- Leben mit Diabetes
Diabetes „Typ F“: kein Firlefanz
2 Minuten
Früher ein allenfalls belächeltes Randthema, heute ein thematisches Schwergewicht: Angehörige und Freunde von Menschen mit Diabetes rücken immer mehr in den Fokus der Diabetologie, sodass es sogar eine eigene Kategorie für sie gibt: den Typ-F-Diabetes. Wieso dies richtig und wichtig ist, erläutert Günter Nuber in der Blickwinkel-Kolumne.
Es war nach einem Kongress des Weltdiabetesverbandes IDF (International Diabetes Federation), ich meine im Jahr 2000 (in Mexiko): Damals lauschte ich einer Runde Diabetes-Experten, die, vom Kongress heimgekehrt, sich darüber amüsierten, dass international nun neben dem Typ-1- und Typ-2-Diabetes ein neuer Typus diskutiert wird: jener, der der Rolle von Lebenspartnern und Familienangehörigen gerecht werden soll. Heute sagen wir „Typ-F-Diabetes“ dazu: das „F“ stellvertretend für Familie, Freunde, eben Angehörige. Ganz unmedizinisch – aber sozialpsychologisch offensichtlich international ein Thema. Schon damals.
Thematisches Schwergewicht in den sozialen Netzwerken
Was die zentrale Rolle sowie Diabetes-Betroffenheit der Eltern von Kindern mit Diabetes angeht, auch deren Diabetes-Involvement: Darüber gab es nie Diskussion. Klarer Fall von Typ-F-Diabetes. Seit zwei, drei Jahren nun rücken mehr und mehr jene „Typ-Fler“ ins Themenfeld der sozialen Netzwerke, die als Partner mit Typ-1-Diabetikern zusammenleben. Ist ja nachvollziehbar:
Im Internet tauscht man sich aus (bzw. gründet Gruppen) über wirklich alle Teilaspekte des Lebens, über den Gemütszustand einer Eintagsfliege mit Nahtoderfahrung (Fliegenklatsche!). Das Zusammenleben mit einem Menschen, dessen Alltag (und damit der eigene) zusätzlich geprägt ist vom Hantieren mit Insulin, Insulinpumpe, Sensoren in allen Lebenslagen, ist hingegen ein thematisches Schwergewicht. Für viele.
Vollbesetzter Typ-F-Diabetes-Workshop beim #Diabetesbarcamp
Auf dem Live-Forum #Diabetesbarcamp in Frankfurt im September gab es einen vollbesetzten Workshop dazu: Pärchen diskutierten, die 7 Jahre miteinander lebten – oder 7 Monate. Bei den einen war der Diabetes schon da, als man zusammenfand, bei den anderen kam er erst dazu („Wir schaffen das, meine Kleine“). Die eine geht offensiv damit um, das andere Paar benötigt 7 Jahre, um „die Diabetes-Last mit dem anderen zu teilen“. Niemand solle zusehen, „wie ich in die Küche krieche und mich am Kühlschrank hochhangele …“.
Ein anderer muss in der Hypoglykämie in der Küche zusammenbrechen, sich die Schulter brechen, bis er Frau und Sohn einbezieht in seinen Diabetes. Einig war man sich weitgehend über „den schmalen Grat zwischen zu viel und zu wenig Anteilnahme“ – und so erfinden, vereinbaren und benutzen manche Pärchen Codewörter, die dem Hypoglykämie-gefährdeten Partner ultimativ die drohende Unterzuckerung ankündigen. Trefferquote 100 Prozent, wie man hört.
Andere wie Bloggerin Ramona erkennen im „Typ F“ derzeit einen Hype, ein aufgebauschtes Thema; den Diabetes könne man selbst nicht recht verstehen – wie dann der Partner? Und etwas Frust schwingt auch mit: „Der Typ-Fler ist trotzdem, was er ist: gesund.“
Neuerdings gibt es sogar ein Schulungsprogramm für Angehörige
Seit kurzem gibt es jedenfalls ein eigenes Schulungsprogramm, das Angehörige von Menschen mit Diabetes in den Mittelpunkt stellt. Es heißt „DiaLife – zusammen leben mit Diabetes“. Entwickelt wurde es vom Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und Kooperationspartnern. Mit Modulen zur Insulintherapie, zu Strategien der Kommunikation, zu Notfallsituationen sowie tatsächlich zu „Leben mit Diabetes nachempfinden“. Das Bundesministerium für Gesundheit hat dieses Programm gefördert. Tolle Sache!
Als Schlusswort der Frankfurter Runde sagte Moderatorin und Diabetikerin Nadja in die Runde: „Ich finde es toll, dass Ihr für uns da seid und den Weg mit uns geht.“ Dem ist aus meinem Blickwinkel nichts hinzuzufügen.
von Günter Nuber
Chefredaktion Diabetes-journal,
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (10) Seite 29
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig