#7: Warum sollte ich mich für meinen Diabetes schämen? (2)

Eine chronische Erkrankung ist eine sehr persönliche Angelegenheit und vielen fällt ein offener Umgang damit schwer. Auch ich habe anfangs sehr damit gehadert, ob ich meinen Diabetes „an die große Glocke“ hängen und jemandem davon erzählen sollte. Bis heute gibt es tatsächlich noch einige wenige Menschen in meinem Umfeld, die nicht von meiner Diabetes-Erkrankung wissen.

Als ich im September 2020 mit nur 27 Jahren „frisch“ mit Typ-2-Diabetes diagnostiziert wurde, empfand ich so viel Scham, dass ich am liebsten niemandem jemals von erzählt hätte. Doch natürlich wusste ich insgeheim, dass das kein Dauerzustand war und ich mich früher oder später meinen engsten Liebsten anvertrauen würde. Und so kam es dann auch!

Foto: privat

Mein Partner war natürlich die erste Person, der ich noch am selben Tag meiner Diagnose davon erzählte. Meinen Diabetes innerhalb der Beziehung zu „verschweigen“ war nie eine Option, denn schließlich waren wir zu dem Zeitpunkt schon 5 Jahre zusammen, wovon wir bereits 1 Jahr zusammenlebten. Es zu verheimlichen, wäre irgendwo auch unmöglich gewesen. Allein das Blutzucker-Messgerät, die Tabletten, Arztbesuche, usw.! … Mein Partner ist für mich die wichtigste Bezugsperson und eine offene Kommunikation das Fundament unserer Beziehung. Natürlich war er anfangs sehr geschockt und hat auf seine Art und Weise die Nachricht verarbeitet. Doch seit jeher unterstützt er mich auf meinem „neuen“ Weg und bietet mir emotionalen Support, wann immer ich ihn brauche. Zu Problemen hat mein Diabetes bislang innerhalb unserer Beziehung noch nicht geführt. Aber natürlich war vieles am Anfang auch für uns eine Umstellung…

Foto: privat

Meinen zwei engsten Freundinnen erzählte ich es zeitnah nach der Diagnose. Mal davon abgesehen, dass ich beiden blindlings vertraue, verbringe ich tatsächlich mit ihnen auch die meiste Zeit. Und das früher nicht selten auch bei Restaurant- oder Café-Besuchen, was sich seit der Diagnose schwieriger gestaltete. Als ich ihnen beiden unabhängig von einander von meiner Diabetes-Erkrankung erzählte, konnte ich ebenfalls feststellen, wie geschockt sie darüber waren. Und sie hatten viele Fragen. Fragen, die auch ich nach meiner Diagnose hatte und auf die ich – zumindest zu dem Zeitpunkt – langsam auch Antworten fand.

Auch wenn meine Erkrankung kein großes Thema innerhalb unserer Freundschaft ist bzw. das Thema unsere Freundschaft nicht dominiert, so weiß ich, dass ich immer ihren Support und ein offenes Ohr haben werde. Zwar muss ich gestehen, dass nach 2 Jahren mit Diabetes manche Fragen oftmals immer noch stigmatisierend sind, doch sehe ich es als meine Aufgabe, die Unwissenheit mit Fakten zu besiegen und sie eines besseren zu belehren. Mit nachhaltigem Erfolg!

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Mitleid oder eine „Extra-Wurst“ aufgrund meines Diabetes, wollte ich weder von meinem Partner noch von meinen Freundinnen. Doch es sind die kleinen Dinge im Leben, bei denen ich einfach spüre, wie dankbar ich für ihre Sensibilität und Unterstützung bin. Seien es nur simple Fragen wie „Wie war eigentlich Dein Besuch beim Arzt?“, „Was wollen wir heute Abend essen? Passt das für Dich?“ oder “Wollen wir am Wochenende eine Runde spazieren gehen?“. Diese Fragen erscheinen im ersten Moment für Außenstehende vielleicht banal. Doch für mich sind sie eine unbewusste Unterstützung in meinem Diabetes-Management. Ich bin zwar diejenige, die an Typ-2-Diabetes erkrankt ist, aber ich bin damit nicht alleine. Und genau dieses Gefühl, dass Gefühl von „Du bist nicht alleine, wir unterstützen Dich“, ist wirklich Gold wert! Und der Grund, warum ich jedem Neu-Diagnostizierten empfehlen würde, sich jemandem anzuvertrauen!

