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Manchmal vergesse ich im Alltag für einen ganz schnellen Moment, dass ich Diabetes habe. Dann läuft einfach alles für einige Zeit mehr oder weniger automatisch und das ist auch vollkommen okay so. Es fühlt sich dann an wie ein kurzes Schulterzucken: ganz beiläufig, nicht weiter wichtig, kaum sichtbar, aber halt da.
So funktioniert es leider nicht immer. Diese Autopilot-Momente sind begrenzt, denn ich muss im Alltag mit Diabetes eigentlich immer damit arbeiten. Viele von euch werden mir da zustimmen können: Der Diabetes schläft nie.
Seit 2013 besteht permanent meine Beziehung zum und mit dem Diabetes: Sie hat sich aber über die letzten Jahre verändert und wird sich in Zukunft noch verändern. Klar, mit meinen sechs Jahren Diabetes bin ich in der Community beinahe immer noch ein Küken. Dennoch hat sich allein in diesen Jahren schon einiges bei mir getan, so dass ich wirklich gespannt in die Zukunft blicke. Vielleicht ist das Schreiben darüber auch mit Schuld daran, weil es mir so möglich war, das Leben mit Diabetes von Anfang an anders zu betrachten und viel zu reflektieren.
Diabetes ist ein fester Teil meines Lebens, meines Alltages. Die meiste Zeit, die für den Diabetes draufgeht, denke ich sehr bewusst darüber nach und handle auch bewusst. Ich frage mich trotzdem oder genau deswegen oft: Wird Diabetes einem irgendwann ein bisschen egaler? Ich brauche meinen Headspace wieder! Wie machen das die Leute, die 10, 20, 30 oder 40 Jahre Diabetes an ihrer Seite haben? Wird er irgendwann weniger Raum in meinem Kopf einnehmen, vielleicht ganz in den Hintergrund rücken und sich dann immer nur wie ein kurzes Schulterzucken anfühlen: beiläufig, kaum sichtbar, halt da, aber einfach nicht weiter wichtig?
Wie ihr sicher schon merkt, habe ich sehr viel darüber nachgedacht. Manche von uns wollen vielleicht nichts mehr als „den Mist“ einfach abgeben, nie wieder darüber nachdenken. Andere möchten das wiederum nicht. Ich glaube, dass das wie mit allem eine sehr individuelle Sache ist und dass die Diabetestherapie dafür noch einiges mehr hergeben müsste.
Was bedeutet eigentlich „egaler“? Vielleicht kriegen einige von euch das schneller hin, aber in meinem Fall meine ich damit, dass der Headspace, den der Diabetes bei mir aktuell einnimmt, weniger wird. Dass ich, wie oben beschrieben, weniger bewusst darüber nachdenken muss und die meiste Zeit total automatisiert handeln kann. Möglicherweise würde es sogar bedeuten, dass für mich gehandelt wird, ohne mein Zutun. Dafür müsste es aber erst noch mehr entsprechende Technik geben, die mich unterstützt und mir das Denken hier und da abnehmen kann.
Das ist natürlich eine gute Frage zum Ende: Möchte ich überhaupt das Steuer abgeben, von der Kontrolle ablassen? Kann ich das? Ich glaube, das ist im Bereich des Diabetes extrem schwer zu sagen, denn wenn ich ehrlich bin, möchte ich die Kontrolle eigentlich behalten. Die Zügel sollen sich weiterhin in meinen Händen befinden. Lieber so. Mein Körper, meine Entscheidungen. Aber den Alltag mit Diabetes leichter machen, im Kopf wieder etwas mehr Raum für andere Sachen haben und sich ein bisschen mehr Urlaub vom Diabetes erlauben dürfen, das wäre schon echt toll manchmal. So tun, als wäre der Diabetes mir (fast) egal. Irgendwann vielleicht.
Felicitas gehört zu den Menschen, die schon „ewig“ Typ-1-Diabetes haben. Ist ihr der Diabetes egaler geworden? Ihre Antwort findet ihr im Beitrag „Ehrgeiz contra Gelassenheit“
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