Feuchte Augen und ein Kloß im Hals: Zu Besuch bei Novo Nordisk – Teil #2

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Feuchte Augen und ein Kloß im Hals: Zu Besuch bei Novo Nordisk – Teil #2

Teil #1 nicht gelesen? Dann bitte hier entlang.

Attraktiver Arbeitgeber für Diabetiker

Novo Nordisk ist heute der weltweit größte Hersteller von Insulin mit Niederlassungen in 75 Ländern und Zentren für Forschung und Entwicklung auf 3 Kontinenten. „Immer ganz nah an den Bedürfnissen der Patienten“, lautet die Maxime, die der stellvertretende CEO für Europa, Jerzy Gruhn, auf jeden Fall ziemlich authentisch verkörpert, denn er hat selbst Typ-1-Diabetes. Er weiß also genau, wovon er spricht, wenn er sagt: „Es macht nun einmal einen Unterschied, wie lang die Nadel eines Pens ist oder ob man bei einem Insulin einen Spritz-Ess-Abstand von 30, 10 oder 0 Minuten braucht.“ Wie viele Menschen mit Diabetes bei Novo Nordisk beschäftigt sind, konnte Jerzy Gruhn nicht beantworten: „Wir fragen das bei der Einstellung natürlich nicht ab. Doch wir sind sicherlich ein attraktiver Arbeitgeber für Diabetiker.“

Novo Nordisk
Zufahrt zur Produktionsstätte von Novo Nordisk in Hillerød (Foto: Novo Nordisk)

Sicher ist sicher: Zwei Produktionsstätten für Rohinsulin

Angesichts der Tatsache, dass beinahe die Hälfte des weltweit benötigten Insulins aus der Produktion von Novo Nordisk stammt, bewegte mich die Frage nach der Sicherheit der Anlagen: „Ist die Versorgung gesichert, auch wenn ein Werk aufgrund eines Unfalls oder eines Terroranschlags nicht länger produzieren kann?“, fragte ich die Apothekerin Eva Bak Skov. Sie konnte mich beruhigen: Das pulverförmige Rohinsulin, das als Basis für sämtliche andere Insuline dient, werde zwar nur in Dänemark produziert, allerdings ganz bewusst an zwei verschiedenen Standorten. Außerdem gebe es weltweit große Lagerbestände, die einen vorübergehenden Ausfall eines Werks kompensieren könnten.

Was würde ein Brexit für Novo Nordisk bedeuten?

Auch die anderen Journalisten hatten Fragen an die Experten bei Novo Nordisk, sehr unterschiedliche Fragen sogar. Aus Skandinavien waren vor allem Wirtschaftsjournalisten mit dabei – schließlich ist Novo Nordisk in Dänemark ein so wichtiger Arbeitgeber wie bei uns in Deutschland vielleicht Siemens oder Volkswagen. Da wirken sich Unternehmensentscheidungen schon mal auf die Börsenkurse aus. Die skandinavischen Kollegen wollten also (interessante Frage!) wissen, wie sich Novo Nordisk auf einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union vorbereitet. „Wir haben verschiedene Szenarien durchgespielt“, erklärte Vize-CEO Jerzy Gruhn, „ein Brexit wäre sicher weder gut für die britische noch für die gesamteuropäische Wirtschaft.“ Beispielsweise habe derzeit die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) ihren Sitz in London, „das würde sich nach einem Brexit sicherlich ändern.“

Tresiba: Das reiche Deutschland muss für Innovationen zahlen

Die deutschen Journalisten wiederum stammten aus Fachredaktionen und hatten vor allem gesundheitspolitische Fragen. Zum Beispiel, ob in Sachen Tresiba wirklich schon das letzte Wort gesprochen ist. Das ultralangwirksame Basalinsulin (Insulin degludec) war 2015 nur ein Jahr nach seiner Markteinführung wieder vom deutschen Markt genommen worden, weil der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Insulin keinen Zusatznutzen zugesprochen hatte und die gesetzlichen Krankenkassen infolgedessen keinen höheren Preis als für eine herkömmliche Therapie mit Humaninsulin zahlen wollten. Lars Rebien Sørensen sagte gegenüber den Journalisten: „Das ist ein Fall, in dem wir darauf bestehen müssen, dass Deutschland als reiche Nation den Preis für Innovation zahlt. Wenn wir hier die geforderten Rabatte gewährt hätten, dann hätten auch Frankreich oder England entsprechende Nachlässe verlangt, und dann kippt unser Geschäftsmodell.“ Für die vielen betroffenen Diabetiker, die auf Tresiba umgestellt wurden, seither deutlich weniger nächtliche Hypoglykämien hatten und nun erneut auf ein anderes Basalinsulin wechseln müssen, hatte Lars Rebien Sørensen nur einen kleinen Hoffnungsschimmer: „Wir bleiben im Dialog mit den deutschen Behörden und haben auch den Eindruck, dass dort langsam ein gewisses Umdenken einsetzt.“

Changing Diabetes: Weniger Vorurteile, mehr Teilhabe, mehr Motivation

Auch abseits von gesundheitspolitischen Machtkämpfen sind „Umdenken“ und „Wandel“ Worte, die bei Novo Nordisk gern verwendet werden. Etwa, wenn es um die von Novo initiierte Kampagne „Cities changing diabetes“ geht. Weil die Zahl der Diabetesneuerkrankungen in Großstädten deutlich stärker steigt als in ländlichen Regionen, fördert man Projekte, die Menschen in Großstädten zu einem gesünderen Lebensstil verhelfen und sie so vor der Diagnose Diabetes bewahren. Für diejenigen, deren Erkrankung sich nicht mehr abwenden lässt, engagiert sich Novo Nordisk mit seiner Kampagne „Changing Diabetes“ unter anderem dafür, Vorurteile abzubauen und Diabetiker zu motivieren, sich durch ihre Erkrankung nicht unnötig einschränken zu lassen. Dieser Kerngedanke steckt auch hinter dem „Team Novo Nordisk“, einem Team hochmotivierter Radprofis mit Typ-1-Diabetes, das von Novo Nordisk gesponsert wird.

©BrakeThrough Media
©BrakeThrough Media

Während unseres Besuchs war via Skype der Belgier Thomas Raeymaekers zugeschaltet, der über seine Karriere als Radprofi im Team Novo Nordisk berichtete. Er war 17 Jahre alt und auf dem besten Wege zum erfolgreichen Radprofi, als ihm die Diagnose Typ-1-Diabetes einen Dämpfer verpasste. Sein Arzt riet ihm, seinen Traum von der Profikarriere zu begraben. Doch er wurde auf das Team Novo Nordisk aufmerksam und schloss sich den Radprofis an. Als mit Morbus Crohn 2015 allerdings eine weitere Autoimmunerkrankung hinzukam, musste Thomas seine aktive Karriere dann doch an den Nagel hängen. Heute trainiert er das Juniorteam des Team Novo Nordisk. Gemeinsam mit dem Initiator des Teams, Vize-CEO Jakob Riis, hat Thomas ein großes Ziel vor Augen: „Wir hoffen, 2021 zum hundertsten Geburtstag von Insulin mit einem Team Novo Nordisk bei der Tour de France anzutreten.“ Ich gehöre zwar nicht zu den Leuten, die im Juli permanent vor dem Fernseher hocken, um die Tour de France zu verfolgen. Doch wenn der Plan dieses Profiteams aufgeht, dann werde ich in 5 Jahren wohl eine Ausnahme machen.

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