- Eltern und Kind
Plädoyer für Schulgesundheitsfachkräfte: Selbsthilfe fordert nachhaltige Lösungen statt Träger-Gerangel
3 Minuten
Der Bedarf nach einer Begleitperson für ein kleines Kind mit Diabetes in Kita oder Schule wächst sich für viele Eltern leider oft genug zu einem Albtraum aus. Festangestellte Schulgesundheitsfachkräfte könnten das Gerangel um die Kostenübernahme weitgehend obsolet machen, so die Diabetes-Selbsthilfeverbände in einem gemeinsamen Plädoyer.
Eltern, die für ihr Kind mit Diabetes auf eine Begleitperson in der Kita, der Schule oder auch der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen angewiesen sind, stehen oft vor einer ganzen Reihe von Problemen. Das fängt schon damit an, dass ein Dienstleister vor Ort überhaupt eine geschulte Kraft zur Verfügung stellen können muss. Ist eine solche vorhanden, geht ein teilweise entwürdigendes Gerangel um die Kostenübernahme los.
Denn ob es sich bei der kontinuierlichen Beobachtung des Kindes um eine medizinische oder zumindest teilweise um eine Leistung der Eingliederungshilfe handelt, ist unter den in der Teilhabe-Gesetzgebung definierten „Rehabilitationsträgern“ – in diesem Fall die gesetzlichen Krankenkassen bzw. die Beihilfe und die Sozial-/Jugendämter – hoch umstritten.
Seit der Überführung der speziellen Krankenbeobachtung von der Richtlinie zur Verordnung von häuslicher Krankenpflege (Häusliche Krankenpflege-Richtlinie, HKP-RL) in die Richtlinie zur Verordnung von Außerklinischer Intensivpflege (Außerklinische Intensivpflege-Richtlinie, AKI-RL) pochen die Krankenkassen im Verbund mit dem Medizinischen Dienst (MD) darauf, dass ein Diabetes Typ 1 grundsätzlich nicht die Kriterien zur Genehmigung einer AKI erfülle, während die Kommunen darauf beharren, dass es sich bei der kontinuierlichen Beobachtung eines Diabetes um eine rein medizinische Leistung handle.
Ablehnung statt Teilhabe
So weit, so gut – regelt der Paragraf 19 des neunten Sozialgesetzbuchs doch eindeutig, dass angegangene Rehabilitationsträger auch bei nur teilweiser Zuständigkeit einen Teilhabeplan für den Antragsteller initiieren müssen. Da auch für die Krankenkassen unstrittig ist, dass kleine Kinder, die noch nicht selbstständig ihren Diabetes managen können, einer steten Kontrolle ihrer Glukosewerte bedürfen, müssten sie sich also mindestens darum kümmern, dass der Bedarf nach einer steten Beobachtung von einem anderen Träger übernommen wird. Die bundesdeutsche Realität ist jedoch häufig eine andere: Die Eltern bekommen schroff ablehnende Bescheide, eine Teilhabeplanung findet in der Regel nicht statt.
Viele Eltern müssen erst mühsam vors Sozialgericht ziehen, damit ihr Kind in die Kita oder die Schule gehen kann. Dabei könnte es viel einfacher sein: Gesundheitsfachkräfte, die fest in einer Schule tätig sind, sind bundesweit mehrfach erprobt und bewährt. Die „Schulkrankenschwester“ zeigte sich in allen Auswertungen der Modellversuche als sinnvolle Ergänzung des Schulpersonals.
„Schulkrankenschwester“ hat sich bewährt
Warum sollte also solch eine Fachkraft in Kita und Schule nicht auch ein Auge auf die Glukosewerte von Kindern mit Diabetes haben können? Die punktuelle HKP als eindeutige und unumstrittene medizinische Leistung wäre damit ausreichend und die Krankenkassen und Kommunen würden enorm Kosten sparen, weil die erforderliche kontinuierliche Beobachtung und ggf. nötige Notfall-Intervention sich gleich für mehrere Kinder in einer Person bündeln würden.
Seien wir ehrlich: Am Ende geht es beiden Trägern um die Kosten. Der Streit darum, welcher Art die erbrachte Leistung ist, ist aus unserer Sicht nur vorgeschoben. Schulgesundheitsfachkräfte sind für die Gesellschaft (am Ende sind es Versichertenbeiträge und/oder Steuern, aus denen die Leistung bestritten wird) in jedem Fall die günstigste und für Kinder mit Diabetes auf ihrem Weg zur Selbstständigkeit wohl auch die nachhaltigste Lösung.
Wille und Überzeugung
Aufgrund der Lage in strukturschwachen Regionen ist dies ein Ansatz, der nicht von heute auf morgen flächendeckend umgesetzt werden kann. Auch alte Zöpfe wie das Kooperationsverbot, welches eine direkte finanzielle Beteiligung des Bundes an Bildungseinrichtungen in den Ländern verbietet, sind ein Hindernis – allerdings keins, welches im Rahmen einer Modernisierung des deutschen Föderalismus nicht leicht behoben werden könnte. Hier zählt der politische Wille und, wie sehr Entscheider von der Konzeption überzeugt werden können.
Natürlich gibt es auch viele großartige Lehr- und Erziehungskräfte quer durch die Republik, die gern die Krankenbeobachtung von Kindern mit Diabetes nach Schulung übernehmen. Ist weder dies noch eine Gesundheitsfachkraft gegeben, müsste vorerst eben weiterhin der Anspruch auf spezielle Krankenbeobachtung durchgesetzt werden. Eins steht in jedem Fall fest: So entwürdigend, wie es derzeit für viele Eltern ist, kann es nicht bleiben.
Vertiefende Quellen
- relevante Gesetze (Auswahl): §§ 14, 19 und 20 SGB IX, §§ 117 – 121 SGB IX, §§ 53 – 60 SGB XII, § 37 SGB V, Bundesteilhabegesetz (BTHG)
- relevante Richtlinien: AKI-RL, HKP-RL, Begutachtungsanleitung des Medizinischen Dienstes, § 283 Absatz 2 Satz 1 Nr. 2 SGB V „Außerklinische Intensivpflege nach § 37c SGB V (BGA AKI)“ (in Kraft seit 26.09.2023)
- Studie zu Schulgesundheitsfachkräften: Leroy ZC, Wallin R, Lee S: The Role of School Health Services in Addressing the Needs of Students With Chronic Health Conditions. J Sch Nurs 2017; 33: 64 – 72
gemeinsame Positionen der organisierten Selbsthilfe und Patientenvertretung im Diabetes-Anker

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (5) Seite 58-59
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 15 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Tag, 5 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 9 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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