Meine Eltern sind beim Thema „Diabetes“ bzw. generell Erkrankungen etwas verhaltener, weshalb sie zwar davon wissen, aber ich bei ihnen nicht auf die Art „Support“ baue, wie ich es bei meinem Partner oder meinen Freundinnen mache. Zuletzt wurde ich gefragt, ob ich mir das anders wünschen würde. Tja, die Frage ist schwer zu beantworten, denn ich kenne es ja nicht anders. Aber sein eigenes Kind zu fragen, wie es mit der Diabetes-Behandlung läuft, würde nicht wehtun, oder?

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In meinem beruflichen Umfeld weiß tatsächlich niemand von meiner Diabetes-Erkrankung. Und dies habe ich auch nicht vor, in unmittelbarer Zukunft zu ändern. Warum? Da ich nicht insulinpflichtig bin, ist für mich ein ganz normaler Arbeitstag möglich. Ich laufe in meinem Bürojob keiner Gefahr, in eine Unterzuckerung zu geraten, bei der ich eventuell auf fremde Hilfe angewiesen sein könnte. Und da ich, wie bereits erwähnt, keine „Extra-Wurst“ haben möchte, sehe ich auch keinen Bedarf, mich mitzuteilen. Generell finde ich „chronische Krankheiten am Arbeitsplatz“ ein schwieriges Thema, wozu es meiner Meinung nach viel zu sagen gibt, aber das ist vielleicht ein Thema für einen anderen Beitrag…

Foto: Priscilla Du Preez – unsplash.com

Ich habe Dir nun einige Eindrücke gegeben, warum und wie ich meinen Umgang mit meiner Diabetes-Erkrankung pflege. Natürlich sind das ausschließlich meine Erfahrungen und Gedanken. So individuell, wie jeder einzelne Diabetes ist, so individuell ist auch die Person, die davon betroffen ist. Solltest Du erst vor Kurzem erfahren haben, dass Du einen Typ-2-Diabetes hast, kann ich Dir nur empfehlen, Dich jemandem anzuvertrauen. Einfach auch, um das Erfahrene verarbeiten zu können. Wenn Du Dich nicht wohl dabei fühlst, es direkt jedem in Deinem Umfeld mitzuteilen, dann ist auch das okay. Mach es nach Bauchgefühl, vielleicht auch abhängig von Personen und vor allem in Deinem eigenen Rhythmus.

Solltest Du insulinpflichtig und der Umgang bzw. die Handhabung vielleicht auch neu für Dich sein, dann empfehle ich Dir dringend, Deine Mitmenschen, mit denen Du viel Zeit im Alltag verbringst, davon in Kenntnis zu setzen. Also auch Bekannte und Kollegen. Denn sollte es wirklich mal zu einem Notfall (Über- oder Unterzuckerung) kommen, dann zählt einfach jede Minute, wo Dir – auf welchem Wege auch immer – direkt geholfen werden kann.

Denk immer dran, auch wenn Du der-/diejenige bist, der eine Diabetes-Erkrankung hat: Du hast es in der Hand, ob Du diese Erkrankung alleine bestreitest oder mit Support aus Deinen eigenen Reihen. Falls Du auch außerhalb Deines Kreises Unterstützung suchst, lade ich Dich ganz herzlich ein, Teil unserer Community auf Instagram zu werden sowie Dich mit mir zu vernetzen!

Bekommst Du Unterstützung innerhalb Deines Diabetes-Managements von Familie oder Freunden?

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Eine Antwort

  1. Sogar meine Mutter wollte mir zu Weihnachten 🎄 eine Freude machen und hat die Plätzchen extra mit der ½ an Zucker gebacken . Was mich sehr freut und auch gewundert hat.

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