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Sonia Sotomayor hat als Juristin eine beeindruckende Karriere gemacht und ist seit 2009 Richterin am Obersten Gerichtshof der USA. Und: Sie hat Typ-1-Diabetes. Nun hat sie ihre Autobiographie vorgelegt, auch ihr Diabetes spielt in ihren Schilderungen immer wieder eine Rolle.
Es ist ein langer Weg von einem Sozialbau in der Bronx in New York bis zum Supreme Court, dem Obersten Gerichtshof der USA. Sonia Sotomayor ist diesen Weg gegangen, diszipliniert und entschlossen, bereit, immer weiter zu lernen und einen Schritt nach dem anderen zu gehen.
Sie ist ein Mädchen von acht Jahren, als sie Typ-1-Diabetes bekommt. Ihre Mutter ist Krankenschwester, doch kaum imstande, ihrem Kind eine Insulinspritze zu setzen, ebenso wenig ihr alkoholsüchtiger Vater. Sonia Sotomayor beschließt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, um zu überleben, und setzt sich von da an die Spritzen selbst. Das war Anfang der 60er Jahre. Über ihren Diabetes sagt sie: „ Das Leben mit Diabetes hat mich wahrscheinlich mehr Disziplin gelehrt als meine ganze Schulzeit bei den Barmherzigen Schwestern.“
Der Diabetes spielt in der Autobiographie auf den ersten Blick keine bestimmende Rolle – wichtiger ist es Sonia Sotomayor, zu schildern, wie es ihr als Kind puertoricanischer Eltern gelang, allen Widerständen zum Trotz zur Richterin und schließlich sogar zur Richterin am Obersten Gerichtshof aufzusteigen. So will sie ihren Lesern Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Dennoch: Der Diabetes ist immer da, taucht immer einmal wieder in ganz anderen Zusammenhängen in ihren Gedanken auf. Und er beeinflusst ihr Leben stark, auch wenn sie seiner Behandlung nicht viele Aufmerksamkeit widmet. So ist sie sich sicher, aufgrund der Krankheit nicht älter als 30 Jahre alt zu werden und versucht deshalb, aus ihrer vermeintlich begrenzten Zeit das Beste herauszuholen.
Und: Der Diabetes ist einer der Gründe, warum sie keine Kinder bekommen hat. Sie registriert auch genau, wie ihre Umwelt auf ihre Krankheit reagiert. So ist innerhalb ihrer Familie ein Cousin der einzige, der den Diabetes nicht als Behinderung ansieht.
Im Mittelteil des Buches spielt der Diabetes kaum eine Rolle – Sonia Sotomayor erzählt hier von ihrem Aufstieg und lässt den Leser ihre Begeisterung für den Beruf spüren. Man lernt viel über das amerikanische Rechtssystem und das Verfahren, nach dem in den USA Richterstellen besetzt werden. Erst gegen Ende erzählt sie noch einmal ausführlich von ihrem Diabetes, auch von einigen sehr kritischen Situationen, die sie durch Unterzuckerungen erlebt hat.
Ihr Leben lang hat sie die Krankheit vor ihren Freunden verborgen – auch, weil sie nicht bemitleidet werden wollte. Sie wollte selbständig und unabhängig durchs Leben gehen, wollte ohne fremde Hilfe auskommen. Doch im mittleren Alter, beschloss sie, offener mit ihrer Krankheit umzugehen. Ein Grund dafür ist, dass sie Kindern mit Diabetes zeigen will, wie weit man es mit dieser Krankheit bringen kann.
Aber es gibt auch einen persönlichen Grund: Sie stellte fest, wie viel Nähe es schafft, wenn man seine Verletzlichkeit eingesteht: „Freunde wollen helfen, und man muss lernen, ihre Hilfe anzunehmen, so wie man auch lernen muss, dass es besser ist, auf eine Geschenk mit einem ‘Danke’ zu reagieren statt mit einem ‘Das wäre doch nicht nötig gewesen.’“
Sonia Sotomayor nimmt den Leser mit ihrer Autobiographie mit auf eine spannende Reise durch ihr Leben. Sie führt uns in das arme New Yorker Viertel Bronx, mit in ihre puertoricanische Familie, in das amerikanische Rechtswesen und mit in ihr Inneres, das von großem Ehrgeiz, aber auch großem Engagement für andere bestimmt wird. Der Diabetes spielt in ihrem Leben vielleicht eine größere Rolle, als ihr selbst lange bewusst ist.
Die Lektüre ist spannend und lohnend – natürlich nicht nur für Menschen mit Diabetes. Sonia Sotomayor schreibt mit viel Herz, ehrlich und selbstbewusst und gibt dem, der dafür empfänglich ist, viele Hinweise für ein erfolgreiches Leben trotz vieler Hindernisse.
Hier finden Sie noch mehr Informationen über das Buch: www.chbeck.de, und auf Amazon finden sich einige Leserkritiken.
von Nicole Finkenauer-Ganz
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