- Soziales und Recht
Diabetes und Recht: Ist die Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse möglich?
3 Minuten
Mit zunehmendem Alter steigen die Beiträge in der privaten Krankenversicherung (PKV), was insbesondere für Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes zu einer erheblichen finanziellen Belastung führen kann. Monatliche Kosten im vierstelligen Bereich sind keine Seltenheit. Viele Privatversicherte fragen sich: Ist vor diesem Hintergrund ein Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) möglich?
Ein zentrales Problem in der privaten Krankenversicherung sind die Kosten, die vor allem für Menschen mit chronischen Krankheiten bei zunehmendem Alter stark ansteigen. Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind dagegen einkommensabhängig und auf einen Höchstbetrag gedeckelt; es werden dort nur Einkünfte bis maximal 5.175 Euro im Monat bzw. 62.100 Euro im Jahr (bis zur Beitragsbemessungsgrenze, Stand 2024) zur Beitragsberechnung berücksichtigt.
Problematisch kann auch das System der Kostenerstattung werden: Privatpatienten müssen Behandlungskosten zunächst vorstrecken und können diese dann bei der Versicherung zur Erstattung einreichen. Immer wieder kommt es dabei aber zu Unstimmigkeiten und Rechnungen werden nicht akzeptiert oder gekürzt. In solchen Fällen bleibt oft nur der kostspielige und risikobehaftete Weg, die Versicherung zu verklagen. Vor diesem Hintergrund möchten viele ältere Privatversicherte in die GKV wechseln. Dies ist aber grundsätzlich nur bis zum 55. Lebensjahr möglich. Danach gibt es nur wenige Optionen.
Fakten zur Rückkehr in die GKV
- Eine Rückkehr von der PKV in die GKV ist grundsätzlich nur bis zum 55. Lebensjahr möglich.
- Wer noch nicht 55 Jahre ist und wechseln möchte, darf maximal 62 100 Euro im Jahr (Stand 2024) verdienen.
- Wer wechseln möchte und über 55 Jahre ist, muss zusätzliche Bedingungen erfüllen.
Unter 55 Jahre: mehrere Wechsel-Optionen
Eine Möglichkeit besteht darin, in Abstimmung mit dem Arbeitgeber das Einkommen unter die Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) zu drücken. Hierdurch wird man wieder sozialversicherungspflichtig und kann dann wieder zurück in die GKV. Dies lässt sich beispielsweise durch Teilzeit oder eine Gehaltsumwandlung in eine Betriebsrente erreichen. Letzteres bringt sogar einen doppelten Vorteil: Man baut eine zusätzliche Altersvorsorge auf und kann möglicherweise in die GKV wechseln. Beispiel: Herr Meier, 46 Jahre, verdient 74.000 Euro brutto. Er entscheidet sich, 500 Euro monatlich in eine Betriebsrente umzuwandeln, wodurch sein beitragspflichtiges Einkommen auf 68.000 Euro sinkt. Er liegt nun unter der JAEG und ist wieder sozialversicherungspflichtig.
Meist keine angestrebte Option, aber dennoch gut zu wissen: Bei Arbeitslosigkeit und Bezug von Arbeitslosengeld I wird man automatisch wieder zum gesetzlich Krankenversicherten. Beispiel: Frau Müller, 52 Jahre, kündigt ihren Job als Vertriebsleiterin und meldet sich arbeitslos. Sie wird dann automatisch in der GKV versichert.
Eine weitere Möglichkeit besteht für Eltern: Diese können während der Elternzeit temporär in die GKV zurückkehren. Beispiel: Das Ehepaar Schulze erwartet sein erstes Kind. Herr Schulze, 35 Jahre, bisher privatversichert, nutzt die Elternzeit, um in die GKV zu wechseln. Nach der Elternzeit hat er die Option, in der GKV zu bleiben, sofern sein Einkommen die JAEG nicht übersteigt.
Auch der Schwerbehindertenausweis kann den Weg in die gesetzliche Krankenkasse öffnen. Unter bestimmten Voraussetzungen haben schwerbehinderte Menschen ein Recht auf freiwilligen Beitritt zur GKV. Dies gilt allerdings nur bis zu einer von der jeweiligen Krankenkasse festgelegten Altersgrenze, die oft bei 45 Jahren liegt.
Über 55 Jahre: Rückwechsel nur schwer möglich
Der Gesetzgeber will verhindern, dass Menschen nach jahrzehntelanger privater Versicherung erst im Alter in die GKV wechseln, wenn es zu mehr gesundheitlichen Problemen und den damit verbundenen Kosten kommt. Für Menschen ab 55 Jahren ist eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) daher nur noch unter bestimmten Umständen möglich.
Eine der wenigen Optionen ist die Familienversicherung. Voraussetzungen dafür sind, dass der Ehepartner oder eingetragene Lebenspartner in der GKV versichert ist und das Gesamteinkommen des Wechselwilligen die JAEG nicht überschreitet. Um diese Option zu nutzen, müsste die betroffene Person gegebenenfalls ihre Berufstätigkeit aufgeben oder stark reduzieren.
Ein Wechsel ist grundsätzlich auch möglich, wenn man eine neue Beschäftigung aufnimmt, bei der das Einkommen unter der JAEG liegt. Wer älter als 55 Jahre ist, muss hierzu dann aber nachweisen, dass er in den letzten fünf Jahren mindestens einen Tag gesetzlich versichert und in diesem Zeitraum nicht mehr als zweieinhalb Jahre versicherungsfrei, von der Versicherungspflicht befreit oder hauptberuflich selbstständig war.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich für eine Zeit im EU-Ausland niederzulassen und in die dortige gesetzliche Krankenversicherung einzutreten. Bei der Rückkehr nach Deutschland kann dann unter bestimmten Voraussetzungen ein Wechsel in die deutsche GKV erfolgen.
Schließlich ist auch beim Renteneintritt ein Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung der Rentner (KVdR) möglich, wenn in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens mindestens 90 Prozent der Zeit eine Mitgliedschaft in der GKV bestand. Für jedes Kind werden dabei drei Jahre angerechnet.
(Rück-)Wechsel in die GKV: nicht einfach, aber es gibt Möglichkeiten
Der Weg zurück in die GKV ist nicht für jeden offen, aber mit den richtigen Voraussetzungen durchaus machbar. Mit der richtigen Strategie und gründlicher Vorbereitung kann der Wechsel dann möglicherweise doch noch klappen. Doch wie bei allen großen finanziellen Entscheidungen gilt: Man sollte sich im Vorfeld umfassend informieren, alle Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen und ggf. auch professionelle Unterstützung holen.
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2024; 72 (11) Seite 42-43
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Tagen, 22 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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