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Ich bin Katharina, 28 Jahre alt und habe – bis auf ein paar Auslandsaufenthalte – mein ganzes Leben in München verbracht. Hier habe ich Englisch und Geschichte auf Lehramt studiert und bin danach als Trainee zu einer Versicherung gegangen. Gerade arbeite ich in einem IT-Startup des Konzerns. In meiner Freizeit mache ich viel Musik: Gesang, Klavier und Orgel.
Ich kenne zwei Menschen mit Typ-1-Diabetes: dich und meine Freundin Mia (@busy_bolus_bee). Mia habe ich im Englischstudium kennengelernt, außerdem waren wir beide in der katholischen Hochschulgemeinde aktiv. Von ihrem Diabetes habe ich mitbekommen, weil wir oft zusammen gegessen und viel unternommen haben. Gerade beim Essen merkt man, dass Menschen mit Diabetes sich da einfach viel mehr Gedanken machen müssen, und auch bei Unternehmungen achtet sie viel mehr auf ihren Körper als ich.
Über Mias Instagram-Account bekomme ich auch von den Hürden im Alltag mit, wenn ich gerade nicht selbst mit ihr unterwegs bin. Mia hat zum Beispiel seit einiger Zeit eine Assistenzhündin, die noch in Ausbildung ist. Ich war überrascht, wie schlecht die strukturelle und finanzielle Unterstützung dafür hier in Deutschland ist und wie Mia manchmal mit ihrem Hund diskriminiert wird. Assistenzhunde dürfen im Nahverkehr kostenlos mitgenommen werden, und mehr als einmal hat ein Schaffner Mia nicht geglaubt, dass sie wirklich einen Assistenzhund hat – obwohl sie alle Unterlagen dabeihatte. Das ist das Problem der „unsichtbaren Behinderungen“; Menschen glauben einem nicht, dass man gerade eine Pause oder eine bestimmte Art der Unterstützung braucht, weil es auf den ersten Blick nicht sichtbar ist.
Auf den ersten Blick keine große, aber natürlich ist Diabetes im Hintergrund immer mit dabei. Wenn wir gemeinsam wandern, dann muss Mia sehr darauf achten, wie es ihr körperlich geht, und Pausen machen wir einfach dann, wenn sie sie braucht. Das ist für uns total okay. Klar brauche ich auch mal was zu essen oder zu trinken, aber bei mir ist das nicht so akut, da kann ich mich gut nach ihr richten.
Über Mias Instagram-Account bekomme ich zum Beispiel auch mit, was es mental und emotional mit ihr macht, wenn ihr Zucker zu tief ist – wie belastend es sein kann, wenn man nicht weiß, warum die Werte so niedrig sind, oder wenn sie sich Sorgen macht, wie sie durch die Nacht kommen soll.
Zu Beginn des Ukraine-Krieges hat Mia eine Spendenaktion für Insulin und Hilfsmittel organsiert. Es kam ganz viel zusammen und ich habe dann beim Sortieren und Verpacken mitgeholfen. Da sind mir zwei Dinge plötzlich ganz krass bewusst geworden, die ich zwar theoretisch schon wusste, aber nie so in ihrer Härte gespürt habe. Erstens: Menschen mit Diabetes würden ohne Insulin einfach sterben. Und zweitens: Diabetes ist unglaublich komplex. Ich war ja manchmal schon damit überfordert, die verschiedenen Utensilien richtig zuzuordnen. Jemand, der jeden Tag seinen Diabetes managt, braucht ja schon ein kleines Medizinstudium! Und selbst, wenn man dann tolle Technik hat, die einem viel abnimmt, muss man trotzdem alles noch von Hand können, denn die Technik kann ja auch mal ausfallen. Einmal war ich mit Mia unterwegs und ihre Pumpe hat nicht mehr funktioniert. Zum Glück hatte sie einen Pen dabei und konnte sich so spritzen.
Das will ich gar nicht so auf Diabetes beziehen – ich freue mich nämlich immer, wenn ich Mia sehe und Zeit mit ihr verbringen kann. Völlig unabhängig vom Diabetes bin ich für diese Freundschaft total dankbar. Kürzlich haben wir zum Beispiel gemeinsam getrennt Corona durchgestanden und uns digital Gesellschaft geleistet, indem wir uns jeden Tag Updates geschickt oder gemeinsam zeitgleich Serien geschaut haben. Außerdem hat mich Mia zum Wordle-Fan gemacht.
Im Hinblick auf ihr Diabetes-Engagement freue ich mich für sie, wenn sie ihr Netzwerk ausbauen kann oder zum Beispiel auf Konferenzen eingeladen wird.
Ganz viel Empathie von ihren Mitmenschen, Akzeptanz, wenn sich Pläne mal verändern, und, dass die Menschen in ihrem Umfeld sich selbstständig zum Thema Diabetes informieren und nicht der Mensch mit Diabetes ständig auch noch die ganze Aufklärungsarbeit leisten muss. Außerdem fände ich es wichtig, strukturelle Benachteiligungen zu verringern – also einen besseren Zugang zu guten Gesundheitsangeboten und gesamtgesellschaftlich mehr Verständnis dafür, dass einfach alle Menschen unterschiedlich sind und ganz viele Wege zum Ziel führen können.
Ich bin Historikerin und mein Lieblingspodcast ist gerade „Geschichten aus der Geschichte“ – der ist toll, weil die Themen vielleicht erstmal ein bisschen verrückt und überraschend klingen, selbst wenn man Geschichte studiert hat. Aber diese Geschichten werden dann in ihren großen historischen Kontext eingebettet und man erfährt wahnsinnig viel. Außerdem finde ich die Moderatoren sehr sympathisch, es sind zwei Männer, die aber immer gendern. Dafür gibt’s nochmal einen Extra-Punkt.
Das Interview mit Lara könnt ihr euch in diesem Beitrag von Mirjam ansehen!
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