Diabetes managen am Arbeitsplatz

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Diabetes managen am Arbeitsplatz

Der Diabetes lässt sich nicht einfach abstellen und ist somit auch am Arbeitsplatz dabei. Auch dort ist daher natürlich das Diabetes-Management erforderlich – beispielsweise das Messen des Blutzuckers oder das Spritzen von Insulin. In diesem Beitrag geben wir Ihnen einige Tipps, was aus juristischer Sicht dabei zu beachten ist.

Darf ich am Arbeitsplatz den Blutzucker messen oder Insulin spritzen?

In den allermeisten Fällen ist es kein Problem, bei der Arbeit auch seinen Diabetes zu managen. Arbeitgeber dürfen das Messen des Blutzuckers oder das Spritzen von Insulin nicht verbieten, denn diese Maßnahmen sind notwendig und es gibt insoweit auch eine Fürsorgepflicht gegenüber den Arbeitnehmern. Aus diesem Grund müssen sie auch zulassen, dass man bei einer Unterzuckerung etwas essen oder trinken darf, auch wenn im Betrieb ansonsten keine Lebensmittel am Arbeitsplatz erlaubt sind. Allerdings können Arbeitgeber verlangen, dass man seinen Diabetes diskret managt oder dazu einen anderen Raum aufsucht. Dies mag zwar auf den ersten Blick als diskriminierend empfunden werden, hat aber meist einen Grund: Am Arbeitsplatz gilt das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme. Wenn es Kollegen beim Anblick von Blut oder Nadeln schlecht wird oder diese sich dadurch belästigt fühlen, müssen auch deren Interessen sowie die Auswirkungen auf das Betriebsklima berücksichtigt werden.

Auch aus betrieblichen Gründen kann es triftige Gründe geben. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn Kunden sich durch ein offen gezeigtes Diabetes-Management womöglich belästigt fühlen könnten oder dies aus hygienischen Gründen (z. B. beim Umgang mit offenen Lebensmitteln) problematisch wäre, wie es z. B. bei Köchen der Fall ist. Gleiches gilt für einen Kassierer im Supermarkt: Arbeitgeber dürfen verbieten, an der Kasse vor allen Leuten den Blutzucker zu messen oder Insulin zu spritzen. In diesen Fällen muss dann aber natürlich erlaubt sein, den Arbeitsplatz kurz zu verlassen bzw. Arbeitgeber müssen die erforderlichen Pausen erlauben.

Bislang gibt es zu dieser Frage meines Wissens allerdings noch kein Gerichtsurteil, was allerdings auch daran liegen mag, dass dies in der Praxis grundsätzlich wohl gar kein “richtiges” Problem darstellt: Im schlimmsten Fall können hierzu ja auch Rauch- oder Toilettenpausen genutzt werden. Viele solcher Probleme lassen sich auch durch den Einsatz moderner Hilfsmittel – beispielsweise kontinuierliches Glukose-Monitoring (CGM) oder Insulinpumpe – lösen, die ein diskretes Diabetes-Management ermöglichen.

Nicht nur am Arbeitsplatz oft störend: Alarmtöne von Diabetes-Hilfsmitteln

CGM-Systeme oder Insulinpumpen haben den großen Vorteil, dass sie die Patienten in kritischen Situationen warnen bzw. alarmieren. Allerdings sind solche Alarmtöne oft recht eindringlich und kommen manchmal auch recht häufig vor. Am Arbeitsplatz kann dies dann schnell zu einer Störung bzw. Belästigung von Kollegen oder Kunden führen. Vielmals kann bereits ein Umschalten auf Vibrationsalarm helfen, ggf. sogar auch lautlos – allerdings natürlich nur dann, wenn man den Alarm so auch wahrnehmen kann. Ansonsten kann man mit seinem Arzt besprechen, ob die Schwellenwerte für die Alarmierung während der Arbeitszeit vielleicht etwas toleranter eingestellt werden können oder ob es möglicherweise ein anderes System gibt, welches im jeweiligen Fall besser für den Einsatz am Arbeitsplatz geeignet ist.

Nutzung elektronischer Geräte am Arbeitsplatz nicht erlaubt?

Ein häufiges Problem ist ein Handy-Verbot am Arbeitsplatz. Dies betrifft zum einen natürlich alle, die beruflich ein Kraftfahrzeug führen: Bei laufendem Motor dürfen elektronische Geräte nicht bedient werden (§ 23 StVO) – dies gilt nicht nur für Smartphones, sondern auch für Insulinpumpen oder Empfänger von CGM-Werten. Das Gerät darf während der Fahrt nicht in die Hand genommen werden. Es sollte daher am besten mit einer Halterung direkt im Blickfeld fixiert werden. Das Einschalten des Displays per Berührung oder einfachem Tastendruck wäre dann zulässig, sofern dies nicht mit einer Ablenkung verbunden ist.

Daneben gibt es aber auch Arbeitsplätze, an denen das Mitführen elektronischer Geräte generell nicht erlaubt ist, beispielsweise, um Störungen empfindlicher Systeme durch elektromagnetische Strahlung bzw. Funkwellen zu verhindern. Auch an sensiblen bzw. sicherheitskritischen Arbeitsplätzen – beispielsweise in Unternehmen der Rüstungstechnik – dürfen manchmal keine Smartphones mitgeführt werden, um heimliches Fotografieren zu verhindern.

Arbeitgeber müssen dann grundsätzlich auch keine Ausnahme zulassen, selbst wenn das Handy gebraucht wird, um das CGM-System oder die Insulinpumpe mittels einer App zu steuern. In diesem Fall könnte man ggf. auf ein Empfangsgerät ausweichen, mit dem das System anstelle der App bedient werden kann. Falls im Unternehmen Bedenken wegen der Strahlung bestehen, können die Hersteller der CGM-Systeme bzw. der Insulinpumpen möglicherweise entsprechende Datenblätter bzw. Freigaben zur Verfügung stellen, aus denen die Unbedenklichkeit hervorgeht.

Achtung: Bluetooth!

Wer nicht möchte, dass Arbeitgeber oder Kollegen vom Diabetes erfahren, sollte überprüfen, ob eins der Diabetes-Hilfsmittel Bluetooth-fähig bzw. Bluetooth dort aktiviert ist. Denn das Gerät sendet dann eine entsprechende Kennung aus, die im Umkreis bis zu zehn Metern (auch durch Stockwerke hindurch) von Smartphones oder Computern empfangen werden kann. Eine Insulinpumpe oder ein CGM-System sind so schnell erkennbar und lassen sich aufgrund der Kennung oft auch von Laien leicht als Diabetes-Hilfsmittel identifizieren.


Kontakt:
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Oliver Ebert

REK Rechtsanwälte
Nägelestraße 6A
70597 Stuttgart

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (5) Seite 50-51

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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