
Übergewicht kommt nicht über Nacht, sondern es entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum. Zwei oder drei Kilo mehr auf der Waage scheinen zunächst nicht weiter tragisch zu sein. Doch wer beizeiten nicht auf die innere Stopp-Taste drückt, wundert sich irgendwann darüber, wie viel der Körper über die Jahre an Übergewicht angesammelt hat. Bildlich ist das vergleichbar mit einem Körperanstrich: Monat für Monat wird er mit Butter eingepinselt, Masse und Umfang nehmen zu.
Wer beispielsweise täglich nur 200 Kilokalorien mehr isst, als er an Energie braucht, kann nach einem Jahr mit 10 Kilo mehr auf der Waage rechnen. Zum Vergleich: 200 Kilokalorien stecken in 40 g Knuspermüsli mit 60 ml fettarmer Milch, in zwei Rollmöpsen, einer halben Currywurst, zwei Scheiben Fleischwurst, zwei Esslöffeln Leberwurst, zwei normal großen Kartoffelklößen, drei Stück Eiskonfekt, 200 ml trockenem Wein oder einem halben Liter Weizenbier.
3 große Unterschiede zu früher
Es ist nicht einfach, erfolgreich Gewicht zu verlieren: Es gibt heute viele Hilfen und eine Fülle passender Lebensmittel zum Abnehmen – aber es ist weitaus schwieriger, den Kampf zu gewinnen, als noch vor 50 Jahren. Entscheidend sind drei Unterschiede zur Gegenwart:
Fast Food und Essen war nicht permanent und 24 Stunden am Tag verfügbar. Zu bestimmten Zeiten gab es im Fernsehen nur ein Testbild. An Computer, Smartphones und Tablets dachte noch niemand. Praktisch wurde weniger gesessen und sich mehr im Alltag bewegt. Mehr noch: Gegessen wurde zu festen Zeiten, auf den Tisch kamen überwiegend selbst gekochte Speisen.
Und da schließt sich der Kreis: Je bequemer der Lebensstil über die Jahrzehnte wurde, desto stärker stieg die Übergewichtskurve. Heute gibt es so gut wie alles als Fertiggericht, es muss also nicht mehr unbedingt gekocht werden. Es gibt permanent passive Beschallung und Unterhaltung, so dass sich insgesamt weitaus weniger bewegt wird. Alltagsbewegung war vor 50 Jahren ein fester Bestandteil des Lebens, heute muss sie wieder bewusst eingeplant werden. So bezeichnen Experten das Sitzen heute als das neue Rauchen.
Rettungsanker in dicken Zeiten
Mehr Alltagsbewegung wäre also ein guter Anfang. Für den Einstieg und als Motivator in eine längerfristig angelegte Ernährungsumstellung sind zudem Formula-Diäten besonders interessant. Denn wer sich ans Prinzip dieser Komplettnahrungen hält, wird abnehmen. Zum effektiven Abnehmen empfiehlt die Deutsche Adipositas-Gesellschaft in ihren Leitlinien auch Diäten mit sehr niedrigem Kaloriengehalt von 800 bis 1 200 Kilokalorien täglich – und darunter fallen die Formula-Diäten. Empfohlen werden sie Menschen mit einem Body-Mass-Index über 30 kg/m².
Die Formula-Diäten bieten sich bei starkem Übergewicht oder einer bevorstehenden Operation an. So lässt sich vor dem medizinischen Eingriff verhältnismäßig schnell, leicht und unkompliziert zumindest etwas Gewicht verlieren. Denn bei Operationen zählt jedes verlorene Kilo.
Instantpulver fertig anrichten
Die Instantpulver gibt es als Trinknahrung oder als Suppe in süßen und pikanten Geschmacksrichtungen. Die Pulver werden mit Wasser, fettarmer Milch oder fettarmen, zuckerfreien, veganen Alternativen angerührt. Heraus kommt dabei eine Suppe, Creme oder ein Shake (Wer auch einmal etwas kauen möchte, kann entsprechende Riegel auswählen).
Solche Produkte müssen den Anforderungen des Paragrafen 14a der Diätverordnung entsprechen. Sie enthalten dabei mindestens 50 g Eiweiß, 90 g Kohlenhydrate, 7 g essenzielle Fettsäuren und 10 bis 30 g Ballaststoffe – und das bei einer Tagesration von maximal 1 200 Kilokalorien. Auch in puncto Vitamine und Mineralien sind in der Diätverordnung Mindestmengen festgelegt, die solche Produkte erfüllen müssen. Dann entsprechen sie den von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) herausgegebenen Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr eines Erwachsenen.
Mit Shakes, Riegeln oder einer Suppe, die den medizinischen Anforderungen an Formula-Diäten entsprechen, kann der Weg in erfolgreiches Abnehmen und das Halten des neuen Gewichts erleichtert werden. Besprechen Sie dies bitte vorab mit Ihrem Diabetesexperten bzw. Ihrer Diabetesberaterin. Um auf Dauer keinen Jo-Jo-Effekt zu erleben, gehören regelmäßige Bewegung, am besten zweieinhalb Stunden pro Woche, große Portionen Gemüse und Salat und auch Disziplin dazu. Auf dass Sie Erfolg haben mögen beim Abnehmen!
1. vor Operationen oder bei starkem Übergewicht
- Ersatz aller Mahlzeiten durch Formula-Produkte
- nur unter ärztlicher Aufsicht
- zeitlich festgelegter Rahmen
- Anpassung der Diabetes-Medikamente
- Aufklärung über mögliche Begleiterscheinungen wie Unterzuckerungen
Übergangsphase in eine Ernährungsumstellung
- Ersatz von zwei Mahlzeiten durch Formula-Produkte
- nach dem Verlust der ersten Kilos bei starkem Übergewicht
oder
- Motivationsstart bei mäßigem Übergewicht
- Zeitrahmen mit Diabetesteam festlegen
- eine Hauptmahlzeit täglich besteht
- aus festen Speisen
Haltungsphase oder Intervalltage
- Ersatz von einer Mahlzeit durch Formula-Produkte
- beispielsweise an fünf Tagen pro Woche
oder
- zum Halten des neuen Gewichts an einem Tag der Woche ein bis drei Mahlzeiten durch Formula-Produkte ersetzen
- Modell mit Diabetesteam besprechen
- Kalorienmenge der Mahlzeiten aus festen Speisen dem neuen Gewicht entsprechend anpassen
Es wäre also praktisch möglich, sich dauerhaft mit solchen Produkten zu ernähren. Doch in der Praxis sind sie eine vorübergehende Lösung: Denn allem voran gilt es, damit den Einstieg ins erfolgreiche Abnehmen zu schaffen und sukzessive ein neues Ess-Verhalten zu erlernen. Nur wer auf Dauer seine Gewohnheiten umstellt, kann sein neu erworbenes, gesundes Gewicht halten. Wie der praktische Umgang mit Formula-Diäten aussehen kann, erfahren Sie in obigem Kasten.
von Kirsten Metternich von Wolff
Diätassistentin DKL und DGE, Redaktion Essen und Trinken,
Hildeboldstraße 5, 50226 Frechen-Königsdorf, Tel.: 0 22 34/91 65 41,
E-Mail: info@metternich24.de
Website: www.metternich24.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (5) Seite 80-84
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig