„Low Carb“-Trend­Lebensmittel

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© Kirchheim/Bernhard Kölsch
„Low Carb“-Trend­Lebensmittel

Diabetikerlebensmittel? Gibt es nicht mehr. Dafür stehen ­heute z. B. Nussmehle, Konjaknudeln oder Jackfrucht hoch im Kurs, die wenige oder keine Kohlenhydrate enthalten. Viele dieser Produkte sind zusätzlich glutenfrei, vegan oder frei von Milchzucker. Lohnt es sich, diese Lebensmittel bei Diabetes einzusetzen? Wir haben einige davon genauer unter die Lupe genommen.

Bloß keine Kohlenhydrate! Und wenn doch, sollte ihr Anteil im Lebensmittel so gering wie möglich sein (englisch: low carb). Dieses Ziel verfolgen derzeit viele Menschen in Deutschland, und die Industrie hat ihre Hausaufgaben gemacht und bietet mittlerweile viele Fertigprodukte und Zutaten für die kohlenhydrat­arme Küche an.

Nicht zu viele Kohlenhydrate zu essen, ist auch für Diabetiker interessant. Aber: Kohlenhydrate sind kein Gift für den Körper! Klar ist, dass der Anteil an Zucker nicht nur bei Diabetes eine untergeordnete Rolle spielen sollte. Komplexe Kohlenhydrate hingegen, etwa aus Vollkornbrot, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten, sind bei Diabetes prima geeignet. Sie vom Speisezettel zu streichen, wäre der falsche Weg.

Viele neu entwickelte Produkte haben zwar weniger Kohlenhydrate als z. B. die herkömmlichen Nudeln und Mehle, sind dafür aber oft fett- und eiweißreicher. Hier lohnt sich also der Blick auf die Zutaten und auf die Nährwertanalyse. Zudem haben solche „Spezial-Lebensmittel“ ihren Preis und sind teurer als „normale“ Zutaten. Verbraucher sollten also abwägen, ob der Kauf eines kohlenhydratreduzierten Produktes tatsächlich sinnvoll ist.

Pasta aus Linsen, aus Konjakwurzeln – oder aus Insekten

Eines der Lieblingsessen der Deutschen sind Nudeln, entweder mit leckerer Tomaten- oder Bolognesesauce, Meeresfrüchten, Hähnchen oder ganz klassisch als Beilage. Allerdings sind Nudeln sehr kohlenhydratreich. Deshalb wurden Alternativen mit weniger Kohlenhydraten enwickelt – z. B. Insektennudeln. Hersteller werben zudem mit der positiven Ökobilanz dieser Pasta, weil bei der Herstellung weniger Treibhausgase als in der Rindfleischproduktion entständen und weniger Wasser verbraucht werde.

Obwohl Nudeln normalerweise sowieso laktosefrei sind, wirbt der Hersteller dieser Insektenpasta extra damit. Diese Nudel-Alternative ist allerdings nicht automatisch low carb (also arm an Kohlenhydraten), denn neben einem zehnprozentigen Anteil an Buffalowürmern ist Hartweizengrieß Hauptzutat in Insektenpasta.

Anders sieht es bei Reis und Nudeln auf Basis von Konjakmehl aus. Um Konjakwurzeln in Nudeln zu verwandeln, werden sie getrocknet und zu Mehl pulverisiert. Die in Asien schon lange bekannten Konjaknudeln sehen aus wie etwas dickere Glasnudeln. Sie bestehen überwiegend aus Wasser und Konjakmehl. Sie sind kohlenhydratfrei und kalorienarm, dazu vegan und fettfrei. Die bereits vorgekochten Nudeln oder Reis werden in Plastikbeuteln im Handel angeboten. Sie müssen zu Hause nur mit Wasser abgespült und erhitzt werden.

Allerdings ist ihr Geschmack nicht mit herkömmlicher Pasta vergleichbar. Die Konjaknudeln müssen kräftig gewürzt werden, passen besonders zu asiatischen Gerichten und z. B. zu Veggie- und Fleisch-Bolognese.

Geschmacklich nahe an herkömmliche Pasta heran kommen z. B. Rigatoni auf Basis von Lein- und Bohnenmehl. Sie sind glutenfrei und eiweißreich. Allerdings haben diese Nudeln im Vergleich zu Konjakpasta einen höheren Kohlenhydrat- und Energiegehalt. Etwas kohlenhydratreduziert im Vergleich zu herkömmlicher Pasta sind Nudeln aus roten und grünen Linsen. Sie sollten maximal vier bis fünf Minuten kochen, sonst werden sie zu weich und verlieren ihre Form.

Jackfrucht – exotischer Fleischersatz

Immer mehr Menschen greifen zu veganem Fleischersatz aus Soja und Lupinen. Eine Neuentdeckung im Supermarktregal sind Produkte aus Jackfrucht. Wird die größte Baumfrucht unreif geerntet, ist das leicht faserige Fruchtfleisch in seiner Textur und Konsistenz Rind- oder Hühnerfleisch sehr ähnlich und lässt sich passiert als Hackalternative oder in Stücke geschnitten wie Hähnchen oder Rindfleisch zubereiten.

Die Heimat des Jackfruchtbaums ist Indien und Sri Lanka; seine Früchte können bis zu 15 Kilogramm pro Stück wiegen und werden entweder gesäuert in Konserven oder in Vakuumbeuteln gehandelt. Um den leicht säuerlichen Geschmack zu vertreiben, spült man die Jackfrucht-Stücke in einem Sieb mit Wasser und würzt sie kräftig. Besonders harmonisch schmeckt die vegane Fleischalternative als Frikassee, in Königsberger Klopsen oder Gulasch (siehe Rezepte). Unreife Jackfrüchte sind kalorienarm, ballaststoffreich, fett- und zuckerfrei.

Kein Gluten – aber mehr Fett

Mehle, die nicht aus Weizen, Dinkel, Roggen oder Grünkern bestehen und glutenfrei sind, waren ursprünglich vor allem für Menschen mit Zöliakie/Sprue interessant. Heute werden die alternativen Mehle auch von all jenen genutzt, die Kohlenhydrate sparen möchten. Beliebt für Brot, Kuchen und Plätzchen sind besonders Kokos- und Mandelmehl. Es gibt aber auch Kürbiskern-, Hanf- und Kastanienmehl, erhältlich in Online-Shops, aber auch in Drogeriemärkten, Reformhäusern oder in den Gesundheitsabteilungen großer Supermärkte.

Allerdings haben diese Mehle meist einen höheren Fettgehalt – ein wichtiger Aspekt für Typ-2-Diabetiker, die abnehmen möchten: Ein Gramm Fett hat mehr als doppelt so viele Kalorien wie ein Gramm Kohlenhydrate. Viele Alternativmehle sind zudem eiweißreicher als herkömmliches Mehl, und bei Nussmehlen ist zudem der Ballaststoffgehalt höher.

Backen mit Nussmehlen und ­glutenfreien Mehlen

Wer mit Nussmehlen und glutenfreien Mehlen backen möchte, muss wissen, dass ein Bindemittel zugesetzt werden muss – z. B. ein bis zwei Teelöffel Flohsamenschalen, Chia- oder Leinsamen, Johannisbrotkernmehl, Pfeilwurzel- und Guarkernmehl. Auch Hühnereier binden und lockern den Teig. Um besonders bei Kuchen und Plätzchen ein gutes Ergebnis zu erzielen, empfehlen Hersteller solcher Mehle, nur rund 10 bis 30 Prozent des herkömmlichen Mehls gegen die Alternative auszutauschen.

Je nach Teigkonsistenz sollte etwas mehr Flüssigkeit (Mineralwasser mit Kohlensäure, Ei) in den Low-Carb-Teig kommen, damit er nicht zu bröselig wird. Oft geben die Hersteller auf der Verpackung gute Hinweise für die Verarbeitung dieser Mehle.

Klicken Sie auf eine der Abbildungen, um eine Großansicht zu erhalten.


Autorin:

Kirsten Metternich von Wolff
Diätassistentin DKL und DGE
Hildeboldstraße 5, 50226 Frechen-Königsdorf

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (2) Seite 72-76

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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