- Soziales und Recht
Weitere Kosten für Diabetiker wegen Insulin-Analoga?
3 Minuten
Deutscher Diabetiker Bund: Einschränkung hochwertiger medizinischer Versorgung droht durch Festbetrag. Andere Verbände schließen sich Kritik an.
Der hochwertigen medizinischen Versorgung von Menschen mit Diabetes droht eine weitere Einschränkung. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sieht vor, moderne Insulinanaloga mit einem Festbetrag zu belegen:
Dieter Möhler: “ein Unding!”
„Patienten müssten dann die Differenz zu einem Mehrpreis des Normalinsulins selbst bezahlen – das ist ein Unding”, kritisiert der Bundesvorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB), Dieter Möhler. Diese mögliche Regelung trifft Typ-1- und Typ-2-Diabetiker, die Insulin spritzen, Pumpenträger jedoch nicht. Der G-BA plant für Humaninsulin und Insulinanaloga die Neubildung von drei Festbetragsgruppen: für kurzwirksame Insuline, langwirksame Basalinsuline und Mischinsuline.
Bundesausschuss will kosten sparen
Damit will das Gremium weitere Kosten in der Versorgung von Diabetikern sparen, denn Analoginsuline sind teurer als Humaninsulin. Von der Gruppenbildung ausgenommen sind allerdings die Durchstechflaschen für Insulinpumpen. Die geplante Neuregelung betrifft demnach Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes, die auf eine intensivierte Insulintherapie eingestellt sind und sich mit einem Insulinpen spritzen.
Kostengünstigere Insulinversorgung angesterbt?
Sabine Westermann vom DDB-Rechtsberatungsnetz geht davon aus, dass der G-BA damit jetzt auch eine kostengünstigere Insulinversorgung für Typ-1-Diabetiker erreichen will. Bei Typ-2-Diabetikern ist die Kostenübernahme von Analoginsulin nach den Verordnungsausschlüssen des G-BA durch Rabattverträge zwischen Kassen und Insulinherstellern geregelt.
Noch mehr Zuzahlungen für Insuline?
Sollten im aktuellen Fall die Pharmaunternehmen die Preise für ihre Analoginsuline nicht senken, drohen den Patienten weitere Zuzahlungen für möglicherweise anfallende Differenzbeträge, die gut im zweistelligen Euro-Bereich pro Insulinpackung liegen könnten. „Wer sich als Diabetiker Insulinanaloga mit dem Pen spritzt und sich das künftig nicht mehr leisten kann, muss auf Humaninsulin umgestellt werden”, so Möhler.
Gesundheitspolitischer Sparwahn ist unethisch
„Den gesundheitspolitischen Sparwahn auf dem Rücken der Patienten auszutragen, ist unethisch.” Der DDB-Bundesvorsitzende befürchtet auch, dass Ärzte dadurch vermehrt auf Insulinpumpentherapien ausweichen könnten, für die es keine Festbeträge geben wird. „Das könnte die ohnehin schon ablehnende Haltung der Kassen bei der Kostenübernahme von Insulinpumpen weiter verschärfen”, erklärt Möhler.
Therapiemöglichkeiten weiter eingeschränkt
Durch die Festbetraggruppenbildung werden Therapiemöglichkeiten eingeschränkt und medizinisch notwenige Versorgungsalternativen vorenthalten, erläutert Rechtsanwältin Sabine Westermann. „Sowohl schnellwirkende als auch langwirkende Insulinanaloga stellen eine therapeutische Verbesserung dar.”
Besser Lebensqualität durch Analoga
Ein deutlicher Unterschied der schnellwirkenden Analoginsuline gegenüber Humaninsulin zeige sich vor allem in der Verkürzung des Spritz-Ess-Abstandes. „Die daraus resultierenden Unterschiede in der Lebensqualität und Therapiezufriedenheit sind offenkundig und bedürfen deswegen keiner weiteren Nachweise durch Studien”, betont sie. Hier verweist Westermann auf das Recht der Selbstbestimmung und gleichberechtigten Teilhabe von Diabetikern am gesellschaftlichen und beruflichen Leben.
Schriftliche Kritik abgeschmettert
Ihre Kritikpunkte hat die DDB-Patientenvertreterin vor wenigen Tagen in einem Antrag gegenüber dem Unterausschuss Arzneimittel des G-BA schriftlich formuliert und auf eine Einstellung des Verfahrens gedrängt. Dieser Antrag wurde jedoch von vornherein abgeschmettert. „Die anderen Patientenvertreter des Gemeinsamen Bundesausschuss wollen sich diesem bis jetzt nicht anschließen. Und rein formal wird mir als Einzelperson vom G-BA verweigert, einen Antrag zu stellen.”
Isoliertes Antragsrecht, keine “Gleichschaltung”!
Eine Änderung der Geschäfts- und Verfahrensordnung des Bundesausschusses hat der DDB-Bundesvorsitzende schon im März 2010 beantragt: Es müsse ein isoliertes Antragsrecht für jeden themenbezogenen Patientenvertreter geben, nicht nur für die anerkannten Patientenorganisationen insgesamt. Darf der themenbezogene Vertreter nur Anträge in Abstimmung mit den anderen stellen, bedeutet dies „faktisch eine Gleichschaltung”, so Möhler.
Nicht im Interesse der Patienten
„Das mag im Interesse der Politik sein, nicht aber im Interesse der Patienten.” Diese Vorgehensweise sei „weder demokratisch noch rechtsstaatlich”, kritisiert er, bleibt aber optimistisch: „Die Klage hat daher hinreichend Aussicht auf Erfolg.” Dies könnte auch sämtliche älteren Entscheidungen des G-BA zu Leistungseinschränkungen im Diabetesbereich zu Fall bringen.
G-BA: Sitzung am 21. Februar
Der Beschluss zu den Festbetragsgruppen von Human- und Analoginsulinen wird am 21. Februar 2013 in der Plenumssitzung des G-BA verabschiedet (nach Redaktionsschluss). Der DDB hat dazu schon Protestaktionen angekündigt.
Verband “DDH-M” unterstützt DDB-Kritik
Auf der Website der Selbsthilfeorganisation Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes” (DDH-M) heißt es: “Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB) kritisierte das Vorhaben des G-BA kürzlich in einer Pressemitteilung. Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) schließt sich dieser Kritik an. Denn die Festbeträge würden für betroffene Patienten eine deutlichere finanzielle Mehrbelastung oder eine schlechtere Versorgung durch Humaninsulin bedeuten.”
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB)
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Behandlung
Diabetes und Auge: Retinopathie und Makulopathie vorbeugen
6 Minuten
- Eltern und Kind
Wintersport für Kinder mit Diabetes: Schnee, Sport und Insulintherapie – das geht!
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
bloodychaos postete ein Update vor 3 Tagen, 2 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
-
loredana postete ein Update vor 4 Tagen, 22 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
-

Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).