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Ob Sauna oder Dampfbad – beides kann herrlich entspannend sein. Außerdem härtet das Saunieren ab, ist gut für die Haut – und hat wohl schon der finnischen Lauf-Legende Paavo Nurmi zum Olympiasieg verholfen. Was bei Diabetes zu beachten ist, lesen Sie hier.
Die Sauna ist mehr als nur ein “Schwitzkasten”: Zwar können Sie durch Saunagänge nicht abnehmen und die Sauna ist auch kein Jungbrunnen, aber: Richtig angewendet, härtet Saunieren ab gegen Infektionen, verschönert die Haut (nicht nur für Frauen interessant!), verbessert die Kondition. Und das Wesentliche ist: Sie steigert das allgemeine Körper- und Lebensgefühl.
Die klassische, finnische Sauna hat ihren Durchbruch dem finnischen Wunderläufer Paavo Nurmi und seinem Landsmann Ville Ritola zu verdanken: Bei den Spielen der VIII. Olympiade 1924 in Paris gewannen die beiden an einem Tag und innerhalb von nur zwei Stunden bei glühender Hitze zwei Gold- bzw. Silbermedaillen – im 5 000-Meter-Lauf, im 10.000-Meter-Lauf und im Geländelauf.
Nur ein Viertel der Läufer ereichte das Ziel! Die Fachwelt fragte sich, was denn nun die Finnen so viel härter mache als die anderen Sportler. Dabei stieß man auf das “finnische Schwitzbad”, die Sauna.
Die klassische Sauna ist im Prinzip ein “trockenes Heißluftbad”, wobei durch in unterschiedlichen Höhen angeordnete Bänke im Saunaraum verschiedene Temperaturzonen zwischen 70 und 95 °C geschaffen werden. Die Lufttemperatur liegt am Boden bei etwa 40 °C, an der Decke dagegen zwischen 95 und 105 °C.
In der Sauna herrscht zwischen oben und unten ein Temperaturunterschied von nahezu 60 °C! Die relative Luftfeuchtigkeit liegt in der Regel zwischen 20 und maximal 60 Prozent.
Der Aufguss, bei dem mit Wasser verdünnte Öle auf die Saunasteine gegossen werden, dient der kurzfristigen Luftbefeuchtung, wodurch das Schwitzen zusätzlich gefördert wird. Saunieren sollte man möglichst regelmäßig (ein- bis zweimal pro Woche) und dafür jeweils mindestens zwei bis drei Stunden Zeit einplanen – nur so kann man nachhaltig entspannen und Stress vermeiden.
Das moderne Dampfbad ist dem russischen sehr ähnlich, es wird ebenfalls auf etwa 40 bis 45 °C aufgeheizt. Die Luftfeuchtigkeit liegt im Dampfbad gegenüber der finnischen Sauna aber bei 100 Prozent – die geringe Temperatur erscheint dem Saunierenden aber fast genauso hoch wie in der Saunakabine.
Dies liegt daran, dass durch die hohe Luftfeuchtigkeit auf der Haut keine Verdunstungskälte entstehen kann – so kommt es auch nicht zum Wärmeausgleich.
Die menschliche Wärmeregulation funktioniert automatisch und zwar so, dass die Körperkerntemperatur stets konstant bei 37 °C gehalten wird. Höhere Temperaturen beeinflussen je nach Ausprägung bestimmte Stoffwechselvorgänge negativ – so können Eiweiße Schaden nehmen (Fieber!). Sinkt dagegen die Umgebungstemperatur, erzeugt unser Körper selbst Wärme, z. B. durch Muskelzittern. Durch Kleidung wird ein unnötiger Wärmeverlust vermieden.
Während des Saunabadens steigt zunächst einmal die Hauttemperatur von etwa 32 auf nahezu 42 °C, wodurch es zu einem Temperaturfluss von außen nach innen kommt – die Körperkerntemperatur steigt um etwa 1 bis 2 °C, ähnlich wie beim Fieber. Die Haut selbst speichert normalerweise nur etwa 250 bis 500 ml Blut in den Blutgefäßen. Beim Saunabaden kann diese Menge auf das Zehnfache gesteigert werden, die Haut rötet sich.
Beim Schwitzen sorgt die Verdunstungskälte für die notwendige Abkühlung. Pro Minute werden etwa 20 bis 30 g Schweiß von etwa zwei Millionen Schweißdrüsen abgesondert. Die kurzfristige Erhöhung der Körpertemperatur (Hyperthermie) beschleunigt darüber hinaus verschiedene Stoffwechselvorgänge in den Zellen unseres Körpers.
Ein Saunagang sollte im Schnitt nur 10 bis 15 Minuten dauern, um die Körperkerntemperatur nur kurzfristig um 1 bis 2 °C aufzuheizen. Daher die Empfehlung: Saunieren Sie lieber kurz und heiß als lang und lau!
Nach dem Saunagang ist durch die große Hitze die Muskulatur sehr entspannt – langsames, behutsames Umhergehen ist deshalb sinnvoll. Zum klassischen Saunieren gehört nicht nur das Schwitzen, sondern auch der Wechsel von kalten auf warme Reize – deshalb folgt auf das Schwitzen auch sinnvollerweise eine vernünftige Abkühlung.
Dazu eignen sich besonders kalte Güsse aus einem Wasserschlauch, beginnend an den Armen und Beinen, hin zum Körperstamm. Ein anschließender kurzer Spaziergang im Freien dient der Befeuchtung der Atemwege.
In der Sauna wird bei richtiger Durchführung auch die Herzfrequenz um etwa 50 Prozent erhöht – gleichzeitig wird auch die Durchblutung der Gefäße um das Doppelte bis Vierfache gesteigert! Trotz der erhöhten Herzfrequenz und der größeren geförderten Blutmenge bleibt der Blutdruck in der Regel normal oder sinkt sogar.
Menschen mit einem chronischen Krampfaderleiden können grundsätzlich ebenfalls in die Sauna gehen. Dabei sollten die Beine jedoch unbedingt hochgelagert und anschließend konsequent durch kalte Güsse abgekühlt werden.
Diabetiker, die Insulin spritzen, sollten unbedingt vor dem Saunagang ihren Blutzucker messen. Aufgrund der besseren Durchblutung kann das eventuell unmittelbar vor dem Saunagang gespritzte Insulin schneller wirken – die Unterzuckerungsgefahr steigt! Andererseits kann der “Stress” der Sauna auch den Blutzucker erhöhen!
Es ist daher ratsam, zuvor – manchmal auch zwischen den Gängen – und danach zu testen. Wegen der besonderen zusätzlichen Gefahr einer Hypoglykämie sollte Alkohol unbedingt gemieden werden! Und: Zwei bis drei Saunagänge sind gerade am Anfang ausreichend.
Diabetiker mit Nervenschäden an den Füßen sollten besonders darauf achten, nicht in Kontakt zu kommen mit heißen Gegenständen (z. B. Saunaofen und heiße Saunasteine) – unbemerkte Verbrennungen könnten die Folge sein. Tragen Sie deshalb unbedingt Badeschuhe, auch wegen einer möglichen Fußpilzinfektion. Gehen Sie außerdem möglichst immer zu zweit in die Sauna!
Auf den “heroischen” Sprung in ein oft eiskaltes Wasserbecken sollten insbesondere Diabetiker mit Bluthochdruck verzichten – extreme Blutdruckanstiege (manchmal über 250 mmHg) können Netzhautblutungen, eine Hirnblutung oder auch eine Durchblutungsstörung der Herzkranzarterien (Angina pectoris) verursachen!
Nächste Seite: Tipps für Diabetiker auf einen Blick und wann man nicht in die Sauna gehen sollte.
Bei akut fieberhaften Erkrankungen (z. B. grippaler Infekt) sollte man nicht in die Sauna gehen – ebenso nicht z. B. nach einem kürzlich erlittenen akuten Herzinfarkt. Ist der Kreislauf wieder stabil, muss man auf die Sauna nicht verzichten. Ein leichter Husten ist aber kein Grund, nicht in die Sauna zu gehen!
Diabetiker sollten die richtige Hautpflege nach der Sauna nicht vergessen. Gerade nach dem Saunieren können Hornhautplatten (Hyperkeratosen) der Haut besonders leicht und schonend z. B. mit einem Bimsstein entfernt werden.
Insbesondere übergewichtige Diabetiker sollten den Saunagang nicht zum Abnehmen “missbrauchen” – es funktioniert auch nicht. Aber um die Lebensqualität zu steigern, ein paar Stunden zu entspannen und abzuschalten, ist Saunieren sinnvoll. Saunagänge haben zudem viele weitere positive Aspekte, die auch Diabetiker nutzen sollten, wenn sie dabei einige Vorsichtsmaßnahmen, wie beschrieben, beachten.
Kontakt:
Internist/Angiologe/Diabetologe, Chefarzt Deegenbergklinik, Burgstraße 21, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71 / 8 21-0
sowie Chefarzt Diabetologie Klinik Saale (DRV-Bund), Pfaffstraße 10, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71 /8 5-01
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2012; 61 (11) Seite 48-51
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