- Ernährung
Hafer – locker-flockiger Genuss
5 Minuten
Ob kernig oder fein, ob kross oder löslich, ob Kleie, Drinks oder glutenfreie Flocken: In der Welt der Getreidesorte Hafer hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Dabei können verschiedene Inhalte aus dem Korn Gutes für Ihre Gesundheit tun. Hafer ist weit mehr als nur Bestandteil von Müsli oder Porridge. Wie wäre es also mit einer kulinarischen und gesundheitlichen Reise rund ums nussige Getreide?
Dich sticht wohl der Hafer! Eine Redewendung mit Sinn. Denn bei wem der Hafer zugestochen hat, der ist voller Tatendrang und geballter Energie. Ursprünglich ist damit die Bedeutung des Hafers als Energiespender gemeint. Wussten Sie, dass Hafer dem Körper von innen und außen zuträglich ist? Deshalb wurde Hafer 2017 vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde von der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.
Im Hafer steckt viel Gutes – nicht nur zum Essen
Einerseits versorgen Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien den Organismus und können zu einer reibungslosen Verdauung und einem gemäßigten Blutzuckerverlauf beitragen. Andererseits wird Haferstroh zum Beispiel als Bad bei Rheuma, Hautverletzungen und Juckreiz von alters her verwendet.
Hafer ist reich an sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoiden und Saponinen. Flavonoide wirken Entzündungen entgegen, Saponine unterstützen das Abwehrsystem. Dazu gesellen sich Mineralien wie Kalium, Kalzium, Eisen, Zink und Magnesium sowie B-Vitamine, pflanzliches Eiweiß und mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
Extrakte des Haferkrauts können bei trockener, stark gereizter und empfindlicher Haut helfen, die sich durch Rötung, Schuppenbildung und starken Juckreiz äußert. Um mögliche allergische Reaktionen zu vermeiden, werden Haferextrakte für Kosmetika oft mit speziellen Verfahren von Eiweiß und Gluten gereinigt. Anschließend werden sie Bestandteil von Cremes, Körperlotion, Shampoos, Masken oder Badezusätzen und eignen sich zur Pflege empfindlicher Haut.
Daneben ist Hafer eine optimale Grundzutat für Menschen mit Diabetes, Vegetarier und Veganer und bei Magen-Darm-Erkrankungen.
Glutenfreier Hafer – gibt es das?
Selbst bei einer Zöliakie oder Sprue ist es heute möglich, Hafer zu essen. Hier empfiehlt sich die Wahl von glutenfreien Produkten. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (DZG) gibt, nach Prüfung vieler Studien und Untersuchungen, grünes Licht für den Einsatz glutenfreier Haferprodukte für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit. Grundvoraussetzung ist hier, dass der Hafer gesondert für Zöliakie-Betroffene angebaut und verarbeitet wird und somit nicht kontaminiert ist mit anderen Bestandteilen.
Denn Hafer aus herkömmlichen Sortimenten ist stark verunreinigt durch Weizen und Gerste. Es ist also nötig, dass Betroffene entsprechend deklarierte Produkte auswählen. Seit drei Jahren können Haferprodukte aus nichtkontaminiertem Hafer mit dem Glutenfrei-Logo, der durchgestrichenen Ähre, gekennzeichnet werden. Dieses ist zusätzlich mit dem Hinweis „oats“ (engl.: Hafer) ergänzt, so dass Verbraucher leicht erkennen können, dass es sich um ein lizensiertes, glutenfreies Lebensmittel handelt.
Wer unsicher ist oder Bedenken im Hinblick auf Blähungen oder sehr weichen Stuhlgang hat, kann die Mengen von diesen glutenfreien Erzeugnissen langsam steigern. Dazu empfiehlt die DZG Erwachsenen eine Tagesmenge von 50 g und Kindern 25 g, um sich an das neue Lebensmittel zu gewöhnen.
Neue Ähre für ein klassisches Korn
Ballaststoffe sind bei Diabetes sehr wichtig. Stoffwechselgesunden Menschen wird eine tägliche Menge von 30 g empfohlen. Bei Diabetes raten Experten dazu, jeden Tag 40 g zu essen. Denn Ballaststoffe helfen der Verdauung auf die Sprünge, sie tragen dazu bei, dass der Blutzucker in Balance bleibt, und sie helfen, satt zu machen. Das kann helfen, gesund abzunehmen oder ein erreichtes Gewicht zu halten, denn wer dabei ständig Hunger hat, kapituliert über kurz oder lang.
Daneben können sich Ballaststoffe, allen voran Beta-Glucan aus Hafer, positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken. Cholesterin ist u. a. Bestandteil der Gallensäuren. Ein hoher Gehalt des Ballaststoffs bindet Gallensäuren im Darm und aktiviert die Bildung neuer Gallensäuren aus Cholesterin in der Leber. Die Folge: Es bleibt weniger Cholesterin im Blut, der Spiegel sinkt. Um diesen Effekt zu erreichen, wird eine tägliche Aufnahme von 3 g Hafer-Beta-Glucan empfohlen.
Schalttage mit Obst, Gemüse, Hafer und Reis
Altbewährtes kommt häufig wieder. So geht es auch den Hafer- oder Kohlenhydrat-Schalttagen. Die vom Internisten und Diabetologen Carl von Noorden im letzten Jahrhundert entwickelten Hafertage wurden damals praktiziert, um Blutzuckerwerte günstig zu beeinflussen und damit einer Übersäuerung entgegenzuwirken. Bewährt haben sie sich heute besonders bei Typ-2 Diabetes, wenn eine Insulinresistenz besteht.
Es gibt heute zahlreiche Varianten, wie solche Schalttage zusammengestellt werden können. Das bringt Abwechslung auf den Plan und hilft bei der Umsetzung. Bevor Sie sich zu Hafer-Schalttagen entscheiden, sprechen Sie mit Ihrem Diabetes-Team darüber.

Strenger Hafertag
- 200 bis 250 g Haferflocken fein, kernig oder instant, verteilt auf 3 – 5 Mahlzeiten
- dazu pro Portion 40 bis 50 g Haferflocken mit 200 bis 300 ml Wasser aufkochen, mit Kräutern abschmecken
Hafer-Saft-Tag
- 1 Liter zuckerfreier Gemüsesaft oder Fruchtsaft (100 % Frucht, ohne Zuckerzusatz)
- 200 g Instant-Haferflocken (löslich in Getränken)
- 3 – 5 Portionen zu je 200 ml Saft mit 40 g Instantflocken über den Tag verteilt trinken
Hafertag mit Gemüse und Salat
- 200 g Haferflocken, fein, kernig oder instant, mit Brühe oder zuckerfreiem Gemüsesaft zubereiten
- dazu 1 kg Gemüse oder eine Mischung aus Gemüse und Salat
- 3 – 5 Portionen über den Tag verteilt essen
- würzen mit Zitronensaft, Essig, Süßstoff, Kräutern, Pfeffer, Paprika, Muskat
Hafertag mit Obst
- 150 g Haferflocken, fein, kernig oder instant
- dazu 1 kg wasserreiches Obst oder Fruchtsaft (100 % Frucht, ohne Zuckerzusatz)
- 3 – 5 Portionen über den Tag verteilt essen
- würzen mit Zitronensaft, Kräutern, Zimt, Vanille, Süßstoff
Hafer-Reis-Tag mit Obst und/oder Gemüse
- 125 g Haferflocken, fein oder kernig
- plus 125 g Naturreis, trocken
- 500 bis 750 g Gemüse
- oder 500 g wasserreiches Obst wie Beeren, Melonen, Äpfel, Zitrusfrüchte
- 3 – 5 Portionen über den Tag verteilt essen
- würzen mit den genannten Kräutern und Gewürzen
Täglich eine Portion Haferkleie lässt sich problemlos in Kuchenteig, Sauce, Gemüse, pikanten Füllungen oder Salat unterbringen – sie schmeckt leicht nussig. Haferflocken in kerniger, zarter, instant- oder glutenfreier Variante werden aus dem ganzen Korn hergestellt. So enthalten sämtliche Hafer-Vollkornerzeugnisse Kohlenhydrate in Form von Stärke, die dank Ballaststoffen langsam abgebaut wird. Das trägt zu gemäßigteren Blutzuckerwerten bei.
Wie wäre es nun mit unseren Rezeptvorschlägen (siehe Kasten unten)?
Hafer in flüssiger Form
Alternativen zu Milch liegen im Trend. Neben Soja-, Mandel-, Kokos- oder Reisdrink bieten sich Haferdrinks an. Sinnvoll ist es, Produkte mit Kalziumzusatz auszuwählen. Denn von Natur aus enthalten diese veganen, laktosefreien Getränke keine großen Mengen des Knochenminerals. Ferner sind Produkte ohne Zuckerzusatz empfehlenswert, da ihr Kohlenhydratgehalt niedriger liegt als der von Varianten mit Zucker oder im Vergleich zur Kuhmilch.
Haferdrink hat einen angenehm nussig-milden Geschmack und harmoniert besonders gut mit Müsli, als Backzutat oder als Bestandteil von Saucen, Smoothies und Shakes. Ganz gleich, ob Sie Haferflocken, -kleie, -fleks oder -drinks genießen: Der Blutzucker verläuft unter Berücksichtigung der entsprechenden Kohlenhydratmengen gemäßigt, die Verdauung läuft wie von selbst, der Magen knurrt nicht ständig und der Cholesterinspiegel verbessert sich auch noch – alles im grünen Bereich, dank Hafer.
Also nichts wie ran an das vielseitige Korn, auf dass der Hafer sticht!
Autorin:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (7) Seite 82-86
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig