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Diabetes-Technologie hat das Leben vieler sehr positiv verändert. Wichtig ist es aber zu wissen, dass sie ausfallen kann … und dann ruhig zu bleiben.
Autorin Lena Schuster ist Psychologin. Seit 2014 hat sie Typ-1-Diabetes. Ihr Bruder hat seit der Kindheit ebenfalls Typ-1-Diabetes, deshalb ist ihr auch der Einfluss der Stoffwechselerkrankung auf die Familie gut bekannt. Im Diabetes-Journal bringt sie ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke in der Kurzgeschichtenreihe „Der kleine Melli und ich“ ein. Kontakt über nuber@kirchheim-verlag.de |
Diabetes-Technologie hat das Leben vieler sehr positiv verändert. Wichtig ist es aber zu wissen, dass sie ausfallen kann … und dann ruhig zu bleiben. Ich blicke aus dem Fenster und schaue auf eine dicke weiße Wolkendecke. Plötzlich erstreckt sich der Teide in meinem Blickfeld. Das ist der Vulkan, für den die Insel Teneriffa so bekannt ist.
So drehe ich mich zu Melli und sage: „Sieh mal, hier kannst du einen Vulkan von oben betrachten!“ Schon vor dem Flug war Melli ganz aufgeregt, da es sein erstes Mal ist. Beim Anblick des Vulkans ist er direkt fasziniert und strahlt mich an!
Autorin Lena Schuster: „Für mich ist der Diabetes vergleichbar mit dem kleinen Melli, den man oft zu gerne ignorieren möchte, doch das geht leider nicht. Denn ignoriert man den Diabetes, ist er wie ein schreiendes Kind, das einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Kümmert man sich jedoch um den Diabetes, so macht einen das stark – und man erkennt, dass man bereit ist, auch andere Probleme des Lebens zu bewältigen.“
Kurze Zeit später sind wir auch schon gelandet, treten hinaus aus der Flughafenhalle und blicken in die strahlende Sonne. Nach dem Stress der letzten Wochen haben wir uns die Auszeit echt verdient. Unser Vermieter hat den Mietvertrag nicht verlängert, und so mussten wir uns kurzfristig nach einer neuen Wohnung umschauen. Zum Glück ist aber alles gut verlaufen.
„Nina, der Mann da drüben hält ein Schild mit unseren Namen in der Hand.“ Ich war so versunken in meinen Gedanken, dass ich vergessen hätte, dass wir abgeholt werden. „Fast hätte ich nicht mehr daran gedacht. Das Hotel hat uns einen Fahrer geschickt.“ Da lacht Melli und bemerkt: „Ich fühle mich wie ein berühmter Promi.“ Ich lächle ihn an und freue mich, dass er so entspannt und gelassen ist. Bei meinem ersten Flug hatte ich vor lauter Aufregung keinen Ton herausgebracht.
Im Hotel angekommen beschließen wir, direkt an den Strand zu gehen. Ich will schon losstürmen, da zieht Melli mich am Ärmel. „Nina, du solltest noch Tape auf deinen Sensor kleben. Nicht, dass er bei dem Salzwasser direkt abgeht.“ Wo Melli recht hat, da hat er recht.
Erst seit ein paar Wochen trage ich einen Sensor am Arm, der regelmäßig meinen Gewebezucker misst. Das ist so eine großartige Erfindung, ich könnte schon gar nicht mehr ohne den Sensor! Gerade im Urlaub ist es eine riesige Erleichterung. Auf Ausflügen musste ich früher immer eine Toilette zum Händewaschen aufsuchen, bevor ich meinen Blutzucker messen konnte. Das brauche ich mittlerweile nicht mehr!
Sicherheitshalber klebe ich ein Stück Tape über den Sensor. Noch etwas Sonnencreme einziehen lassen – und schon stürmen Melli und ich regelrecht ins Wasser. Es ist klares, kristallblaues Wasser, nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt. Und eine Traumkulisse erstreckt sich vor uns! Im Wasser zu planschen mit Blick auf die Berge, wo findet man denn so was? Das ist echt Urlaub …
Doch der schönste Moment kann in wenigen Sekunden vorbei sein. Melli sieht mich erschrocken an und stammelt: „Dein Sensor …“ Ich reagiere sofort. Was ist mit meinem Sensor? Panisch schaue ich zu meinem Arm und entdecke den Sensor, der nur noch halb auf der Haut klebt. Das verstehe ich nicht. Ich hatte doch extra das Tape daraufgeklebt! Wie konnte das denn jetzt in der kurzen Zeit passieren?
Nervös versuche ich, den Sensor wieder zu befestigen, doch es will mir nicht gelingen. „Vielleicht misst er wenigstens noch?“, versuche ich mich zu beruhigen. Melli wirkt skeptisch. Im Inneren weiß ich, dass Melli recht hat, doch ich will es nicht wahrhaben. So hetze ich aus dem Wasser auf direktem Weg zu unseren Handtüchern. Ich ziehe mein Messgerät aus der Tasche und schalte es an. Auf dem Display erscheint direkt „kein Sensor in Benutzung“. Das gibt es doch nicht! Der erste Tag im Urlaub und dann direkt so ein Desaster!
Es gibt mittlerweile eine Bandbreite an Techniken, die uns das Leben mit Diabetes erleichtern. Auch die Möglichkeit, durch einen Sensor die Gewebezuckerwerte zu überwachen, schätzt Nina sehr. Jedoch besteht die Gefahr, dass man sich zu sehr an die Technik gewöhnt, sodass es ein Schock ist, sobald diese mal versagt. So dreht Nina durch, als sie bemerkt, dass der Sensor nicht mehr funktioniert.
Wir sollten nie vergessen, dass die Technik uns zwar hilft, wir jedoch nicht blind auf sie vertrauen dürfen. Schließlich ist die wichtigste Technik unser Körpergefühl, das wir tagtäglich trainieren und auf das wir bauen können.
Es gibt mittlerweile eine Bandbreite an Techniken, die uns das Leben mit Diabetes erleichtern. Auch die Möglichkeit, durch einen Sensor die Gewebezuckerwerte zu überwachen, schätzt Nina sehr. Jedoch besteht die Gefahr, dass man sich zu sehr an die Technik gewöhnt, sodass es ein Schock ist, sobald diese mal versagt.
So dreht Nina durch, als sie bemerkt, dass der Sensor nicht mehr funktioniert. Wir sollten nie vergessen, dass die Technik uns zwar hilft, wir jedoch nicht blind auf sie vertrauen dürfen. Schließlich ist die wichtigste Technik unser Körpergefühl, das wir tagtäglich trainieren und auf das wir bauen können.
von Lena Schuster
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (8) Seite 46-47
5 Minuten
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